Wieder einmal gibt es Rassismus-Vorwürfe nach einem Dortmunder Fußballspiel. © imago images/Hanno Bode
Fußball-Kreisliga
Rassistische Beleidigungen in der Kreisliga A – Der Verein spielt das herunter
Nach einem Dortmunder Fußballspiel macht ein Verein Rassismus-Vorwürfe gegen einen Spieler des Gegners publik. Dessen Verein rechtfertigt das Verhalten seines Akteurs. Es drohen weitere Konsequenzen.
In einem öffentlichen Statement deckt ein Fußballverein die rassistische Beleidigung seines Gegners vom Sonntag auf. Der bestreitet die Vorwürfe nicht – rechtfertigt sie aber.
Am Montagmorgen meldete sich der SC Husen-Kurl zu Wort. In einer Stellungnahme in dem Sozialen Netzwerk „Instagram“ machte der SC die Vorkommnisse publik, die sich am Sonntagnachmittag ereignet haben.
Da gastierte die erste Mannschaft bei Ay Yildiz Derne. Abstiegskampf in der Kreisliga A2 Dortmund. „Grundsätzlich war es ein normales Kreisliga-Spiel. Kein überragender Fußball, aber viele Zweikämpfe“, sagt Timo Lammert. Lammert ist in Husen-Kurl Geschäftsführer und für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.
SC Husen-Kurl: Zweikampf geht Beleidigungen voraus
Nur Augenblicke vor Schluss gab es einen Zweikampf auf höhe der Mittellinie. Ein Husen-Kurler Stürmer kam dem Ball entgegen, wollte das Spielgerät abschirmen. Dazu breitete er die Arme aus. Der deutlich kleinere Derner Verteidiger fand nicht in den Zweikampf, prallte am Angreifer ab und forderte ein Foulspiel – so beschreibt es Lammert.
Als der Pfiff ausblieb, kam es zu der Szene, die Husen-Kurl in seiner Stellungnahme anprangert. Der Ay Yildiz-Akteure habe sich mehrmals rassistisch in Richtung des SC-Spielers geäußert, schreibt der Verein.
Lammert habe die Äußerungen selbst gehört, verzichtete aber in der Stellungnahme und auch auf Anfrage bewusst darauf, diese zu wiederholen. Dernes Spielertrainer Cengiz Kaz sagt: „Was mein Spieler gesagt hat, habe ich nicht genau mitbekommen.“
Der betroffene Fußballer der Gäste sei fassungslos und den Tränen nah gewesen, schreibt der SC. „Unser Spieler war völlig aufgelöst“, so Lammert. „Gar kein Fußball“ sei in den wenigen Szenen bis zum Schluss gespielt worden.
Der Schiedsrichter nahm von dem Vorfall offenbar keine Notiz. Weder gab es eine persönliche Strafe, noch eine Eintragung im Spielbericht. Die Tumulte nach Abpfiff habe der SC schnell unter Kontrolle gebracht, der betroffene Spieler sei sehr aufgebracht gewesen, sagt Lammert.
Timo Lammert ist Geschäftsführer beim SC Husen-Kurl. Er verfasste die Stellungnahme zum Auswärtsspiel bei Ay Yildiz Derne. © Andreas Schröter
Kaz habe den beschuldigten Ay Yildiz-Akteur nach Abpfiff umgehend „bei Seite gezogen“ und ihn gefragt, welche Worte gefallen seien. „Er hat ehrlich geantwortet“, sagt Kaz. Anschließend habe er seinen Spieler zu einer sofortigen Entschuldigung aufgefordert.
Ay Yildiz Derne: Entschuldigung nach Abpfiff
Die kam auch beim Sportclub an – allerdings nicht positiv. „Halbherzig“ sei diese gewesen so Lammert. „Inwiefern das ernst gemeint war, mag ich nicht beurteilen“, sagt der Geschäftsführer. Die Entschuldigung sei nicht beim beleidigten Spieler erfolgt, sondern bei Lammert und zwei weiteren Verantwortlichen Husen-Kurls.
Die entschieden sich bewusst dazu, den Vorfall öffentlich zu machen. Seit Jahren engagiert sich der SC gegen Rassismus und Diskriminierung ein. „Wenn sowas passiert, sollte man darüber sprechen“, sagt Lammert, der dem Husen-Kurler Spieler damit zeigen wolle, dass der Klub solche Vorkommnisse ernstnimmt.
Auf Dener Seite scheint das Problembewusstsein ein anderes zu ein. Kaz sagt: „Mit der Szene selbst sollte man nicht anfangen.“ Das Opfer der Beleidigungen sei über die gesamte Spieldauer negativ aufgefallen, so Kaz.
„Man muss untereinander umgehen können“, sagt der Spielertrainer. Der Akteur habe provoziert und grob gefoult, teilweise sogar auf Kniehöhe. Zudem habe er einen Zuschauer leicht weggeschubst. „Irgendwann rastet du aus“, sagt Kaz – und rechtfertigt damit die rassistische Entgleisung seines Spielers.
Um eine Strafe werde dieser allerdings trotzdem nicht herumkommen. „Der Spieler wir seine Strafe dafür kriegen. Da muss etwas passieren“, so Kaz. Das regele Ay Yildiz allerdings intern.
Intern ist auch beim SC Husen-Kurl die Aufarbeitung noch nicht abgeschlossen. Der Verein wolle dem betroffenen Fußballer seine rechtlichen Optionen aufzeigen, so Lammert.
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