Darum brodelt es im Lüner Stadtquartier am Park
22-Millionen-Projekt
Handwerker warten auf ihr Geld, Probleme mit der Fassade: Das Lüner Bauprojekt „Stadtquartier am Park“ von Immobilienmakler Helmut von Bohlen und Bauunternehmer Peter Czub ist kurz vor der Fertigstellung ins Stocken geraten. Wir verraten, warum.

Das Hauptgebäude des Projekts Stadtquartier am Park von der Dortmunder Straße aus gesehen: Die Arbeiten stocken, weil Handwerker nicht mehr bezahlt werden.
Über 70 hochwertige Wohnungen sollten in dem 22-Millionen-Euro-Projekt am Lippeauenpark entstehen, „privilegiertes Wohnen“, wie es im Exposé heißt. Die meisten Wohnungen sind mittlerweile bezogen. Viele Eigentümer klagen jedoch schon jetzt über Mängel, unter anderem in der Fassade. Eine Eigentümerin, die namentlich nicht genannt werden möchte, sagt, dass die Tiefgarage schon feucht sei. So hochwertig, wie die Wohnungen angekündigt worden seien, seien sie am Ende nicht geworden – und auch die Einfahrt sei immer noch nicht fertig.
Probleme mit der Heizung
Eine andere sagt, dass unter anderem die Heizung immer noch nicht richtig einzustellen sei. „Es gibt viele Reklamationen, aber keine Reaktionen“, meint die Frau. Das bestätigt Lothar Pott, Beiratsvorsitzender von zwei der fünf Villen, wie die Häuser des Bauprojekts genannt werden. „Die Restarbeiten laufen sehr schleppend“, sagt Pott, „im Moment sieht man hier keinen Handwerker mehr“. Darunter leidet auch Manfred Königsmann, der eigentlich schon im Sommer 2016 in eine der drei letzten Wohnungen im Haupthaus an der Dortmunder Straße hätte einziehen sollen. „Jetzt kann mir keiner sagen, wann die Wohnung fertig wird.“ Auch der Bauverein hat Geld einbehalten, weil Mängel noch nicht beseitigt sind, wie Vorstandsmitglied Norbert Haeser bestätigt. Der Bauverein hatte die komplette Villa vier gekauft.
Dass nicht mehr gearbeitet wird, hat einfache Gründe: Die Handwerker werden nicht mehr bezahlt. Das sagt zum Beispiel Elektriker Christoph Stegerhoff aus Witten. Rechnungen über 42 000 Euro habe die Park-Concept, die gemeinsame Gesellschaft mbH von von Bohlen und Czub, noch nicht beglichen. Dass noch Geld aussteht, bestätigten auch mehrere Handwerker aus Lünen auf Anfrage, die jedoch nicht namentlich genannt werden wollen. Zwei weitere geben an, dass noch eine sechsstellige Summe – also jeweils mindestens 100 000 Euro – ausstehe.
Stillstand seit November
Die Beobachtungen vieler Eigentümer decken sich: Etwa Ende November ging es auf der Baustelle und mit den Reparaturen nicht mehr weiter. Das war zu der Zeit, in der Eigentümer Post von der Park-Concept bekommen haben. Ab sofort, hieß es dort, sei „aufgrund einer richterlichen Anordnung“ Peter Czub nicht mehr berechtigt, sich für die Gesellschaft zu äußern. Ab jetzt laufe alles über von Bohlen. Knapp drei Wochen später ist das wieder rückgängig gemacht worden. Das Amtsgericht äußerte sich am Mittwoch nicht zu dem Vorgang. Seitdem kursieren im Quartier jedenfalls Gerüchte darüber, wie es zu dem vermeintlichen Bruch zwischen den Geschäftsführern kam. Die wollten sich bis Mittwoch nicht dazu äußern.
Wohl aber zu den ausstehenden Rechnungen: „Es gab Unregelmäßigkeiten bei den Abrechnungen der Handwerker“, erklärt von Bohlen in einer mit Czub, der derzeit noch im Urlaub ist, abgesprochenen Stellungnahme: „Wir sind gerade dabei, das aufzuarbeiten. So lange werden wir kein Geld auszahlen, so lange können die Mängel auch nicht abgearbeitet werden.“ Mehr könne und wolle er im Augenblick nicht sagen.
Mehrere Eigentümer und auch Handwerker haben sich inzwischen einen Anwalt genommen. Zum Beispiel Elektriker Stegerhoff. Dessen Anwalt habe bestätigt, dass die Rechnungen prüfbar seien, die Arbeiten seien überdies vom Bauleiter abgezeichnet worden. Das bestätigen auch andere Handwerker: „Wir sind alle ratlos“, sagt Stegerhoff, viele hätten Angst, der Park-Concept sei das Geld ausgegangen. Das ist jedoch, wie es aus gut informierten Kreisen heißt, nicht der Fall. Wie lange die Prüfungen der Rechnungen noch dauern werden – wann es auf den Baustellen weitergeht? Auch das hat von Bohlen nicht gesagt.
So bestätigte ein Sprecher der Dortmunder Staatsanwaltschaft am Mittwoch auf Anfrage, dass wegen des Neubaus der Felix GmbH (Ulrike Schroer, Michael Ristovitch) an der Waltroper Straße gegen Czub ermittelt wurde. Erster Spatenstich dort war im Februar 2012.
Der Vorwurf: Wettbewerbsbeschränkende Absprachen bei Ausschreibungen. Demnach macht sich schon der strafbar, der bei einer Ausschreibung über Waren oder gewerbliche Leistungen ein Angebot abgibt, das auf einer rechtswidrigen Absprache beruht.
Das Verfahren wurde vor rund zwei Monaten gegen Zahlung von 20.000 Euro eingestellt.
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