Ali Karakaya, Inhaber des Akropolis am Christinentor (Archivbild), hat mit solch harten Maßnahmen nicht gerechnet.

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Akropolis-Wirt sauer: „Wir sind nicht das Übel, aber wir werden bestraft“

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Die neuen Corona-Beschränkungen treffen die Lüner Gastwirte. Viele sind verärgert, andere resigniert. Einer erwartet am Wochenende noch mal volles Haus. Wir haben uns bei Gastronomen umgehört.

Lünen

, 30.10.2020, 11:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ab Montag (2. November) gibt es einen erneuten Lockdown. Während neben dem Einzelhandel diesmal unter anderem auch die Friseure geöffnet bleiben dürfen, müssen Freizeiteinrichtungen und auch Restaurants und Imbisse mit Sitzgelegenheit erneut schließen. Viele Leute scheinen das Essen-Gehen am kommenden Wochenende noch einmal genießen zu wollen. Zumindest berichtet Ronny Berger, Inhaber des Café Kleinschmidt in der Goldstraße: Für den Samstag vor dem Lockdown seien fast alle Tische vorbestellt. „Es wird mehr los sein, als in all den Monaten zuvor“, sagt er.

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Viele Gastronomen befinden sich in einer Art Schockzustand. Nach all den Bemühungen in den vergangenen Monaten jetzt das. Elena Balaroura, Inhaberin des Kreta Grill in Lünen-Süd, ist aber sogar richtig erleichtert. „Mir tut das für die anderen Gastronomen leid“, sagt sie, „aber ich finde es die richtige Entscheidung.“ Da sie unter Asthma leidet, gilt sie als Risikopatientin. „Die Leute hier halten sich an nichts. Und jedes Mal, wenn ich Essen an den Tisch gebracht habe, war ich gefährdet.“ Durch die zur Lüftung offenen Türen und die Luftabzugsanlage hinter der Theke sei das Essen schneller kalt gewesen, als sie es habe einpacken können. Jetzt nur noch auf telefonische Bestellung Essen zuzubereiten, bedeutet für Elena Balaroura eine echte Entspannung.

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2000 Essen verloren gegangen

Marlies Niemann, die mit ihrem Bruder den Bürgerkrug in Brambauer bewirtschaftet, reagiert verständnisvoll. „Uns sind bald 2000 Essen verloren gegangen. Auch ohne Lockdown kamen in den letzten Monaten weniger Leute und die die kamen, blieben kürzer. Den meisten Umsatz machten wir immer mit Familienfeiern, die es ja auch kaum noch gibt und ein großes Loch hinterlassen.“

Während ihre Einkünfte über den Sommer schon bei nur 50 Prozent lagen, rechnet sie für den erneuten Lockdown mit einem Umsatz von lediglich 20 Prozent, den die Gaststätte mit ihrem Außer-Haus-Verkauf erzielen kann.

„Wir haben noch ein Zelt gekauft und Heizstrahler. Und alles was gemacht werden muss, haben wir gemacht“, sagt Niemann. „Wir waren sehr konsequent und haben die Auflagen streng umgesetzt.“ Die Gäste, die kamen, fanden das gut und fühlten sich sicher, so die Wirtin. „Ich habe Verständnis dafür, dass etwas getan werden muss, um die Situation in den Griff zu bekommen. Aber wir haben eben große finanzielle Einbußen und ich glaube auch nicht, dass es bei den vier Wochen bleiben wird.“

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In Dietmar Lindenbaums Bistro Udi am Roggenmarkt ist schon länger kaum noch was los. Sein Konzept „Fashion und Bistro“, Schoppen und Frühstück miteinander zu verbinden, zieht seit der Maskenpflicht im Einzelhandel auch schon nicht mehr. Einen Take-Away-Service anzubieten, lohne sich deswegen nicht.

„Ich bin immer noch geladen“

Ali Karakaya, Inhaber des Akropolis am Christinentor, ist wütend. „Ich bin immer noch geladen und sehr emotional“, sagt er am Donnerstagnachmittag. „Ich habe auch ehrlich nicht mit diesen Maßnahmen gerechnet. Wir halten uns an die vielen Regeln.“ Bei ihm seien die Listen zur Kontaktnachverfolgung nie abgefragt worden, sodass er davon ausgeht, dass es niemanden gibt, der sich in seinem Restaurant angesteckt hat. „Wir sind nicht das Übel, aber wir werden bestraft“, fasst er seine Stimmung in Worte.

Und auch Alexander Ruscher, Inhaber von Omi´s Deele und „Zum Kamin“ ist geladen: „Ich finde das komplett unverständlich“, sagt er. „Ich habe noch im Juli viel investiert, zum Beispiel in Plexiglasscheiben. Und hier hat sich keiner angesteckt. Am Eingang hatten wir einen Türsteher, um die Personenzahl zu begrenzen und wir haben uns an alle Hygienevorschriften gehalten.“