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Ali Karakaya muss das Akropolis in Lünen schließen: „Tut in der Seele weh“
Corona-Krise
Im ältesten griechischen Restaurant Lünens gehen die Lichter aus. Zum 31. August wird das beliebte Lokal in der City schließen. Die Probleme hatten sich schon länger abgezeichnet.
Außer einer Geburt hat Ali Karakaya alles schon in seinem Restaurant Akropolis am Chistinentor 3 erlebt. Schöne und auch schreckliche Zeiten, wie er sagt. Jetzt sind sie eher traurig: Der Restaurantkaufmann, der das Lokal seit 24 Jahren führt, wird zum Ende des Monats die Türen schließen. „Das ist ganz schön hart für mich und sehr emotional“, sagt der 48-Jährige. Es tue ihm in der Seele weh. Aber das Herz sei das eine, der Verstand das andere.
Seit er vor wenigen Tagen seine Entscheidung bekannt gemacht hat, steht das Telefon bei ihm nicht mehr still. Viele Gäste wollen sich in der Akropolis bewirten lassen und noch einmal zwischen Gyros, Bifteki oder dem beliebten gemischten Grillteller wählen.
Seit 1976 gibt es das Restaurant. Es ist das älteste griechische Lokal der Stadt. Karakaya machte sich hier 1997 selbständig. Vorher hat er im Hotel am Stadtpark bei Riepe gelernt und ein Jahr im dazugehörigen Katharinenhof in Unna als Serviceleiter gearbeitet. Dann kam Akropolis, wo sich über die Jahre auch Freundschaften entwickelt haben. Manche hatten hier ihr erstes Date, später die Hochzeitsfeier und kamen dann mit ihren Kindern ins Restaurant. Sie alle hat Ali Karakaya mit begleitet.
Personalprobleme in der Gastronomie
Ende August ist Schluss, und das hat auch mit Corona und dem Lockdown zu tun. Geld sei nur im November und Dezember geflossen. Karakaya habe seine vier Mitarbeiter trotzdem behalten. Die beiden Köche gingen in Rente, halfen aber weiterhin mit. Neue Köche zu finden, sei schwierig. Viele hätten sich in der Corona-Krise neu orientiert. Karakaya hätte sie anlernen und die beiden Köche trotzdem weiterbezahlen müssen, dafür fehlte ihm zum Schluss das Geld. Das Ersparte geht zur Neige. Deshalb der Schlussstrich. Der sei traurig, aber Tatsache.
Nur zehn der 15 Tische im Restaurant kann er in Corona-Zeiten besetzen, draußen sind es nochmal zwölf. Bei schlechtem Wetter fallen die weg. Das reiche nicht mehr. Auch der Außer-Haus-Verkauf während des Lockdowns habe nicht geholfen. Dabei hatte Karakaya erst vor sechs Jahren komplett renoviert. Filzteppich raus, neuer Boden rein und die Theke neu gemacht. Der rustikal-moderne Stil sei bei den Kunden angekommen. Ali Karakaya ist den Tränen nahe. Doch seine Entscheidung ist gefallen. Wie seine Zukunft aussieht, weiß er noch nicht.
„Nicht abzusehen, was kommt“
Thorsten Lachmann von der Lüner Gefromm-Gruppe ist ein profunder Kenner der Gastro-Szene. Er ist zwar froh, dass ein Großteil der Lüner Gastronomie nach dem Lockdown wieder geöffnet hat, doch er sagt auch: „Es ist noch nicht abzusehen, was da noch auf uns zukommt.“ Damit meint er die Situation im Herbst mit vielleicht wieder neuen Regeln. Die ersten beiden Monate nach dem Lockdown seien für die Gastronomie zwar umsatzmäßig gut gewesen, könnten aber die Zeit davor nicht kompensieren. Tendenziell gingen die Inhaber auf dem Zahnfleisch, weil sie aufgrund der Personalnot in der Branche selbst sechs bis sieben Tagen arbeiteten.
Für die Akropolis ist er allerdings zuversichtlich. Es würden Gespräche mit einem potentiellen Nachfolger geführt. Die seien aussichtsreich. Näheres werde sich in den nächsten zwei Wochen ergeben. Das Restaurant werde wohl in griechischer Hand bleiben.

Ein Bild aus guten Tagen: Ali Karakaya (l.) feiert mit seinem Restaurant „Akropolis" den 20. Geburtstag. Thorsten Lachmann gratuliert ihm dafür im Namen der Firma Gefromm. © Marie Ahlers (A)
Karakaya hofft, dass es im Oktober dann weitergeht. Im September wären ohnehin Betriebsferien gewesen. Jetzt haben alle Kunden mit Gutscheinen noch die Chance, diese bis zum 31. August einzulösen. Seine Mitarbeiter jedenfalls hätten schon andere berufliche Möglichkeiten in Aussicht: in der Gastronomie.
Lünen ist eine Stadt mit unterschiedlichen Facetten. Nah dran zu sein an den lokalen Themen, ist eine spannende Aufgabe. Obwohl ich schon lange in Lünen arbeite, gibt es immer noch viel zu entdecken.
