Lüner SV möchte ein neues Kapitel aufschlagen Imdat Acar über Vorwürfe und das Selbstverständnis

Lüner SV möchte ein neues Kapitel aufschlagen: „Erste Mannschaft soll Aushängeschild der Stadt sein“
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Ein neues Zeitalter soll bei den Fußballern des Lüner SV anbrechen. Nicht nur, dass die Zusammenarbeit mit dieser Redaktion wieder aufgenommen wird, ganz besonders auf der administrativen Ebene soll nun nur noch nach vorne geschaut werden. In drei Texten hatte dieses Medienhaus über interne Probleme beim Westfalenligisten berichtet, seitdem gab es keine Zusammenarbeit zwischen dieser Sportredaktion und dem Lüner SV.

Vorwürfe gegenüber Lüner SV

Der LSV-Vorsitzende Imdat Acar betonte, dass „wir nach konstruktiven Gesprächen mit der Chefredaktion und dem Lüner Sportredakteur Nico Ebmeier die bestehenden Unstimmigkeiten beseitigt haben und wir in der Zusammenarbeit wieder zum normalen Tagesgeschäft übergehen können. Von unserer Seite ist der Schlussstrich gezogen.“

Viele Spieler kritisierten die Vorstandsebene in der Berichterstattung wegen ausstehender Gehälter und fehlender Wertschätzung. „Es ist uns wichtig zu betonen, dass alle Verträge, die gemacht wurden, auch eingehalten beziehungsweise erfüllt worden sind und wir unserer Fürsorgepflicht den Spielern gegenüber nachgekommen sind“, möchte der Lüner-SV-Vorsitzende Imdat Acar zu Beginn klarstellen.

Vor etwas weniger als einem Jahr übernahm er wieder die Geschicke beim Westfalenligisten, davor war der Vereinsvorsitzende aus persönlichen Gründen kürzergetreten. Beratend unterstützt wird er dabei von LSV-Urgestein Arno Franke.

Laut Aussage des ersten Vorsitzenden wurde „auch allen Spielern, die seit meiner Abwesenheit beim Lüner SV einen Vertrag unterschrieben haben, die vereinbarten Prämien und Gehälter vereinbarungsgemäß gezahlt.“ Unstimmigkeiten seien (außergerichtlich) geklärt worden.

Imdat Acar steht am Spielfeldrand.
Imdat Acar ist Vorsitzender des Lüner SV. © Sprenger

Dass verschiedene Ex-LSV-Kicker sich nun eben über willkürliche Kürzungen oder ausstehende Gelder beschwert hätten, verstehe der Vorsitzende deshalb nicht. Durchaus habe es Kürzungen gegeben, weil Spieler nicht beim Training oder Spiel erschienen seien, das sei aber eben laut dem Verein auch vertraglich festgehalten worden.

„Nachzulesen sind alle Gründe für Kürzungen bei Gehalts- und Prämienzahlungen in den persönlichen Verträgen jedes einzelnen Spielers, die von ihnen eigenhändig unterschrieben und somit akzeptiert worden sind“, heißt es vom Lüner SV dazu ganz deutlich.

Zahlung von Corona-Überbrückungshilfe fehlt

Darüber hinaus wartet der Lüner SV weiterhin auf Zahlungen der Corona-Überbrückungshilfe, das hat auch die Pressestelle der Bezirksregierung Arnsberg gegenüber unserer Redaktion bestätigt. Die Schlussabrechnung des LSV zähle demnach „zu den circa 20.000 Schlussabrechnungen, die (...) eingegangen sind und noch nicht vollständig bearbeitet werden konnten“, heißt es von Pressesprecherin Anja Gladisch. Nach Aussage des Vereins stehe noch eine Summe im hohen vierstelligen Bereich aus.

In einem offenen Gespräch zwischen Imdat Acar, Arno Franke und dem Lüner Sportredakteur Nico Ebmeier nahmen die Verantwortlichen außerdem dazu Stellung, dass sich die mittlerweile gewechselten Spieler über fehlende Wertschätzung seitens der Führungsebene beschwert haben und führten Beispiele für gegenteiliges Verhalten an.

„Einem dieser Spieler haben wir zum Beispiel durch eine Gehaltserhöhung, die vorher nicht vereinbart worden war, geholfen, eine selbst verschuldete finanzielle Schieflage schnell zu lösen“, erklärt der Vereinsvorsitzende.

Zwei Spieler im Zweikampf.
Der Lüner SV, mit Tarik Kurt, ist schlecht in die Westfalenliga-Saison gestartet. © Stephan Schütze

Stattdessen sollen in Schwansbell seit dieser Saison viele junge, leistungswillige und entwicklungsfähige, (oft in der Region noch unbekannte) Kicker auflaufen, die nach dem großen Umbruch im Sommer in das Team von Neu-Coach Hayrettin Celik geholt wurden.

„Deswegen haben wir in Athavan Varathan einen Sportlichen Leiter verpflichtet, der ein entsprechendes Händchen für diese jungen Spieler hat, die sich bei uns entwickeln sollen. Es kann nicht sein, dass wir jedes Jahr wieder 14, 15 Spieler austauschen. Wir wollen eine kontinuierliche und strukturierte Aufbauarbeit und somit die Basis für eine erfolgreiche Zukunft schaffen“, sagt Berater Arno Franke. „Wir wollen ein Gerüst aufbauen, das zusammen passt, und uns dann im Sommer oder Winter nur nochmal ganz punktuell verstärken.“

Verein will „Aushängeschild in Lünen“ sein

Es soll eben ein neues Zeitalter anbrechen beim Westfalenligisten, der in dieser Saison allerdings noch keinen Sieg einfahren konnte und auf dem vorletzten Tabellenplatz steht. Am Sonntag (Anstoß: 15.15 Uhr) steht das wichtige Heimspiel gegen den DSC Wanne-Eickel an. Ein Abstieg soll natürlich mit aller Macht verhindert werden, „vielleicht können wir dann wieder in zwei, drei Jahren an die Oberliga denken“, sagt der Vorsitzende Imdat Acar.

„Die erste Mannschaft des Lüner SV soll natürlich ganz klar das Aushängeschild in Lünen sein, das ist eine Selbstverständlichkeit“, macht Berater Arno Franke deutlich. „Aber wir wollen auch wieder ein anderes Verhältnis zu den anderen Vereinen in der Stadt aufbauen. Wir sehen gerade zum Beispiel in der A-Jugend, wie schwierig die Situation ist. Da müssen vielleicht mal alle an einen Tisch kommen, über den eigenen Tellerrand schauen und an sinnvolle Spielgemeinschaften denken. Oder dass man sich bei gewissen Mannschaften eben gegenseitig hilft. Der Lüner SV ist da immer für Gespräche bereit.“

Westfalenliga 2: Lüner SV gegen DSC Wanne-Eickel

Imdat Acar und Arno Franke machen während des Treffens mehrfach klar, dass der LSV wieder offener und näher an der Basis handeln will. „Wir wollen wieder eine verschworene Gemeinschaft auf dem Platz und wieder viel engere menschlich persönliche Kontakte zwischen Trainerteam, Betreuern, Spielern und allen Vorstandsmitgliedern“, so Franke.

„Auch, wenn die Jungs mal schlecht gespielt haben, müssen wir sie einfach mal in den Arm nehmen und wieder aufbauen. Wir wollen die Spieler unterstützen, wenn sie auch Hilfe im Privatleben benötigen. Sie sollen Spaß haben, beim Lüner SV Fußball zu spielen und sich wohlfühlen.

In der aktuellen Truppe sei dieser Weg schon sehr gut eingeschlagen worden. „Seit Juli ist die Stimmung wieder super. Im Moment stimmen die Ergebnisse noch nicht, aber wir haben eine tolle Mannschaft, mit tollen Charakteren. Die Jungs kämpfen um jeden Ball, das merkt man in jedem Spiel“, erinnert sich der Berater an die ersten sechs Westfalenliga-Wochen. „Dann wird die Kochan-Arena sicherlich bald auch wieder eine Festung sein.“