„Ich bin nicht der Heilsbringer“ Michael Onnebrink über seine Rückkehr und eine Absage

„Ich bin nicht der Heilsbringer“
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„Als wäre ich nie weggewesen“, sagt Michael Onnebrink über seine erste Trainingseinheit bei Concordia Flaesheim nach seiner fast dreimonatigen Pause. „Ich wurde super von den Jungs aufgenommen, war aber mit der reinen Trainingsarbeit kaum beschäftigt, sondern habe viel mit den Leuten gesprochen und Meinungen eingeholt.“

Was gut und was schlecht ist, das gelte es nun erst mal herauszufinden. Viel Zeit bis zum ersten Spiel blieb aber nicht, schon zwei Tage später stand er gegen den ASC Schöppingen wieder an der Seitenlinie - und kassierte mit seinem Team eine 0:3-Niederlage.

Dass er so schnell zurückkehren würde, war vor wenigen Wochen noch nicht absehbar. „Vor vier Wochen wurde ich erstmals ernsthaft kontaktiert, da habe ich kategorisch ‚nein‘ gesagt“, erzählt der 50-Jährige. „Vor zwei Wochen habe ich dann gesagt, dass ich es mir ernsthaft überlege und am Mittwoch kam ich aus der Nummer nicht mehr raus.“

Längere Auszeit war möglich

Im Vorfeld hatte er viel mit Interimstrainer Fabian Schulte-Althoff gesprochen, der ihm die Situation geschildert hatte. „Es war klar, dass er nicht mehr lange weitermachen kann“, so Onnebrink, der kein Problem damit gehabt hätte, noch länger zu pausieren - womöglich sogar bis zum Saisonende. „Ich hätte mir so lange eine Auszeit genommen, wie Fabian gesagt hätte, dass er es weiter übernehmen kann.“

Dieser Moment ist nun erreicht. Schulte-Althoff, der sich im Juni ein Kreuzband gerissen hatte, hat viel Zeit und Arbeit investiert und dabei sogar seine eigene Gesundheit hintenangestellt, weshalb er nun einige Wochen hinter dem Zeitplan seiner Genesung liegt.

Jacob Stockhofe (v.) und Concordia Flaesheim lieferten einen engagierten Kampf gegen den ASC Schöppingen. Gereicht hat es nicht, aber „wir haben uns nichts vorzuwerfen“, sagt Trainer Michael Onnebrink.
Jacob Stockhofe (v.) und Concordia Flaesheim lieferten einen engagierten Kampf gegen den ASC Schöppingen. Gereicht hat es nicht, aber „wir haben uns nichts vorzuwerfen“, sagt Trainer Michael Onnebrink. © Andreas Hofmann

„Für mich war klar, dass ich den Verein, dem ich viel zu verdanken habe, und die Jungs nicht hängen lassen möchte“, sagt Michael Onnebrink. „Und ich glaube, ein Wechsel mit einem ganz neuen Trainer wäre jetzt auch nicht passend gewesen.“

Somit ist er nun wieder als Trainer bei der Concordia gefordert - und das direkt richtig. Denn der Aufsteiger steckt im Bezirksliga-Abstiegskampf. „Wir stehen da, wo es für uns realistisch ist“, sagt er. Dass es schwer werden würde, hatte er schon kurz nach dem Aufstieg betont.

„Sie haben Fabian teilweise im Regen stehen lassen“

Scheinbar, so sein Eindruck, haben das aber nicht alle in der Mannschaft bereits realisiert. „In den letzten Wochen war eine Entwicklung zu erkennen, die nicht so gut ist. Fabian trifft da gar keine Schuld. Da muss man auch die Mannschaft und die Jungs kritisieren, sie haben ihn teilweise im Regen stehen lassen. Der ein oder andere hat vielleicht eine falsche Erwartungshaltung.“

Die Bezirksliga 11 sei schlichtweg „brutal und voller Qualität“. Auch das bisherige Abschneiden des SV Lippramsdorf zeige, wie groß die Unterschiede zwischen den Staffeln sein können. Der LSV rangiert derzeit auf dem vorletzten Platz. „Manche Vereine haben ganz andere Möglichkeiten, da kannst du auch mal auf die Schnauze bekommen.“

Dem müsse sich Flaesheim nun stellen. Dass das nicht einfach ist, weiß der Aufstiegstrainer. „Fünf Jahre lang ist fast immer alles von alleine gelaufen“, sagt er. „Das ist jetzt ein Prozess, den die Jungs durchmachen müssen. Da ist es egal, ob der Trainer Onnebrink, Schulte-Althoff oder Guardiola heißt - sie müssen einfach versuchen, den Bock gemeinsam umzustoßen.“

Niederlagen, betont der Concordia-Coach, können passieren. „So wie gegen Schöppingen; das ist dann ernüchternd und tut weh, aber wir können sagen, wir haben alles reingeworfen.“ Darum gehe es erst mal, sein Team müsse schlichtweg in jeder Partie alles geben. Ob es dann für mehr als den aktuellen Tabellenplatz 15 reicht, wird sich zeigen.

„Keiner darf mehr Alibis suchen. Wir müssen einfach sagen, ‚wir gehen da jetzt raus und investieren alles, was wir haben‘. Dann kann auch keiner einem einen Vorwurf machen.“

„Das war ein bisschen enttäuschend“

Die vergangenen Spiele Concordia Flaesheims hat der Trainer übrigens immer verfolgt. „Ich hatte aber trotzdem den nötigen Abstand“, erzählt er. „Ich habe natürlich weiterhin viel mitbekommen und stand auch häufig im Austausch mit Fabian und immer wieder auch mit Daniel (Große-Puppendahl, Anm. d. Red.).“

Dem Verein macht er indes ein großes Kompliment. „Alle haben sich immer riesig um mich bemüht und immer wieder erkundigt, wie es läuft. Das weiß ich sehr zu schätzen und das war auch ein Grund, warum ich jetzt gesagt habe, ich komme schon zurück.“

Michael Onnebrink steht vor einer schweren Aufgabe nach seiner Rückkehr. Concordia Flaesheim steht derzeit auf einem Abstiegsplatz, zum rettenden Ufer fehlen momentan zwei Punkte.
Michael Onnebrink steht vor einer schweren Aufgabe nach seiner Rückkehr. Concordia Flaesheim steht derzeit auf einem Abstiegsplatz, zum rettenden Ufer fehlen momentan zwei Punkte. © Andreas Hofmann

Was für Michael Onnebrink aber ganz klar ist: „Ich bin nicht der Heilsbringer.“ Viel verändern könne er bis zur Winterpause auch nicht mehr. Zwei Spiele sind es bis dahin noch. Zehn hatte die Concordia ohne ihn auskommen müssen.

Wie viele Nachrichten und Anrufe er nach der Verkündung seiner Pause im September bekommen hat, kann er gar nicht sagen. Was er aber noch weiß: „Da waren richtig schöne Dinge dabei. Da haben sich Leute gemeldet, die mir gar nicht so nahe stehen.“ Das habe ihn sehr gefreut.

Was ihn hingegen während seiner Pause nervte, waren Gerüchte rund um seine Person. „Da wurden Dinge in die Welt gesetzt, die nicht wahr sind. Das einige Leute solche Sachen verbreitet haben, war ein bisschen enttäuschend, kann man aber auch nicht ändern.“

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