Das Jahr 2024 biegt auf die Zielgerade ein. Vielerorts ist es dann an der Zeit, auf die Geschehnisse der letzten Monate zurückzublicken. Einer, der in letzter Zeit viel erlebt hat, ist Sascha Kusserow.
Mein Jahr 2024 mit Sascha Kusserow
Der Unternehmer gehört zum Inventar des VfB Lünen. Wann immer es seine Zeit erlaubt, verbringt er seinen Sonntag am Sportplatz an der Dammwiese. Und als es im Sommer bei den Südern drunter und drüber ging, da übernahm er – wieder einmal – Verantwortung in seinem Verein.
Unter seiner Federführung versammelten sich die alteingesessenen Mitglieder des Klubs und führten ihn in ruhige Gewässer. „Es gibt immer zwei Möglichkeiten, wenn man sieht, dass etwas nicht rund läuft. Es ist einem egal und man guckt weg. Oder man packt an. Und da mir der VfB Lünen am Herzen liegt, konnte ich nicht wegsehen. Also habe ich mit den treuen Seelen des Klubs ein Team aufgestellt, welches die Geschicke jetzt leitet“, berichtet Kusserow.
Finanziell hatte sich der VfB Lünen verhoben, etliche Spieler waren nicht mehr bereit, für den Klub aufzulaufen. Kurz vor dem Saisonstart schien unklar, in welche Zukunft der Verein sich bewegt. Sogar ein Rückzug stand für eine gewisse Zeit im Raum.

Dass es am Ende anders kam und der VfB Lünen im Winter im gesicherten Mittelfeld der Kreisliga A2 steht, ist auch ein Verdienst von Sascha Kusserow. Wie er das gemacht hat?
Dazu sagt er: „Es war ein ruppiger Start im Sommer. Aber der Verein steht jetzt auf einer soliden Basis. Wichtig ist, dass er nicht über seinen Verhältnissen lebt. Das ist in der Vergangenheit leider passiert, aber davon sind wir weg. Hier werden keine Versprechungen gemacht, die wir nicht einhalten können. Und wir werden das auch noch weiter optimieren. Ich habe mein Netzwerk und kann vielleicht die ein oder andere Tür öffnen. Das mache ich gerne für den Klub. Wichtig ist aber, dass wir eine gesunde Kreisliga-Mannschaft auf die Beine stellen. Ohne großen Aufwendungen. Der Fußball muss ein Hobby bleiben und keine Einnahmequelle.“
Vorsitzender des VfB Lünen
Kurzfristig steht dabei für ihn nun der Klassenerhalt in der A-Liga auf dem Wunschzettel. Wohin es dann gehen soll, zeigt er auch direkt auf: „In der Dortmund Liga ab 2026 wären wir schon gerne dabei. Darauf arbeiten wir hin. Das ist eine spannende Geschichte und wir möchten ein Teil der Premiere sein.“ Langfristig aber wünscht sich Kusserow einen Dialog der Lüner Vereine. Mit Sorgenfalten beobachtet er nämlich die aktuelle Entwicklung im Fußball.
„Die Fußballwelt verändert sich gerade. In Lünen kommen im Sommer 30 A-Jugendliche auf den Markt für die Senioren. Wir haben aber acht, neun Mannschaften mit mehreren Herrenteams. Man wird sich perspektivisch an einen Tisch setzen müssen. Wir werden Lösungen brauchen, um weiter guten Fußball in der Stadt anbieten zu können. Das Problem ist, die Vereine sich geografisch am nächsten sind, die verfeinden sich gefühlt immer am meisten“, so der 49-Jährige.
Mitglied der Ruhrpotthelden
Der abschließend in dieser Thematik sagt: „Wenn wir in Lünen so weitermachen wie aktuell, dann laufen wir Gefahr, unsere Stadtmeisterschaft in der Halle zum Beispiel in fünf Jahren nur noch mit sechs Mannschaften zu spielen. Da muss man sich einmal seine Gedanken machen. Man merkt ja leider auch, dass es immer schwerer wird, ehrenamtliche Helfer zu finden. Aber ohne Leute, die sich an den Grill stellen oder mal durch die Kabinen wischen, wird es immer schwerer, die Vereine am Leben zu halten. Da wird Geld nicht immer alles regeln können. Das ist eine bedenkliche Entwicklung. Und wie nachhaltig das ist, das können wir sehr oft in der Zeitung lesen, wenn sich wieder ein Verein verhoben hat.“

Über die Lüner Stadtgrenzen hinaus, darf Kusserow derzeit seinen fußballerischen Traum leben. Auch das hat für ihn in diesem Jahr einen großen Teil seiner Zeit eingenommen. Mit den Ruhrpotthelden rund um Ex-Profi Ingo Anderbrügge darf er quer durch das Ruhrgebiet touren und zu Benefiz- oder Freundschaftsspielen antreten.
„Da kommt immer wieder der kleine Junge in mir durch. Das ist das Beste, was mir passieren konnte“, freut sich Kusserow. Und sagt weiter: „Dass ich mit meinen Fähigkeiten mal in einer Kabine mit Welt- und Europameistern sitzen darf und ein vollwertiges Mitglied bin, das hätte ich mir nie erträumt. Man bekommt da schon große Augen, wenn man sieht, mit wem man sich da das Spielfeld teilen darf. Ich genieße jeden einzelnen Moment.“
Sascha Kusserow lebt seinen Traum
Sogar Autogrammwünsche wurden dabei schon an ihn herangereicht: „Es ist richtig niedlich, wenn nach einem Spiel Kinder auf einen zukommen und eine Unterschrift von mir haben wollen. Die kennen mich zwar überhaupt nicht. Und ich frage auch immer erst, ob sie irgendeine Ahnung haben, wer ich denn sein könnte. Aber ich fühle mich dabei immer sehr geschmeichelt. Früher als Kinder haben wir doch alle davon geträumt, nach einem Spiel Autogramme zu schreiben.“
Und wenn es nach Sascha Kusserow geht, dann darf der Traum gerne noch ein bisschen weiter gehen. Neben dem Beruf und der Zeit mit seiner Familie nimmt der Fußball einen großen Teil seiner Freizeit ein. Eigentlich sollte damit bald Schluss sein. „Ich werde nächstes Jahr 50 Jahre alt. Eigentlich habe ich immer gesagt, das ist eine gute Zeit, um mich aus dem Fußball zu verabschieden“, berichtet Kusserow. Der dann aber mit einem lauten Lachen abschließend sagt: „Vielleicht ist es ja dann mit 55 so weit.“