„Trainingsbelastungen müssen hoch gehalten werden“ - Wie sich Leichtathleten aktuell fit halten
Leichtathletik
Auch bei den Leichtathleten ist beim Thema Fithalten im Moment viel Fantasie gefragt. Die Maßnahmen sind kreativ und reichen vom Training im Niederhofener Wald bis zu Übungen auf dem Spinningrad.

Lilian Tösmann ist gerade vom Trainingslager aus Südafrika zurückgekehrt. © imago images/Beautiful Sports
Körnighalle und Stadion Rote Erde sind geschlossen, somit stehen Dortmunds Leichtathleten vor der Herausforderung, nach alternativen Trainingsmöglichkeiten Ausschau zu halten. Das größte Problem ist, zielgerichtet zu trainieren, obwohl niemand weiß, für welches Ziel.
Stabhochspringer der LGO-Trainer Kai und Finn Atzbacher und Holger Kositzki
Am schwierigsten ist zur Zeit die Situation für die Stabhochspringer, denn für sie gibt es außer den Anlagen im Stadion Rote Erde und in der Körnighalle keine Trainingsmöglichkeit für ihre Höhenflüge. „Techniktraining fällt derzeit aus. Trainingspläne für alle macht keinen Sinn, da ich die individuellen Möglichkeiten zu Hause nicht kenne.“, sagt Trainer Kai Atzbacher und stellt fest: „Jeder muss für sich Sprint, Sprungkraft und falls möglich, Krafttraining absolvieren. Eigeninitiative ist gefragt. Die Übungen kennt jeder. Viel mehr geht im Moment nicht.“
Lilian Tösmann (Teutonia Lanstrop)
„Ich bin wohlbehalten aus Südafrika zurück gekehrt. Da nun alle Trainingsstätten geschlossen sind, muss ich in den Wald ausweichen“, sagt die erfolgreiche Mehrkämpferin. Einen Teil ihres Trainingsprogramms kann sie auch zu Hause absolvieren. „Man muss sich den Gegebenheiten so gut es geht anpassen und das Beste aus der Situation machen“, geht sie gelassen mit den entstehenden Problemen um.“
LGO-Langsprinter mit Trainer Thomas Kremer
Die Suche des Bundestrainers nach neuen Trainingsorten für seine sieben Schützlinge war erfolgreich. Die Lindenallee im Rombergpark eignet sich ausgezeichnet für Koordinationsläufe und Sprungübungen. „Wir arbeiten mit kleinen Gruppen und dem notwendigen Abstand voneinander im Grundlagenbereich.“
Auch der Niederhofener Wald bietet hervorragende Möglichkeiten. So nutzt man wieder die alte „Rolf Krüsmann-Strecke“, auf der sich schon 400-Meter- Europameister Hartmut Weber und der mehrfache deutsche Meister über 400 Meter Hürden, Olaf Hense bei Trainer Rolf Krüsmann das Rüstzeug holten.
Thomas Kremer: „Wir müssen jetzt kreativ werden“
Über 220 Meter geht es auf diesem Kurs bergauf und die Langsprinter werden mächtig gefordert, wenn sie mit jeweils vier Minuten Pause zehn Einheiten zu absolvieren haben. Der deutsche 400-Meter-Meister Manuel Sanders hat den Kurs bereits getestet und wusste danach was er getan hatte.
Ihn und Torben Junker, der bis vor kurzem noch auf eine Austragung der Olympischen Spiele gehofft hatte, trifft die Verlegung der Spiele in Tokio besonders hart, denn beide hatten gute Chancen, in Tokio dabei zu sein. „Wir müssen jetzt kreativ sein“, fordert Kremer von sich und seinen Athleten.

Torben Junker (r.) hatte bis vor kurzem auf eine Austragung der Olympischen Spiele gehofft. © imago images / Beautiful Sports
LGO-Sprinter mit den Trainern Belen Schauerte und Thomas Czarnetzki
„Das offizielle Training findet nicht mehr statt, aber wir lassen uns etwas einfallen, damit unsere meist recht jungen Sprinterinnen und Sprinter auf privater Basis weiter arbeiten können.“ Das Trainerduo hat individuelle Tages- und Wochenpläne ausgearbeitet, damit die Athleten zu Hause und im Garten gezielte Übungen durchführen können.
Sie pflegen engen Kontakt zu ihren Schützlingen, denn „sie müssen wissen, dass wir sie nicht alleine lassen“, hebt Thomas Czarnetzki hervor. Dabei liegt der Schwerpunkt auf formerhaltenden Übungen.
Thomas Czarnetzki: „Es gibt auch die Nach-Corona-Zeit“
„Schade, die Gruppe war so gut drauf. Wir müssen nun die Motivation und Form hochhalten, obwohl niemand weiß, wann es wieder Wettkämpfe geben wird. Keiner soll auf der Couch versauern, denn es gibt auch eine Nach-Corona-Zeit“, so Czarnetzki.
Mittel- und Langsteckler (-innen) der LGO mit den Trainern Pierre Ayadi, Christof Neuhaus und Lars Schelp
„Wir haben schnellstmöglich und gewissenhaft auf die außergewöhnliche und vielfach unübersichtliche Situation reagiert, wobei an erster Stelle die Gesundheit unserer Athleten und Athletinnen und ihrer Familien steht. Deshalb trainieren derzeit alle nach individuellen Plänen selbstständig“, beschreibt Christof Neuhaus die Maßnahmen des Laufbereichs.
Die Akteure können auch zu Hause trainieren und sie wurden zum Teil mit Spinningrädern und sogar mit Laufbändern versorgt. „Die Trainingsbelastungen müssen hoch gehalten werden, denn es ist enorm wichtig, dass Leistungssportler, die sonst wöchentlich 80 bis 100, manche sogar bis zu 150 Kilometer leisten, plötzlich gar nicht mehr laufen sollten. Das kann zu schweren gesundheitlichen Schäden führen“, macht Pierre Ayadi deutlich und hebt hervor:
„Das Training auf Null herunter zu fahren, ist deshalb keine Option. Außerdem sind alle Läuferinnen und Läufer aus Leidenschaft, die sich diesen Sport ausgesucht haben und es lieben, zu laufen. Deshalb nutzen viele nun die Zeit und trainieren oft mehr als im normalen Schul- und Uni-Alltag.“