Fußball-Klub schreibt Innenministerium – und darf trotz 157er-Inzidenz trainieren
Fußball
Endlich wieder auf den Platz, das war es, was sie wollten. Also tüftelten sie ein aufwendiges Hygiene- und Trainingskonzept aus, schickten es direkt an das Innenministerium – und dürfen nun wieder trainieren.

Symbolbild: So sah eines der ersten Trainings aus in Nordrhein Westfalen nach dem ersten Lockdown im Mai 2020. In ersten Bundesländern in Deutschland darf wieder trainiert werden. © Berkel
Die aktuellen Corona-Maßnahmen in Nordrhein-Westfalen sind klar: Ist die Inzidenz in einem Landkreis mindestens drei Tage hintereinander unter 100, dürfen 20 Kinder und Jugendliche bis einschließlich 14 Jahre gemeinsam mit Körperkontakt trainieren. Woanders dürfen nun auch die Senioren wieder auf den Platz – obwohl die Inzidenz bei 157,9 (Stand 7. Mai) liegt. Sie wählten einen ungewöhnlichen Weg.
Denn der SV Unterwössen aus dem bayerischen Landkreis Traunstein hat sein ausgearbeitetes Hygiene- und Trainingskonzept direkt dem bayerischen Innenministerium vorgelegt – und grünes Licht erhalten. Das berichtet der Bayerische Rundfunk (BR). Auf die Idee sei Trainer Kilian Lehrberger gekommen, nachdem in Bayern Individualsport auf Sportplätzen wieder möglich war.
Lehrberger wird auf die Frage nach seiner Motivation vom Traunsteiner Tageblatt wie folgt zitiert: „Für viele im Amateurbereich ist der gemeinsame Sport der wichtigste soziale Kontakt außerhalb der Familie. Und deshalb habe ich die Sorge vor den Nachwirkungen.“
Er stellte sich die Frage, ob sich Sportler neue Beschäftigen suchen im Einzelsport und dann nicht mehr zum Fußball wiederfänden. „Gehen sie den Vereinen verloren? All das können wir noch nicht so richtig wissen – und es macht mir große Sorge.“ Deswegen habe er sich mit seinem Konzept an das Innenministerium gewandt.
Spieler des SV Unterwössen haben Spaß beim kontaktfreien Training
Die Freigabe erfolgte recht schnell. Die letzten Genehmigungen habe der Verein, Tabellenführer in der B-Klasse 2, vom Landratsamt einholen müssen, dabei ging es um die Anzahl der Personen auf dem Platz. Auch die Gemeinde Unterwössen gab den Platz offiziell für die Mannschaft frei. „Man merkt es den Spielern an, alle haben Spaß und Freude trotz der Einschränkungen“, wird Lehrberger vom BR zitiert.
Und wie schaut das Konzept aus? Es beinhaltetet kontaktfreies Stationstraining bei einer Sieben-Tages-Inzidenz, die mehr als 100 beträgt. Die Spieler – insgesamt zwölf dürfen auf den Platz – trainieren in sechs Zweiergruppen an verschiedenen Stationen, wo je ein Trainer als Betreuer dabei ist. Die Trainer müssen einen negativen Corona-Test vorlegen.
Gewechselt werden die Stationen alle 15 Minuten beim SV Unterwössen, dann rückt die nächste Zweiergruppe nach. Die Spieler müssen auf dem Platz keine Masken tragen, dafür aber außerhalb des Platzes. Gegenüber dem Traunsteiner Tageblatt äußerte sich der Trainer zusätzlich wie folgt: „So ungewöhnlich das nach außen aussehen mag, was wir hier machen, hält sich strikt an die Corona-Regeln, die für jeden einzelnen von uns auch im Alltag gelten.“
Lehrberger ist zufrieden mit dem Konzept, das einen ersten Anfang für seine Mannschaft bedeutet. „Es ist zwar kein normales Fußballtraining, aber auch hier kann man individuell sehr gut arbeiten“, so der Coach. Viele Amateursportvereine hätten ihre Möglichkeiten noch nicht vollends ausgeschöpft, glaubt er. Lehrberger wünscht sich, dass weitere Vereine seine Idee aufgreifen, um die Spieler für den Fußball zu begeistern.