„Ich würde alles wieder so machen“ Robin Joemanns Karriereende war ein schleichender Prozess

Robin Joemanns Karriereende-Entscheidung war ein schleichender Prozess
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Sechs Spiele hat der SV Lippramsdorf in der Bezirksliga 11 noch zu absolvieren. Sechs Spiele hat Robin Joemann noch vor sich, dann ist für ihn Schluss. Der 32-Jährige hört im Sommer komplett auf. „Es war ein schleichender Prozess über Wochen und Monate“, sagt der Mittelfeldspieler, der 2010 vom ETuS zum LSV gekommen war.

In der Winterpause stand der Entschluss fest. „Zu Beginn der Wintervorbereitung habe ich dann Mannschaft, Trainerteam und Vorstand informiert. Mir war es wichtig, dass alle es persönlich und frühzeitig von mir erfahren“, erklärt er. Einen perfekten Zeitpunkt, sagt er, gebe es vermutlich nicht, „aber ich bin froh, dass ich nicht aufgrund schwerwiegender Verletzungen dazu gezwungen werde und frei entscheiden kann, wann für mich Schluss ist“.

Für seine Entscheidung nennt er mehrere Gründe: Zum einen ist da seine Krankenakte. Lange Zeit bereitete ihm eine Achillessehne Probleme, dann waren es immer wieder kleinere Verletzungen, die ihn zurückwarfen. „Ich habe in der bisherigen Saison kein Spiel über 90 Minuten absolviert“, stellt Joemann fest.

„Jede Saison mit einem Kraftakt verbunden“

Dadurch sinke auf Dauer auch ein wenig die Motivation – und die, gesteht er, ist für eine weitere Spielzeit nicht mehr ausreichend. „Jede Saison ist mit einem Kraftakt verbunden, um den LSV in der Bezirksliga zu halten. Dafür fühle ich mich nicht mehr bereit. Daher habe ich mich entschlossen, im Sommer aufzuhören.“

Robin Joemann spielt den Ball ab.
Ein Foto aus seiner ersten Saison beim LSV: 2010 wechselte Robin Joemann (l.) vom ETuS Haltern zum SV Lippramsdorf, erlebte seitdem viele schöne, aber auch anstrengende Jahre in der Bezirksliga. © Manfred Rimkus (Archiv)

Am Ende der Saison könnte es nach über zwei Jahrzehnten wieder runter in die Kreisliga A gehen, acht Punkte trennen Lippramsdorf aktuell vom rettenden Ufer. Wie sehr schmerzt ihn der Gedanke, sich womöglich mit einem Abstieg zu verabschieden? „Wir werden alles versuchen, den Klassenerhalt noch zu realisieren. Wenn jeder bis zum Schluss alles raushaut, werde ich auch damit abschließen können, auch wenn es schmerzhaft werden wird“, sagt der 32-Jährige.

Angesprochen auf seine Highlights in rund 13 Jahren beim LSV überrascht der Mittelfeldregisseur. Er wisse, dass Erfolge im Sport oftmals an Aufstiegen oder Meisterschaften gemessen werden, vielmehr nennt er aber etwas anderes: „Dass wir über Jahre hinweg überkreislich spielen und dabei immer wieder Spieler aus unserer Jugend und unserer zweiten Mannschaft erfolgreich integriert haben, mit kaum externen Zugängen, sehe ich als größten Erfolg – auch unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen.“

Robin Joemann lobt die Mannschaft des SV Lippramsdorf

Seinen Wechsel zum SV Lippramsdorf hat er nie bereut. „Mir hat es immer viel Spaß bereitet, gemeinsam mit den Jungs die Herausforderung Bezirksliga zu meistern“, sagt Robin Joemann.

Mangelnde Qualität im Vergleich zu manch anderer Mannschaft habe sein Team stets durch Teamgeist kompensiert. „Auch nach Rückschlägen immer wieder aufzustehen und weiterzumachen, das hat uns ausgemacht und zeigt den wahren Charakter“, erklärt er und fährt fort: „Ich kann nur den Hut vor den Jungs ziehen, die in den letzten Jahren Teil hiervon waren. Rückblickend würde ich alles genauso wieder machen.“

Robin Joemann im Zweikampf mit Paul Keller und Christoph Goos
Im Laufe der Jahre führte Robin Joemann den SV Lippramsdorf auch als Kapitän aufs Feld, so wie 2019 beim Derby gegen die zweite Mannschaft des TuS Haltern am See um Christoph Goos (l.) und Paul Keller (r.). © Jürgen Patzke (Archiv)

27 Jahre lang hat er Fußball gespielt, bald wird dieses Kapitel für ihn enden. Wie es für ihn weitergeht? „Ich werde mir sicherlich einige Spiele des LSV und auch anderer Halterner Mannschaften hin und wieder anschauen. Vom aktiven Fußball werde ich allerdings erstmal Abstand nehmen“, sagt er.

Bei den Altherren könnte sich ein Kreis schließen

Irgendwann bei den Altherren mitzuspielen, könne er sich aber gut vorstellen. „In der Jugend bin ich beim ETuS ausgebildet worden, bei den Senioren war ich dann für den LSV aktiv – da schließt sich dann der Kreis bei der Spielgemeinschaft der Altherren.“

In Zukunft werde er den Fokus in seiner Freizeit aber erst mal auf andere Dinge fernab des Fußballs richten. „Tennis finde ich ganz cool“, sagt er, „und aktuell mache ich nebenbei noch einen Segelschein“. Joggen gehen werde er zukünftig aber auch noch, um in Bewegung zu bleiben.

Was er am meisten vermissen wird nach seinem Karriereende? Einiges. „All das, was den Fußball ausmacht: Gemeinsame Zeit mit überragenden Mitspielern und Freunden, flachsen in der Kabine, gemeinsam Erfolge feiern, ambitionierte Spitzenteams ärgern.“ Sein letzter Teil der Antwort überrascht dann etwas: „Und auch die gemeinsamen Trainingseinheiten bei strömendem Regen.“

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