Kult-Schiedsrichter Dieter Becker bekommt dicken Hals wegen Karriere-Ende von Gräfe

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Kult-Schiedsrichter Dieter Becker bekommt dicken Hals wegen Karriere-Ende von Gräfe

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Für Bundesliga-Schiedsrichter gibt es eine Altersgrenze. Mit 47 Jahren müssen sie ausscheiden. Aktuell entbrennt darüber eine heiße Diskussion: Der Ex-FIFA-Referee Manuel Gräfe will weitermachen.

Castrop-Rauxel

, 28.04.2021, 06:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

Im Sommer 2021 wird Manuel Gräfe 47 Jahre alt. Nach den Richtlinien des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ist für ihn Schluss als Schiedsrichter im Profibereich. Nach Ansicht des DFB reichen bei einem 47-Jährigen die Fitness und das Reaktionsvermögen nicht mehr für Fußball in der Bundesliga. Der Aufschrei, dass mit Manuel Gräfe einer der besten deutschen Schiedsrichter aufhören muss, ist selbst unter Spielern und Trainern der Elite-Liga groß.

Bundesliga-Profis setzen sich für Gräfe ein

Freiburgs Abwehrspieler Christian Günter meinte kürzlich: „Herr Gräfe ist einer der besten Schiedsrichter in Deutschland, wenn nicht sogar der beste. Da muss man mal drüber nachdenken, ob so jemand nicht ein bisschen länger Schiedsrichter sein darf. Er ist fit, hat eine überragende Leitung auf dem Platz. Ich würde da mal eine Lanze brechen und sagen: Bitte lasst ihn noch ein bisschen weitermachen.“

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In dieselbe Kerbe schlägt der Castrop-Rauxeler Schiedsrichter Dieter Becker. Er ist ein alter Fahrensmann, der mit 70 Jahren noch Fußballspiele pfeift. Nicht in der Bundesliga - aber in der Kreisliga. In welcher Liga auch immer: Fußball ist grundsätzlich überall gleich. Der für klare Kante bekannte Dieter Becker sagt zum Aus für Bundesliga-Schiedsrichter mit 47 Jahren: „Das ist der größte Blödsinn, den der DFB jemals verzapft hat. Der Gräfe ist mit 47 Jahren besser als viele jüngere Schiris.“

Castrop-Rauxeler Kult-Schiedsrichter: Dieter Becker.

Castrop-Rauxeler Kult-Schiedsrichter: Dieter Becker. © Jens Lukas

Manuel Gräfe bringe Topleistungen auf dem Platz und sei überall als Schiedsrichter anerkannt. „Gräfe ist eine Autorität auf dem Platz. So einer wie er und früher der Herner Thorsten Kinhöfer muss man so lange in der Bundesliga pfeifen lassen, bis sie selbst sagen, dass Schluss ist“, so Becker.

Zum Aus von Manuel Gräfe erklärte Lutz Michael Fröhlich, Sportlicher Leiter der Elite-Schiedsrichter*innen, auf der DFB-Webseite: „„Die Entscheidung war für uns sehr schwierig. Aber letztendlich gaben für uns die Aspekte Weiterentwicklung (...) und Strategie in der Kaderplanung den Ausschlag.“ Neben FIFA-Referee Gräfe scheiden in diesem Sommer noch Guido Winkmann und Markus Schmidt aus.

Zum Argument, dass wegen ihres Alters ausgeschiedene Bundesliga-Schiris ja im Amateurbereich weitermachen dürfen, hat Becker sogleich einen Spruch parat: „Wer einmal einen Ferrari gefahren hat, steigt nicht so einfach wieder um auf ein Fahrrad.“

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Neben der Altersgrenze hat Dieter Becker einen dicken Hals auch wegen des Videobeweises: „Ich persönlich bin kein Freund des Videobeweises und kann viele Entscheidungen, die im Kölner Keller überprüft werden, auch nicht nachvollziehen.“ Eine Lanze bricht der 70-Jährige für eine andere Sache: „Die Torlinien-Technik ist klasse.“

Selbst der lange Corona-Lockdown hat Beckers Lust für die Schiedsrichterei nicht vermiest: „Ich pfeife Spiele, bis ich 75 Jahre alt bin. Ich will beim Fußball einige Herren ja noch etwas ärgern.“ Dieter Becker kann seine Altersgrenze eben allein festsetzen - Manuel Gräfe hat dieses Glück nicht.

Hinweis: In einer früheren Version des Artikels befanden sich Aussagen von Dieter Becker, die nicht für die Öffentlichkeut bestimmt waren.

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