LGO-Vorstand im Interview: "Wollen keine Söldner"
Leichtathletik
Die Leichtathleten der LG Olympia Dortmund haben bereits während des ersten Halbjahres große Erfolge gefeiert. Das Führungsduo des Vereins mit Präsident Jörg Lennardt und Stellvertreter Stephan Engster skizzierte im Redaktionsgespräch mit Petra Nachtigäller und Horst Merz den Status quo und wagte einen Blick in die Zukunft.

Jung, ehergeizig, erfolgreich: So präsentieren sich die Athleten der LG Olympia.
Die Leichtathleten der LG Olympia hinterließen bei den Deutschen Meisterschaften in Erfurt einen hervorragenden Eindruck. Wie beurteilen Sie diese Titelkämpfe?
Jörg Lennardt: Ich konnte in Erfurt leider nicht persönlich dabei sein. Als Präsident dieses Vereins bin ich total stolz auf diese Athleten und ihr sympathisches Auftreten. Ihrer Erfolge haben sie mit viel Kampfgeist und Herzblut erzielt. Gratulation an jeden Einzelnen.
Herr Lennardt, Herr Engster, Sie sind beide als Führungskräfte beruflich sehr engagiert und auch viel auf Reisen. Was hat Sie veranlasst, diese zeitintensive Position zu übernehmen?
Stephan Engster: Meine Eltern waren sehr gute Leichtathleten, und ich bin eigentlich im Stadion aufgewachsen. So musste ich nicht lange überlegen, ob ich mich in der LGO engagieren und meine Fähigkeiten einbringen würde, als mich Jörg Lennardt gefragt hat. Auch meine Familie trägt diese Tätigkeit mit. Gesellschaftliches und ehrenamtliches Engagement sind uns sehr wichtig.
Lennardt: Ich war als Jugendlicher ein recht guter Langsprinter und habe den Kontakt zur Leichtathletik nie verloren. Auch meine Frau war eine erfolgreiche Läuferin. Als meine Kinder Charlotte und Max in den Schülergruppen des TSC Eintracht aktiv waren und man an mich mit der Bitte herantrat, in der Leitung der Leichtathletik-Abteilung und später in der LG Olympia mitzuwirken, wollte ich mich dem nicht verschließen.
Welche Erfahrungen in Ihrem Beruf können Sie in die Vereinsführung einbringen?
Engster: Wir sind es gewohnt, Menschen zu motivieren, zu führen und Netzwerke aufzubauen. In der Regel sind ein hohes Maß an Verhandlungsgeschick und Empathie gefragt. Kreative Ideen und moderne Leitbilder sind unverzichtbar.
Lennardt: Man hat mir manchmal vorgeworfen, den Verein wie ein Unternehmen zu führen. Aber beides ist sich nicht unähnlich, denn ich sehe den Verein als Organisationseinheit. Man kann aus dem Beruf vieles in den Sport hinüber bringen. Die LGO hat einen großen Trainerstab und über 400 aktive Athleten. Es ist nicht einfach, alles zusammenzuhalten.
Wie beurteilen Sie die Situation der LG Olympia?
Engster: Ich sehe die Entwicklung sehr positiv. Wir bieten unseren Athleten eine gut funktionierende Struktur, dennoch mangelt es nicht nur an Budget, sondern auch an Mitarbeitern. Hier ist die LGO jedoch in bester Gesellschaft.
Lennardt: Die Infrastruktur in Dortmund sucht in Deutschland ihresgleichen. Das hilft uns dabei, den Athleten Angebote zu machen, die optimal sind. Das zieht! Aber damit ich richtig verstanden werde: Wir wollen keine Söldner! Dass heißt im Umkehrschluss, Ihr neuer Star Gina Lückenkemper wurde nicht mit Geld nach Dortmund gelockt? Lennardt: Geld hat überhaupt keine Rolle gespielt, da wurden auch keine Forderungen gestellt. Wir bieten unseren Athleten ein gut funktionierendes Gesamtpaket, für das in einem gewissen Umfang auch finanzielle Fördermittel nötig sind. Deshalb können wir die Anzahl unserer Vertragsathleten nicht wesentlich steigern, sind aber auf dem Weg nach oben.
Wo sehen Sie Probleme?
Lennardt: Früher bezeichnete man die Unterstützung eines Vereins als Sponsoring, heute sieht man das vor allem als Marketing. Daher wird es immer schwieriger, Unternehmen zu finden, die bereit sind, Vereine oder direkt Athleten zu fördern. Im Vergleich zu anderen Vereinen haben wir nur einen hauptamtlichen Trainer, während zum Beispiel Bayer Leverkusen über 20, der TV Wattenscheid über 12 hauptamtliche, geförderte Mitarbeiter verfügt. Das sind entscheidende Unterschiede.
Engster: Es geht aber nicht nur um Geld. Es wäre wichtig, dass wir Privat-Unternehmen als Partner finden, die für unsere Athleten zum Beispiel Ausbildungs- oder Praktikumsplätze zur Verfügung stellen. Das heißt für uns, Unternehmen als Paten zu gewinnen. Die Unternehmen würden damit natürlich auch Zugang zu hoch motivierten und leistungsorientierten Mitarbeitern bekommen. Die Ausbeute unserer Bemühungen ist leider noch zu gering, denn Firmen halten sich zurück, weil sie fürchten, von allen anderen Sportarten überrollt zu werden.
Lennardt: Ein Netzwerk um den Leistungssport herum fehlt in Deutschland allgemein. Studium und Kultur haben für eine Stadt große Bedeutung, und erfolgreiche Sportvereine führen zu einem positiven Image einer Stadt.
Wie können Sie die Leichtathletik in Dortmund werbewirksam sichtbar machen? Früher gab es das Indoor-Meeting in der Körnighalle …
Lennardt: Wir planen in der Tat eine Wiederbelebung! 2018 soll es ein nationales Einstiegs-Meeting geben, es soll eine kleine, aber feine Veranstaltung werden.
Sie haben einen Wunsch frei. Was würden Sie sich wünschen für die LGO-Zukunft?
Engster: Die Unterstützung durch die Sparkasse Dortmund ist vorbildlich, ohne sie könnten wir unsere Aufgabe nicht erfüllen. Aber es ist unser Traum, weitere Partner für die zukünftige positive Entwicklung einzubinden.
Lennardt: Es ist vieles auf zu wenige Mitarbeiter konzentriert, wir beide können schließlich nicht alle Unternehmen abklappern. Deshalb bitte ich darum, dass sich vor allem früher erfolgreiche Athleten des Vereins engagieren. Sportlich hoffe ich, dass wir in diesem Jahr unser Ziel, in die Top zehn der deutschen Leichtathletik-Vereine vorzudringen, wieder erreichen. Das hat eine gute Außenwirkung.