Ein Anführer, der gerne auch mal zuguckt Flaesheims Siegtorschütze zufrieden mit neuer Rolle

Ein Anführer, der gerne auch mal zuguckt
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Jeder will am liebsten immer spielen. Auch Thomas Fritzsche steht liebend gern mit seinen Teamkollegen von Concordia Flaesheim auf dem Platz. Der 32-Jährige kann sich und seine Situation aber auch gut einschätzen und weiß: Immer kann er eben nicht mehr spielen und trainieren.

„Grob einmal die Woche“, sagt er. Mal könne er die ganze Woche trainieren, eine andere dafür dann vielleicht gar nicht. Bei der Arbeit hat er einige neue Aufgaben bekommen, einige Tage sind nun länger und intensiver. Dazu kommt die Familie, Fritzsche hat vor Kurzem geheiratet. Und dann wäre da noch der Körper. „Ich hatte dieses Jahr schon mehrere Muskelverletzungen, habe auch fast die komplette Vorbereitung ausgesetzt“, so der Marler.

Fritzsche sichert Concordia Flaesheim den vierten Sieg

All diese Faktoren führten am Ende dazu, dass er mit Trainer Michael Onnebrink ausgemacht hat, nicht mehr immer dabei sein zu müssen. „Wir wissen beide, dass wir uns aufeinander verlassen können. Wenn er mich braucht, bin ich da“, sagt er und fügt hinzu: „Und wenn ich mal einen Tag für mich brauche, bekomme ich den auch.“

Wenn es dann um das Sportliche geht, steht das Team für Thomas Fritzsche ganz klar im Vordergrund. „Ich versuche, ums Team herum alles zu tun, um zu helfen“, erklärt er. Die neue Rolle, eher von der Bank zu kommen und „die jungen Wilden“ dafür direkt von der Leine zu lassen, nimmt er voll und ganz an.

Nicht mehr so oft dabei, aber weiter erfolgreich: Thomas Fritzsche (l.), hier beim Saisonabschluss gegen die SG Suderwich mit Adrian Weinhold (M.) und Tim Bonka.
Nicht mehr so oft dabei, aber weiter erfolgreich: Thomas Fritzsche (l.), hier beim Saisonabschluss gegen die SG Suderwich mit Adrian Weinhold (M.) und Tim Bonka. © Andreas Hofmann

„Ich habe Spaß dabei, den Jungs beim Spielen zuzuschauen.“ Eine Aussage, die man nicht allzu häufig hört. Aber klar ist auch: „Ich habe natürlich auch immer Freude daran, meinen Hut reinzuwerfen.“ So wie am vergangenen Sonntag (1. September) gegen den SC Reken II.

In der 66. Minute kam er für Jonas Gerdemann ins Spiel, zwölf Minuten später traf er per Kopf zum 1:0 für Concordia Flaesheim und sicherte seinem Team damit den vierten Sieg im vierten Spiel in der Kreisliga A1.

Viel zu viel Platz gegen den SC Reken II

Bei der Ecke hatte sein Teamkollege schon eine Vorahnung: „Tim Bonka meinte zu mir, dass ich den jetzt reinmache.“ Ein bisschen Hilfe bekam er dann von seinen Rekener Gegenspielern. Der Aufsteiger verteidigte nicht Mann-gegen-Mann, sondern setzte auf Raumdeckung. „Ich bin selten so frei im Strafraum gewesen, hatte nicht mal mit einem Gegner Körperkontakt.“ Dabei dürfte eigentlich schon längst bekannt sein, dass Fritzsche mit dem Kopf äußerst gefährlich ist.

Am Ende war es ein verdienter Sieg für die Concordia, die sich aber trotzdem relativ schwertat. „Wir sind eigentlich richtig gut ins Spiel gestartet, aber dann wurde es leider ein bisschen zerfahrener.“ Negativer Höhepunkt sei ein hartes Einsteigen gegen Bonka gewesen. „Da waren wir uns alle sicher, dass wir ab jetzt in Überzahl spielen.“ Schiedsrichter Joseph Rerri sah das anders und gab nur Gelb.

„Danach war der Spielfluss weg und wir haben es kaum noch geschafft, zwingende Chancen zu kreieren.“ Ungewöhnlich für die Flaesheimer, die in dieser Saison zwar schon häufiger mehrere gute Gelegenheiten ausließen, aber sich meist zumindest immer wieder weitere erspielen konnten. Trotzdem reichte es nun zum Favoritensieg.

Thomas Fritzsche freut sich über seine neue Rolle

Nach dem 3:4 des TuS Gahlen gegen den VfL Ramsdorf ist die Concordia damit neben dem kommenden Gegner BVH Dorsten das letzte Team der Liga, das noch keinen Punkt abgegeben hat. Eine Woche zuvor hatten die Flaesheimer Ramsdorf noch selbst geschlagen, gewannen mit 3:1.

Kann sich auf seinen Ex-Kapitän verlassen, wenn er ihn braucht: Flaesheims Trainer Michael Onnebrink.
Kann sich auf seinen Ex-Kapitän verlassen, wenn er ihn braucht: Flaesheims Trainer Michael Onnebrink. © Jürgen Patzke

„Die Mannschaft ist, wie schon in der letzten Saison, top. Die Jungs machen den nächsten Schritt“, freut sich Thomas Fritzsche. Bauchschmerzen hat er keine, wenn er mit einem Bankplatz beginnt. „Da mache ich mir wenig Sorgen, dass sie Leistung bringen.“ Im zentralen Mittelfeld habe Neuzugang Lars Ricken sich beispielsweise super eingeführt, Paul Stockhofe spiele auch weiterhin stark und Phil Schröter, mittlerweile einer der Vize-Kapitäne, habe sich entwickelt.

„Ich bin eigentlich ganz froh, dass ich nicht mehr jedes Spiel gebraucht werde“, sagt Fritzsche ehrlich. Und wenn er dann erst auf der Bank sitzt und als Joker noch mal einen neuen Impuls setzen kann, am besten sogar wie in Reken mit einem Tor, umso besser. „Das ist eine Rolle, die ich gerne annehme.“