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Traum von Olympia 2024 in Paris: Lüner Boxer kämpft sich in die deutsche Box-Elite
Ernährung
Proteine zählen und die perfekte Abstimmung von Essen und Training – All das ist heute der ganz normale Alltag für einen Lüner Boxer. Doch der Weg für den gebürtigen Werner war lang.
Erst mit 16 Jahren stand Dariusz Lassotta zum ersten Mal bei einem Boxkampf im Ring und wusste danach direkt: „Das will ich professionell machen.“ Damals ist er mit einem Gewicht von 84 Kilo an den Start gegangen. Heute boxt er in der Schwergewichtsklasse. Doch bis es soweit war, mussten er und sein Körper viel durchmachen.
Ungesundes ab- und wieder zunehmen, acht Kilo mehr auf der Waage innerhalb von zwei Wochen. Alles essen, was einem schmeckt, aber nicht wirklich Kraft für die Kämpfe im Ring gibt. Training in Schwitzanzügen und danach noch in die Sauna. 2019 dann ein Maximalgewicht von 114 Kilo. In dieser ganzen Zeit spielte die richtige Ernährung nie wirklich eine große Rolle. All das hat der 23-Jährige aber hinter sich gelassen.
Superschwergewicht nicht mehr die richtige Klasse
Ein Wettbewerb in Australien brachte den Boxer das erste Mal zum Nachdenken. Vor Ort sprach ihn der jetzige Präsident des deutschen Boxsportverbandes, Erich Dreke, an und gab Lassotta den Rat, dass das Superschwergewicht nicht das Richtige für ihn sei, sondern die Schwergewichtsklasse. „Ich dachte mir nur, wie soll ich das denn machen. Wie man vernünftig abnimmt, wusste ich ja gar nicht“, erklärt er.
Mit Hilfe des Ernährungsberaters Almir Hodzic entwickelt Lassotta Ende 2019 ein Konzept, mit dem er nachhaltig Gewicht verliert. Der Lüner Boxer hätte sich gewünscht, dass schon viel früher jemand an seiner Seite gestanden hätte – auch wenn er bei vielen Dingen „unbelehrbar“ gewesen sei. 22 Kilo mussten also runter, ein ganzes Stück Arbeit für den damals 21-Jährigen.
Gesundes und langfristiges Abnehmen mit einem Ernährungsberater
Zu Beginn schrieb Hodzic ihm noch einen Ernährungsplan und erklärte dem Boxer jede Mahlzeit sowie das Verhältnis von Proteinen, Kohlenhydraten und Fetten. „Ich habe ihn dann ständig gefragt, ob ich jetzt ein Bonbon essen darf oder nicht und mich wie ein Anfänger angestellt.“

Seit 2019 arbeitet Dariusz Lassotta mit dem Ernährungsberater Almin Hodzic zusammen. © privat
Im Juni 2020, also acht Monate später, hatte Lassotta dann sein Zielgewicht von 92 Kilo erreicht. „Ich hätte das viel schneller machen können. Aber ich wollte, dass es vernünftig abläuft. Und es hat mir auch Spaß gemacht“, erinnert sich der gebürtige Werner. Zwischendurch standen zudem immer wieder Kämpfe in der ersten Bundesliga an, sodass er sich nicht nur auf das Abnehmen konzentrieren konnte, sondern auch Leistung im Ring bringen musste. Dafür brauchte er die entsprechend energiebringende Ernährung.
Komplette Anpassung an das Training und die Intensität
Heute hat Lassotta keinen festen Essensplan mehr. Was genau auf seinem Teller landet, hängt vor allem von den Trainings- und Ruhephasen ab. Sonntags bekommt er immer einen Plan, was in der kommenden Woche für Einheiten anstehen – mal trainiert er dabei seine Kraftausdauer, an andere Tagen wird mit extrem hoher Intensität geboxt.
Daran passt der 23-Jährige seine ganze Ernährung an und isst deswegen auch nicht immer das Gleiche. Grundsätzlich achtet er aber auf einen bestimmten Proteingehalt, 160 bis 180 Gramm sollten es bestenfalls am Tag sein. Falls dieser Wert abends mal nicht erreicht ist, gibt es für Lassotta noch einen Eiweißshake oder einen Proteinriegel.
Nahrungsergänzungsmittel stehen mit auf dem Speiseplan
Kohlenhydrate isst der Boxer je nachdem, wie hart die anstehende Trainingsbelastung wird. Nudel stehen aber beispielsweise gar nicht so oft auf der Speisekarte. „Ich merke das durch Wassereinlagerungen sofort auf der Waage mit bis zu einem Kilo mehr“, erklärt er. Gerade vor einem wichtigen Kampf, bei dem Lassotta nicht mehr als 92 Kilo wiegen darf, ist jedes zusätzliche Gewicht sträflich.
Ein wichtiger Bestandteil in seinem sportlichen Alltag sind für Dariusz Lassotta auch verschiedene Nahrungsergänzungsmittel. Früher habe er nie viel von diesen Produkten gehalten, doch mit der Zeit machte er die Erfahrung, dass sie ihm wirklich helfen. Vor allem, weil der Lüner Boxer ein extremes Pensum von elf Einheiten pro Woche bewerkstelligen muss. „Ich schwitze währenddessen so viel und verliere enorm an Elektrolyte. Ohne da nachzuhelfen, hat man keine Chance und geht kaputt“, erklärt er.
Nur die richtige Ernährung reiche bei Profisportlern einfach nicht mehr. „Das Zusammenspiel ist wichtig, da hole ich noch mal 20 bis 30 Prozent aus meinem Körper raus.“
Disziplin und der Gedanke an den Traum stehen immer im Fokus
Mit der Zeit hat Dariusz Lassotta seiner Ernährung immer mehr Bedeutung beigemessen. Damit geht aber auch der Verzicht von bestimmten Dinge einher. Noch mal eben mit Freunden in die Pommesbude gehen oder bei Familienfeiern richtig zuschlagen, sei da nicht ständig drin – vor allem nicht in der Wettkampfphase. „Ich achte dabei eben nicht auf die ganzen Nährwerte. Und das merke ich dann schon relativ schnell“, erklärt er.
Disziplin ist deswegen das A und O. Der 23-Jährige führt sich immer wieder seinen Traum vor Augen, derzeit sind das die Olympischen Spiele 2024. Der Gedanke „Ach, ich esse einfach alles“, rücke dann schnell in den Hintergrund. Doch es gibt auch Tage, wo Lassotta richtig sündigt, einen „Cheat-Day“ macht. Das brauche er mal für den Kopf. „Ich schalte währenddessen einfach ab. Dieser mentale Aspekt ist ja auch wichtig, denn Leistungsdruck spielt eine große Rolle.“
Lüner Boxer hat in Sachen Ernährung noch nicht ausgelernt
Die Umstellung, die Lassotta in den vergangenen zwei Jahren durchgemacht hat, scheint Früchte zu tragen. Denn bis 2019 hat der Lüner Boxer, wie er selbst sagt, „international keine Rolle gespielt“. In diesem Jahr standen neben der Box-EM, sowie dem Cologne World Cup auch die Weltmeisterschaft in Serbien an. Dort wurde der 23-Jährige als Deutschlands Nummer eins gesetzt.
Für ihn habe sich die harte Arbeit definitiv ausgezahlt – in Bezug auf sein Training und seine Ernährung. Lassotta betont dabei klar, dass er alleine nie so weit gekommen wäre. „Ohne Almin hätte ich das nicht geschafft. Er hat mich wirklich stark motiviert.“ Ausgelernt habe der gebürtige Werner aber noch nicht. Er probiere beim Thema Essen immer mal wieder neue Sachen aus. „Ich bin auf dem richtigen Weg und stolz darauf, was ich bereits geschafft habe“, resümiert Lassotta seinen Wandel.
Seit 2016 hat mich der Lokaljournalismus gepackt. Erst bei der NRZ und WAZ gearbeitet, dann in Hessen bei der HNA volontiert. Nun bei den Ruhr Nachrichten als Redakteurin zu Hause. Wenn ich nicht schreibe und recherchiere, bin ich in den Bergen beim Wandern und Klettern unterwegs.
