„Von allen wurde Tacheles geredet“ Erst Anspannung, dann Klassenerhalt-Party beim TuS Haltern

„Wir haben so viel investiert und so viel Herzblut reingesteckt“
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Die Anspannung war vielen bereits vor der Partie anzumerken, unter anderem auch Tim Abendroth. „Anfang letzter Woche ging es schon ein bisschen los“, erzählt er nach dem nun feststehenden Klassenerhalt des TuS Haltern am See. Sonntagmorgen war er dann bereits im Tunnel. „Da habe ich zuhause schon gesagt, alle sollen mich in Ruhe lassen“, sagt er mit einem Lachen.

„Wir haben so viel investiert und so viel Herzblut reingesteckt“, so Abendroth, dem die Erleichterung über den Klassenerhalt auch am Tag nach dem 2:2 gegen GW Nottuln und dem 1:2 des TuS 05 Sinsen gegen RW Deuten noch anzumerken ist.

„Es war schon sehr anstrengend für alle Beteiligten.“ Vor dem Spiel habe er noch gesagt, dass er am liebsten selbst auf dem Platz stehen würde. „Da hast du mehr Einfluss. Von außen ist man hilflos.“ Der Halterner war froh, dass seine Kinder in der zweiten Halbzeit dazukamen. Dadurch sei er im Anschluss etwas ruhiger geworden.

Paul Keller eiskalt vom Punkt

Den TuS-Spielern war die Anspannung derweil anzumerken. „Eine gewisse Anspannung war aufgrund der Situation da – so sollte es aber auch sein“, sagt Paul Keller. „Wenn du bis zum vorletzten Spieltag bangen musst, macht das schon was mit dir. Das geht nicht spurlos an einem vorbei.“

Der Start ins Spiel war auch eher verhalten. „Es war klar, dass wir spielerisch nicht die große Nummer hinlegen werden“, so Tim Abendroth. „Es war kein wunderschönes Spiel, eben Abstiegskampf.“ Den musste sein Team in der Partie erst mal annehmen, tat sich am Anfang – besonders nach dem frühen 0:1 – schwer.

Maurice Mecking umarmt Jonah Sandkühler
Erleichterung beim TuS Haltern: Maurice Mecking umarmt Jonah Sandkühler nach dem Abpfiff. Auch in der kommenden Saison spielen die beiden mit ihrem Verein in der Westfalenliga. © Leon Koch

Erst in Halbzeit zwei wurden die Halterner stärker. Als Lorenz Niedrig nach gut 55 Minuten den Pfosten traf, sei ein Ruck durch die Mannschaft gegangen, stellt Tim Abendroth fest. „Dann haben wir deutlich mehr Gefahr ausgestrahlt.“ Am Ende brauchte es aber zwei Elfmeter, um nach dem zweiten Gegentor zurückzukommen.

„Beim zweiten war ich nervöser“

Paul Keller, der zuvor eingewechselt worden war, verwandelte beide souverän. „Paul ist eiskalt, ich kenne keinen besseren Elfmeterschützen“, schwärmt sein ehemaliger Mitspieler. „Den ersten zu machen, ist das eine. Aber dann auch den zweiten zu verwandeln…“

„Beim zweiten war ich nervöser als beim ersten“, gesteht der Elferschütze selbst. „Es war eine gesunde Nervosität, würde ich sagen“, so Keller.

„Paul kannst du auch nachts dafür wecken, der macht den dann rein“, sagt Lukas Große-Puppendahl über dessen Qualitäten vom Punkt. „Da hat er Nerven aus Stahl.“ Sein zweites Tor sorgte dann auch beim Halterner Trainer für ein gutes Gefühl mit Blick auf den angepeilten Klassenerhalt. Das Ergebnis beim TuS 05 Sinsen blendete er dagegen mehr oder weniger aus. „Der Fokus lag auf unserem Spiel.“

Mit einer Niederlage wollte er den Westfalenliga-Verbleib nicht feiern. Die Stimmung hinterher war ausgelassen. Von allen Beteiligten ist reichlich Anspannung abgefallen. „Die enorme Anspannung war dem ganzen Umfeld dem Spiel anzumerken.“

„Das tut dann kurz weh“

Auch die vergangenen Wochen seien schon nicht einfach gewesen. „Wir waren acht Punkte vorne. Da hatte der ein oder andere schon damit gerechnet, dass das reicht.“ Nach dem 2:5 in Emsdetten am Spieltag zuvor kam es am vergangenen Dienstag (16. Mai) dann zur Aussprache vor dem Training.

„Ich war selten in der Kabine, aber nach den zwei deftigen Niederlagen wurde von allen Beteiligten Tacheles geredet“, erzählt Tim Abendroth. „Wir haben einige Sachen angesprochen, ein bisschen länger und deutlicher“, so Lukas Große-Puppendahl.

Tim Abendroth ist erleichtert, dass der TuS Haltern am See die Klasse gehalten hat.
Tim Abendroth ist erleichtert, dass der TuS Haltern am See die Klasse gehalten hat. © Blanka Thieme-Dietel (Archiv)

„Ich habe den Jungs gesagt, dass man manchmal Sachen einfach deutlich ansprechen muss. Das tut dann kurz weh, aber dann muss man sich schütteln und nach vorne blicken. So haben wir das auch gemacht“, erklärt der TuS-Trainer.

Draufgehauen wurde dabei nicht, betont Abendroth. „Das hätte uns auch nicht nach vorne gebracht“, sagt er. „Wir sind dadurch noch mal enger zusammengerückt.“ Genauso wie mit Sicherheit auch durch die Feierlichkeiten nach dem feststehenden Klassenerhalt, bei denen auch noch Leonhard Backmann-Stockhofe, Alexander Bilski und Physiotherapeutin Lisa Kümmel verabschiedet wurden.

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