„Ein Schlag ins Gesicht“ Lippramsdorfs Abstieg ist trotz Vorbereitungszeit schmerzhaft

„Wenn es dann feststeht, ist es ein Schlag ins Gesicht“
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Die große Überraschung war es nicht mehr und doch schmerzt der Abstieg sehr: Durch das 0:3 gegen die DJK Eintracht Coesfeld am vergangenen Spieltag ist der SV Lippramsdorf in der Bezirksliga 11 nicht mehr zu retten, nach 23 Jahren geht es wieder runter in die Kreisliga A.

„Das kam nicht ganz unvorbereitet“, stellt Kapitän Marvin Niehaus fest. „Man konnte sich irgendwo darauf vorbereiten, aber wenn es dann faktisch soweit ist, ist es schon schwierig.“ Dass es sehr eng werden würde, sei schon länger klar gewesen. „Und spätestens nach dem Ramsdorf-Spiel konnten wir uns ja ausmalen, in welche Richtung es geht.“

Mit 1:4 verlor der LSV gegen den noch immer abstiegsgefährdeten VfL. Danach war klar: Eine Rettung würde bei noch vier Spielen und zehn Punkten Rückstand einem Fußball-Wunder gleichkommen. „Wir haben diese Saison aber nicht am Sonntag oder die Woche davor verloren“, stellt Niehaus klar.

„Das hat sich keiner von uns so vorgestellt“

Im Laufe der Spielzeit machte der SV Lippramsdorf schlichtweg zu viele Fehler und verspielte einige Male zu einfach Punkte. Der Torhüter denkt da zum Beispiel an das Spiel gegen SuS Stadtlohn. Gegen das Top-Team schlug sich seine Mannschaft personell mal wieder arg dezimiert mehr als nur achtbar, führte sogar bis in die Schlussphase mit 3:1, verlor das Spiel dann aber noch. „Wenn du solche Punkte nicht mitnimmst, wird es einfach schwierig.“

Für den 31-Jährigen endet damit seine Zeit als aktiver Fußballer mit einem Abstieg. Im Sommer ist für ihn Schluss. „Das Szenario hatte ich mir natürlich nicht gewünscht. Und ich bin mir sicher, da kann ich für uns drei sprechen: Das hat sich keiner von uns so vorgestellt.“

Sven Kmetsch und Christian Schwan stehen an der Seitenlinie.
Christian Schwan (r.), Co-Trainer des SV Lippramsdorf, betont, dass er mit seiner Mannschaft die restlichen Spiele noch vernünftig über die Bühne bringen möchte. „Das sind wir dem Rest der Liga schuldig.“ © Blanka Thieme-Dietel

Mit „uns drei“ meint er noch Robin Joemann und Henrik Kleinefeld, die beide ebenfalls nach der Saison ihre Fußballschuhe an den Nagel hängen. „Für die drei tut es mir am meisten leid“, sagt Co-Trainer Christian Schwan. „Das sind drei verdiente Spieler, die sich jahrelang den Arsch für den Verein und die Mannschaft aufgerissen haben – die haben es nicht verdient, sich so zu verabschieden.“

Den Routiniers soll trotz des Abstiegs aber noch ein guter Abschied beschert werden. Das sei auch einer der Gründe, warum die restlichen Spiele noch mit reichlich Seriosität angegangen werden sollen, wenngleich für den LSV bereits alles entschieden ist. „Wir sind es außerdem auch dem Rest der Liga schuldig“, sagt der 30-Jährige, der sich sein erstes Jahr als Co-Trainer der ersten Mannschaft auch anders vorgestellt hatte.

Stefan Schild spielt länger als geplant

„Aber im Fußball geht es immer irgendwann weiter“, blickt er schon ein bisschen nach vorne. Der nun feststehende Abstieg nage aber noch ein wenig an ihm. „Es war leider ein bisschen absehbar und wir wissen auch, woran es gelegen hat, aber wenn es dann feststeht, ist es schon ein Schlag ins Gesicht.“

Den Spielern war dieser „Schlag“ anzumerken. Auf dem Platz war es nach dem Schlusspfiff relativ ruhig. „In der Kabine war es dann auch still“, erzählt Marvin Niehaus. Erstmal blieb die Mannschaft aber draußen, saß und stand größtenteils ziemlich in sich gekehrt auf dem Feld.

Jan Vedder, Justus Jansen, Robin Joemann, Henrik Rawert und Niklas Schlüter sitzen auf der Bank des SV Lippramsdorf.
Wussten längst, dass es keine Hoffnung auf Rettung mehr gibt: Die bereits ausgewechselten Lippramsdorfer (v.l.) Jan Vedder, Justus Jansen, Robin Joemann und Henrik Rawert sowie Keeper Niklas Schlüter. © Blanka Thieme-Dietel

„Es tut auf jeden Fall weh“, so Stefan Schild. Der 29-jährige Verteidiger stand überraschend schon zu Beginn der zweiten Halbzeit auf dem Platz, hatte eigentlich geplant, eher später oder nur im Notfall zu kommen. Denn Anfang April verletzte er sich beim Spiel gegen den SV Heek, als er mit einem Zeh umknickte.

„Wir steigen verdient ab“

„Es hatte auch geknackt, aber zum Glück war am Knochen alles in Ordnung und es anscheinend nur ein Kapselriss“, erklärt er. Ein einziges Mal hatte er wieder trainiert, ehe es gegen Coesfeld zum Comeback kam. Das lag aber nicht nur an seiner Verletzung, sondern auch an den allgemeinen Personalsorgen der Lippramsdorfer.

„Allein letzte Woche ist das Training zweimal ausgefallen und das war in den Wochen davor auch immer wieder der Fall“, so Schild. „Wenn die ganze Mannschaft an Bord gewesen wäre und vernünftig hätte trainieren können, dann hätten wir auch die Qualität gehabt, um zum Beispiel die letzten vier Spiele in Serie gewinnen zu können.“

Christian Brink, Fußball-Abteilungsleiter des SV Lippramsdorf, nennt auch die Personalsorgen als großes Problem, das sich durch die Saison gezogen hat. „In den letzten sechs bis acht Wochen hat man es extrem gemerkt“, sagt er. „Da ist uns viel Qualität flöten gegangen.“ Zu viel, um am Ende die Klasse zu halten, weiß auch Stefan Schild: „Für die Liga hat es qualitativ mit den ganzen Verletzten nicht gereicht. Wir steigen verdient ab.“

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