Am Montagabend (8. November) fand die Auslosung zur Hallenfußball-Stadtmeisterschaft statt. © Foltynowicz

Fußball

Eine Mama ist stolz, dass ihr Sohn jetzt für ihren Klub in der Halle spielt

Während der Hallenfußball-Stadtmeisterschaft gab es schon viele Premieren. Auch in diesem Winter gibt es mindestens eine. Denn eine Mama und der Sohn tragen jetzt dieselben Farben.

Dortmund

, 11.11.2021 / Lesedauer: 4 min

Wer durch den Saal des Freischützes schlenderte und die vielen bekannten Gesichter sah, entdeckte darin die Vorfreude auf das große verbindende Gemeinschaftserlebnis des Dortmunder Amateurfußballs.

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Und wer an bestimmten Tischen vorbeiging, sah und hörte sogar mehr als das: leuchtende Augen und Gespräche voller Euphorie schon beim Gedanken an den Hallenkick. Ein Halt sollte sich also lohnen, wo die Menschen aus den Hallenfußball-Hochburgen saßen. Eine trägt seit eh und je die Farben Rot und Gelb in die Hallen.

Joachim Kerner saß am Tisch. Der Sportliche Leiter von Mengede 08/20, beruflich als Jurist oft ernst unterwegs, kam aus dem Lachen kaum heraus. Denn er hatte Teresa Schulz dabei, die viel, viel mehr ist als eine Betreuerin. Sie ist seit mehreren Jahrzehnten sogar das Gesicht an das viele denken, wenn sie Mengede hören. Und am Tisch saß auch Martina Toth, eine weitere gute Seele von 08/20. Ihre Kreativität und Nähkünste dürfen die Hallenfußball-Freunde wieder bestaunen, wenn sie die großen Fahnen und überdimensionalen Trikots im Fanblock sehen.

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Wo Mengede ist, ist Stimmung. Das heißt, los geht es in der Halle Nette. Mit RW Germania, dem Multikulti-Nachbarn aus dem Vorort SC Osmanlispor, Hellweg Lütgendortmund und Westfalia Kirchlinde spielt 08/20 zunächst um den Einzug in die Zwischenrunde. Da ist ganz viel Lokalkolorit in dieser Gruppe.

Da an einem solchen Abend keiner den Arm für eine Wortmeldung heben muss, lassen wir das Mengeder Trio einfach mal unkommentiert kommentieren. Teresa Schulz: „Germania ist kein einfaches Los, aber wir kommen weiter.“ Martina Toth: „Ich erinnere mich an eine Endrunde in der Körnig-Halle, als wir uns mit unseren Freunden von Osmanlispor vermischt haben und einen großen Mengeder Fanblock gebildet hatten. Nachher feierten beide Teams Hand in Hand vor uns mit. Das war so schön.“ Und Joachim Kerner: „Jetzt versteht auch jeder, warum ich nach meiner ersten Amtszeit vor zwei Jahren zurück nach Mengede gekommen bin. Ein toller Verein.“

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Und das Ziel? Wieder Teresa Schulz, jetzt mit fast schon kindlichen Strahlen: „Natürlich die Endrunde. Wie heißt es so schön: Schon vier, fünf Topleute können den Unterschiede machen. Die haben wir.“ An diesem Tisch, an dem sich fast alle seit bestimmt seit 20 Jahren kennen, gibt es keine Sie-Form: „Guck mal, wir haben Tim Gebauer, Rocco Dieckmann, Christof Tielker, Dennis Schultze-Adler, sogar mehr als die vier oder fünf Spezialisten. Und ich bin so stolz, dass mein Sohn Giacomo wieder für uns spielt.“

Theresa Schulz freut sich, dass ihr Sohn in ihrem Team spielt. © Stephan Schütze

Jetzt blüht der Schalk in Teresa Schulz, denn sie hat eine Nachricht im Köcher, die selbst einem langjährigen journalistischen Begleiter neu ist und sogar so verblüfft, dass er zunächst an einen Scherz denkt. Also sagt Teresa: „Du hattest in einem Livestream gemutmaßt, dass mein Sohn Giacomo heißt, weil ich bestimmt während eines Italien-Urlaubs vor meiner Hochzeit mal einen tollen Mann namens Giacomo kennengelernt hatte.“ Und? „Nein, ich bin Italienerin!“ Keiner widerspricht. Treffer! Und plötzlich wird klar, woher Teresa Schulz ihre Emotionen und Lebensfreude hat: aus Sardinien! Dieser Exkurs belegt: Hier ist Amateurfußball tatsächlich die viel beschworene Familienangelegenheit.

Die „Mamma“ kann auch etwas strenger sein, wenn die Ragazzi mal nicht gehorchen. „Wir stellen in der Endrunde den Ordnungsdienst“, kündigt sie an. „Das wird in Corona-Zeiten nicht einfach.“ Plötzlich kehrt kurz der Ernst am Tisch des Frohsinns ein. Rechtsanwalt Kerner gibt zu bedenken: „Da gibt es völlig zu Recht feste Regularien. Da müssen wir uns gut vorbereiten.“

Teresa Schulz räumt ein: „Ich finde das jetzt schon schade, dass wegen der fest begrenzten Hallenkapazitäten vielleicht nicht jeder reinkommt. Ich hoffe besonders, dass unsere Kinder in die Hallen dürfen. „Denn in unserem Fanbereich machen die Kids und die Jugendlichen Stimmung.“ Martina Toth versucht wieder etwas Lockerheit reinzubringen: „Unser Vorsitzender Michael Schulz macht bestimmt wieder den Vorsänger.“ Das holt Teresa Schulz wieder in die Vorfreude zurück: „Wenn unsere Jungs in der Endrunde dabei sind, lohnt sich der ganze Aufwand. Denn wir sind auf alle Fälle da. Und wenn wir da sind, sollen alle da sein.“

Und vielleicht zaubert am Ende auch Trainer Thomas Gerner irgendetwas Spezielles hervor. 2016 feierte er den vierten Mengeder Titel in einem verrückten grünen Anzug. Mit Mengede ist immer zu rechnen: „Seit wir mit Markus Gerwien, mit dem ich immer noch Kontakt habe, unser goldene Zeit mit den Siegen 2004, 2005 und 2006 erlebt haben, ist Hallenfußball für uns fast das Schönste, was es im Sport gibt“, sagt Teresa Schulz.

„Es sei denn“, jetzt hakt Joachim Kerner ein, „wir steigen auf. Das ist zwar nicht planbar, aber schon unser Ziel.“ Mengede 08/20 ist in der Bezirksliga souveräner Erster. Sollte das so bleiben, rocken Rocco, die Schulzes, die fleißigen Helfer und die vielen Fans nicht nur die Halle, sondern auch den Volksgarten.

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Spätestens dann ist es Zeit für einen weiteren Halt am Mengeder Tisch, der dann aber im Vereinsheim steht. Auch dann darf wieder jeder drauflos reden, wie es die junge Teresa aus ihre Jugend, auch ohne einen Giacomo, kennt. Vielleicht näht Martina Toth dann ein neues Trikot, eins mit dem Stadtmeisterpokal und dem Aufstiegs-Cup. Und sollte es mit Hallentitel und Aufstieg nicht klappen? „Wir halten in unserer Mengeder Familie immer zusammen.“ Das glaubt wirklich jeder, der sie kennt.

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