Nach 15 Jahren beim SV Lippramsdorf ist im Sommer Schluss für Henrik Kleinfeld. Der Stürmer hängt mit 29 Jahren seine Fußballschuhe an den Nagel. 2008 wechselte er in die C-Jugend des LSV, spielte zuvor beim TuS Haltern am See. Warum hört er nun schon im gefühlt besten Fußballalter auf? Die einfache wie kurze Antwort: „die Familie“.
Kleinefeld ist schon seit einiger Zeit Vater. „Da merke ich, dass gerade die Wochenenden super wertvoll sind“, erklärt er. „An Sonntagen tat es manchmal schon ein bisschen weh, weg zu sein.“ Das eine oder andere Training lässt der Angreifer bereits aus, was auch zum zweiten Grund für seine Entscheidung, bald aufzuhören, beiträgt.
„Ich habe gemerkt, dass ich nicht mehr den Fitness-Zustand habe, den ich brauche.“ Das durch die Vaterfreuden weniger gewordene Training spüre er körperlich. „Ich bin öfter verletzt und meine Kondition ist noch sehr ausbaufähig.“ Dennoch hat er bereits 19 Tore in dieser Bezirksliga-Saison erzielt. Es hätte aber auch ganz anders kommen können.
Interessierter Verein ruft nicht nur Henrik Kleinefeld an
Denn Henrik Kleinefeld hatte sich bereits Ende der vergangenen Saison Gedanken gemacht, wie es für ihn weitergeht, machte dann aber weiter. In der Winterpause stand die Entscheidung jedoch fest. „Das habe ich dann Christian Brink (Fußball-Abteilungsleiter des LSV, Anm. d. Red.) und dem Trainerteam direkt mitgeteilt, damit sie Planungssicherheit haben.“
Die Lippramsdorfer müssen sich für die kommende Saison einen neuen Torjäger suchen. Einen direkten Ersatz zu finden, dürfte schwierig werden. Spieler, die auf dem Niveau so viele Tore garantieren und vor allem über einen so langen Zeitraum, gibt es wenige – und das weckt Begehrlichkeiten.

„In meinen ersten Seniorenjahren klingelte öfter mal das Telefon“, erzählt er. Der heute 29-Jährige entschied sich aber jedes Mal gegen einen Wechsel, „was auch rückwirkend betrachtet immer die richtige Entscheidung war. Auch wenn das mit Sicherheit finanziell und spielklassenmäßig lukrative Angebote waren.“
Im zweiten Seniorenjahr, nachdem er zuvor schon als Altjahrgang der A-Junioren in der Bezirksliga auflief, trudelte das hochklassigste Angebot rein. „Da war ein Oberligist interessiert und hatte sogar meinen Papa angerufen, mit dem ich viele Gespräche geführt habe“, erinnert sich Kleinefeld.
SV Lippramsdorf oder ETuS Haltern
Noch heute sei er seinem Vater sehr dankbar, dass er ihm beratend zur Seite stand. „Er hat mir mit auf den Weg gegeben, dass die Oberliga zwar eine sehr tolle Liga ist, es aber auch immer die Frage gibt, inwieweit einem da in schlechten Zeiten das Vertrauen gehalten wird.“
Ein Jahr zuvor erreichte ihn ein Angebot von Ligakonkurrent RW Deuten. „Die spielten damals um den Aufstieg mit. Ich hatte dann viele Gespräche mit Jupp (Josef Ovelhey, Anm. d. Red.), er hat mir immer das Gefühl gegeben, dass es menschlich passen muss.“

Seine Entscheidung, nie zu wechseln, bereut er nicht. „Geld ist nicht alles und die nächsten Jahre haben gezeigt, dass es die richtige Entscheidung war“, sagt er. Viele Jahre arbeitete der Stürmer im Schichtdienst, konnte nicht so regelmäßig trainieren und schaffte es teilweise auch nicht pünktlich zu den Treffen vor den Spielen. „Trotzdem habe ich immer Rückendeckung von Trainern und Mitspielern bekommen und durfte fast immer von Anfang an spielen.“
Er habe immer das Vertrauen in Lippramsdorf bekommen. Einst wäre er aber beinahe gar nicht beim LSV gelandet. Als er sich beim TuS Haltern am See nicht mehr allzu wohl fühlte, standen zwei Vereine zur Debatte: sein heutiger und der ETuS Haltern.
„Ich genieße jede Minute, die ich noch auf dem Platz stehe“
„Die Mannschaft beim SV Lippramsdorf hatte mich direkt überzeugt, ich verstand mich auf Anhieb mit allen im Probetraining gut“, erinnert sich Henrik Kleinefeld zurück. Was folgte, waren zahlreiche Jahre in der Bezirksliga und viele Tore.
Rückblickend nennt der 29-Jährige aber etwas anderes bei der Frage nach seinen größten Highlights: „Die Siege oben auf der Asche gegen RW Deuten und den VfB Hüls. Wir waren im Abstiegskampf und die hatten andere finanzielle Mittel, spielten um den Aufstieg – und dann haben wir sie niedergekämpft.“

Heute wird auf dem oberen Feld in Lippramsdorf nicht mehr auf Asche, sondern auf Kunstrasen gespielt. Ein wenig, das ist Henrik Kleinefeld anzumerken, vermisst er den alten Untergrund. „Das Spiel in Borken vor einigen Wochen hat noch mal so ein bisschen alte Gefühle hochkommen lassen, als wir da diese Schlammschlacht hatten.“
Was er nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn vermissen wird, kann er derweil noch gar nicht so genau sagen. Das werde er bestimmt im Laufe der Zeit noch merken. Erst mal hat er aber noch ein paar Spiele mit seinem Herzensverein („Ich verbinde viele tolle Momente mit dem SV Lippramsdorf“) zu absolvieren. Trotz Abstiegskampf freut sich Kleinefeld auf jedes davon. „Ich genieße jede Minute, die ich noch auf dem Platz stehe.“
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