Diese Nachricht kommt so ein wenig aus dem Nichts. Am Rande des verlorenen Derbys gegen BW Alstedde verkündet Almir Halilovic als Trainer des VfB Lünen völlig überraschend, dass ein Rückzug der ersten Mannschaft aus der Kreisliga A2 Dortmund im Raum steht.
Text erschien bereits am 1. September
Dieser Text erschien bereits am 1. September unter dem Titel „Große Unruhe beim VfB Lünen: Weitere Spieler verlassen den Verein - Rückzug steht im Raum“ und wurde im Rahmen unserer Reihe zu den meistgelesenen Texten im Jahr 2024 im Kreis Unna noch einmal veröffentlicht.
Der Blick auf die Aufstellung vom vergangenen Freitagabend verhieß bereits nichts Gutes. Viele Kicker in der Startelf waren für den Lüner Fußballfan durchaus Unbekannte. „Uns haben heute insgesamt 13 Leute gefehlt“, erklärte Almir Halilovic. „Wir haben mit drei Altherrenspielern und vier Spielern aus der zweiten Mannschaft aufgefüllt.“
Danach wurde der Coach sogar noch deutlicher: „Wir werden in den nächsten zwei, drei Tagen entscheiden, ob der VfB Lünen und diese erste Mannschaft noch weiterbestehen. Wir haben das Spiel heute nicht antreten wollen, aber wir haben es für den Verein gemacht, damit er den Umsatz hat.“
Deshalb liefen die Süder auch auf, hatten aber von Beginn an keine wirkliche Chance gegen eines der besten Teams der Kreisliga. Zwar wehrte sich der VfB nach Kräften und bekam dafür auch Lob von Gäste-Coach Hasan Ekici, doch an der klaren 0:5-Packung änderte das nichts. „Sportlich will ich eigentlich gar nicht so viel dazu sagen. Danke an die Jungs, die da waren, trotz dessen, was wir hier in den letzten zehn Tagen erlebt haben“, erzählte Almir Halilovic nach dem Derby.

Genauer wollte der Trainer zunächst nicht ins Detail gehen. Mehr Informationen sollte Sascha Kusserow vermelden, der letzte Verbliebene aus dem alten Vorstand der Lünen-Süder. Im Telefonat bringt er noch am Derbyabend ein wenig Licht ins Dunkel.
„Wir haben sowieso schon einen sehr dünnen Kader und jetzt werden vermutlich noch zwei weitere Spieler den Verein verlassen“, erklärt Kusserow.
Sascha Kusserow prägt Neuanfang
Von einem wahrscheinlichen Rückzug möchte Sascha Kusserow aber nicht sprechen. „Wir müssen nur die Ziele anders setzen. Wenn ich mich hier umschaue, ist das wirklich ein tolles Bild. Wir hatten heute 400 oder 450 Zuschauer am Platz, jetzt (gegen 22 Uhr, Anm. d. Red.) sind es immer noch etwa 120. Der VfB ist so ein familiärer Verein, das ist dann eben Kreisliga. Wenn es dann eben in der Kreisliga B weitergehen würde, wäre das auch nicht schlimm“, erzählt Kusserow. „Der Verein lebt. Das ist das Wichtigste.“
Schon zuletzt hatte er erklärt, dass sich der VfB Lünen neu aufstellen möchte. Spätestens zur kommenden Saison soll besonders im finanziellen Sektor ein harter Schnitt gemacht werden, es soll sich vermehrt auf die Jugend im Süden der Stadt konzentriert werden. Im Zweifel auch mit Spielgemeinschaften. In naher Zukunft soll dann auch ein neuer, kompletter Vorstand vorgestellt werden.
Rückzug in die Kreisliga B?
So richtig passt aber eben die Unruhe rund um die erste Mannschaft nicht in das Bild. Denn am Sonntag, zwei Tage nach der harten Derby-Niederlage, geht Trainer Almir Halilovic nochmal ein bisschen näher ins Detail und erzählt die Umstände, die ihn und das Team in den vergangenen Tagen dazu bewegt haben, beinahe gar nicht zum Duell gegen BWA anzutreten.
„Ich kann gewisse Spieler verstehen, die den Verein verlassen. Das ist gar kein Problem, alles okay. Es wurden andere Sachen versprochen, andere Spieler wurden geholt unter anderen Voraussetzungen“, so Halilovic.
Dennis Wagner zum Beispiel wurde zuletzt aus dem Team geworfen, nachdem er sich mit dem Coach zerstritten hatte. Der Sommer-Neuzugang wollte nicht weiter trainieren, weil vereinbarte Aufwandsentschädigungen nicht gezahlt worden seien. Auch Adam Surmiak verließ die erste Mannschaft nur wenige Wochen nach seinem Wechsel.

„Ich bin für das Sportliche zuständig, das Kaufmännische kann mir eigentlich egal sein, wenn ich ehrlich bin. Und ich bleibe dabei, ich stehe hinter der Mannschaft. Allgemein hätten wir Freitag das Spiel gar nicht antreten dürfen, ich konnte in den letzten zehn Tagen nicht mehr richtig trainieren“, ist Almir Halilovic ehrlich.
„Alles hängt so ein bisschen hinterher. Viele Spieler wollten nicht weitermachen. Da musste ich viele Gespräche führen, dass sie doch weitermachen, erstmal bis zum Winter. Das ist wirklich vogelwild. Ich habe schon vieles mitgemacht im Amateurbereich. Aber das, was gerade passiert, das raubt mir auch die letzten Nerven.“
Almir Halilovic fehlen die Basics
Worum es genau geht, will der Süder nicht komplett verraten. „Mir geht es um ganz einfache Basics. Trikots waschen, saubere Leibchen am Platz haben. Da hat der Verein jetzt noch ein bisschen Zeit, das auf die Beine gestellt zu bekommen. Wenn das trotzdem nicht funktioniert, sieht es bald auch von meiner Seite ganz schlecht aus“, sagt Almir Halilovic.
Immer wieder betont der VfB-Trainer, dass es ihm nicht um das Geld gehe. Es seien andere Dinge, die im Süden der Lippestadt einfach nicht funktionieren würden. „Da muss jetzt von der Vorstandsseite mehr kommen. So wird es nicht mehr weitergehen“, sagt er und lobt dabei mehrfach die Jungs, die sich eben trotzdem noch am Freitag gegen Alstedde auf den Platz gestellt haben.
„Die Mannschaft hat so einen reinen Charakter. Die Jungs, die noch da sind, das sind alle ganz feine Jungs. Man kann denen gar nichts vorwerfen. Wir sind immer 14, 15 Mann beim Training, da träumen einige von“, weiß der Coach.
Wie die Zukunft beim VfB aussieht, scheint völlig offen zu sein. Ein Gespräch am Montagabend (2. September) zwischen allen Beteiligten wird erste Kenntnisse bringen.