Welche Folgen die Regelungen der Politik auf Sportevents in Dortmund haben
Sport in Dortmund
Großveranstaltungen sind bis zum 31. August von der Politik untersagt, das gilt natürlich auch für die großen Sportevents in Dortmund. Aber was genau sind eigentlich Großveranstaltungen?

Kann der Sparkassen-Renntag in diesem Jahr stattfinden? © Laryea
Die Corona-Krise bringt den Dortmunder Sport seit Wochen zum Erliegen. Das nächste Fixdatum, das Klarheit über den weiteren Fortgang bringen soll, ist der 31. August. Bis dahin hat die Politik „Großveranstaltungen“ untersagt.
Doch was ist eigentlich eine „Großveranstaltung“? Welche Obergrenze gilt? 1000 Zuschauer, 5000 oder doch 10.000? Das scheint bislang noch niemand so richtig zu wissen. Klar ist: Der Sparkassen-Renntag auf der Galopprennbahn in Wambel, datiert auf den 21. Mai, fällt in diesem Jahr zum ersten Mal in der 42-jährigen Geschichte des Renntages aus.
Was ist mit Veranstaltungen auf lokaler Ebene?
Ein herber Verlust für die Dortmunder Sport- und Gesellschaftsszene. Was auch für Dortmunds größtes Fußball-Turnier gilt. Der für den 21. Juli bis 1. August geplante Hecker-Cup ist unter normalen Umständen passè. Zumindest in der bisherigen Form.
Klarheit ist in diesen Tagen gefordert. Doch die fehlt. Hintergrund ist die Vereinbarung von Bund und Ländern, dass wegen der Corona-Krise alle Großveranstaltungen bis Ende August untersagt bleiben sollen. Doch was ist mit den vielen Veranstaltungen auf lokaler Ebene, die für die kommenden Monate bereits seit langem geplant sind, dürfen die stattfinden und wenn ja, welche Hygiene-Voraussetzungen müssen dafür geschaffen werden?
Frank Bußmann, Sprecher der Stadt Dortmund, ist derzeit nicht zu beneiden. Die Anfragen aus dem Sport- und Veranstaltungsbereich erhöhen sich rasant. Doch die Stadt Dortmund ist angewiesen auf das Land NRW – und aus Düsseldorf ist bislang noch nichts Verwertbares gekommen. Um nicht weiter ins Nebulöse planen zu müssen, haben einige Veranstalter in Dortmund bereits Fakten geschaffen. Ein Überblick:
Galopprennen: Grundsätzlich kann man folgendes sagen: Mit Publikum geht in den nächsten Monaten im Galopprennsport absolut nichts – ohne Publikum zumindest etwas. So wird der für den 4. Mai in Wambel geplante Renntag als „Leistungsprüfung“ abgehalten – man könnte auch von einem „Geisterrennen“ sprechen. Heißt: Die Eingangstore sind geschlossen, sowohl Zuschauer als auch Besitzer müssen draußen bleiben.
Andreas Tiedtke: „Die Pferde müssen ihre Leistungsfähigkeit beweisen“
„Jeder Teilnehmer bekommt eine Schutzmaske, die Hygiene- und Abstandsbestimmungen werden eingehalten. Wichtig für uns war, dass die Beteiligten ihren Beruf ausüben können. Die Pferde müssen ihre Leistungsfähigkeit beweisen. Ansonsten kann man ja den Zuchtwert nicht feststellen. Das gesamte Zuchtjahr 2017 wäre damit quasi weg“, so Rennverein-Präsident Andreas Tiedtke. Um Kosten zu sparen, wird auf Sand gelaufen. Nur etwa 120 Personen werden sich auf dem 15.000 Quadratmeter großen Areal aufhalten.
Die 42. Austragung des Großen Preises der Sparkasse Dortmund am 21. Mai fällt dagegen komplett aus. Die Absage ist definitiv, wie Pressesprecher Peter Mühlfeit bestätigte: „Der Sparkassen-Renntag macht nur Sinn mit Zuschauern - und dieses Traditionsrennen lebt vom Publikum.“ 15.000 Galopp-Fans kommen in der Regel am Himmelfahrtstag nach Wambel, wie Andreas Tiedtke unterstrich: „Für uns war es undenkbar, solch einen Renntag ohne Publikum stattfinden zu lassen.“
Was auch für den Großen Preis der Wirtschaft am 21. Juni gilt. Sollte der Renntag stattfinden, dann „definitiv ohne Zuschauer“, wie Tiedtke unterstrich. Hoffnung habe er noch für das Deutsche St. Leger am 20. September: „Vielleicht wird das unser erster richtiger Renntag, selbst wenn wir nur 5000 Zuschauer einlassen dürfen.“
Hecker-Cup: Vom 21. Juli bis zum 1. August ist bislang noch der Hecker-Cup des ASC 09 geplant. Zumindest auf dem Papier. „Wir haben keinerlei Informationen über den Begriff der Großveranstaltung. Würde ich aber spekulieren und an die rund 1000 Zuschauer täglich, an die vollen Bier- und Grillstände und an den Mindestabstand von 1,50 Meter denken, dann wird das so nicht funktionieren“, sagt der ASC-Vorsitzende Michael Linke.

Ob der Hecker-Cup in diesem Jahr wie geplant stattfinden kann, steht noch nicht fest. Der Ausrichter ASC 09 Dortmund ist „flexibel“ und würde das Turnier eventuell auch ohne Zuschauer steigen lassen. © Schütze
Doch Linke unterstreicht, dass der ASC 09 flexibel sei. „Wir würden das Turnier zur Not auch ohne Zuschauer machen, oder den Beginn auf den 1. September verschieben“, so Linke: „Wir bräuchten allerdings eine Mindestvorlaufzeit von einer Woche.“
Andererseits gibt der ASC-Chef zu bedenken, dass aktuell die Frage, ob und wann überhaupt wieder Fußball gespielt gespielt und ab wann wieder die städtischen und privaten Sportplätze betreten werden dürfen, noch längst nicht beantwortet sei.
Ringen: Ringen als ausgesprochene Kontaktsportart hat es besonders schwer.
Unter dem Verbot zur Ausrichtung von Großveranstaltungen fällt auch der für den 20./21. Juni geplante Große Preis von Deutschland in der Körnig-Halle. „Eine Verschiebung hätte keinen Sinn gemacht. Das Turnier war so geplant, dass es genau vier Wochen vor den Olympischen Spielen hätte stattfinden sollen“, so Dittmann, Dittmann ist Generalsekretär Ringerbund und Vorsitzender Ksv Kirchlinde.
In Dortmund stehen dann als nächstes Ringerevent die Europameisterschaften der Juniorinnen und Junioren vom 28. Juni bis 4. Juli 2021 in der Helmut-Körnig-Halle an. Einen besonders tiefgreifenden Einschnitt müssen die NRW-Vereine verkraften. Das Verbandspräsidium sagte zusammen mit den jeweiligen Bezirken die ab 21. August geplante Mannschaftssaison komplett ab.
Radsport: Die 47. Internationale Meisterschaft von Dortmund in Hombruch sollte in diesem Jahr zum ersten Mal am 2. August stattfinden, da am eigentlichen Termin Anfang September das Radfest NRW in Hamm stattfinden soll. Doch gilt das letzte verbliebene Radrennen in Dortmund als Großveranstaltung?
Das weiß auch Andreas Schulz, der 1. Vorsitzende von Sturm Hombruch, noch nicht so genau. „Wir werden über eine Absage entscheiden, wenn wir in den kommenden Wochen mehr Informationen darüber haben, was als Großveranstaltung gilt“, so Schulz. Das gilt auch für die am 24. Mai geplante Haarstrang-Rundfahrt.
Auch viele beliebte Lauf-Events in Dortmund sind betroffen
- Der B2Run Dortmund am 19. Mai wurde abgesagt. Die Veranstalter prüfen gerade eine Verschiebung in den Herbst.
- Die Veranstalter des AOK-Firmenlaufs haben das Event vom 4. Juni 2020 in den Dezember verschoben.
- Der Do it Fast-Lauf am 16. August ist eventuell möglich, da die Teilnehmer-Zahl 1000 nicht deutlich überschritten wird. Da aber immer noch keine offizielle Obergrenze festgelegt wurde, gibt es auch hier keine Garantie dafür, dass die Veranstaltung stattfinden wird.
- Die Veranstalter des PSD Bank Triathlon am 30. August wollen die weiteren Entwicklungen bis in den Juni „noch abwarten“ und dann eine Entscheidung treffen.
- Der Sparkassen-Phoenix-Halbmarathon ist für den 3. Oktober geplant und von der aktuellen Regelung für Großveranstaltungen also noch nicht betroffen.