Chef der Castrop-Rauxeler Schiedsrichter wird mit dem Kreisliga-Videobeweis konfrontiert

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Chef der Castrop-Rauxeler Schiedsrichter wird mit dem Kreisliga-Videobeweis konfrontiert

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Fußball-Schiedsrichter brauchen ein dickes Fell - in unteren Ligen umso mehr bei Anpöbeleien durch Fans und Spieler. Obendrauf möchte die FIFA den Videobeweis bis zur Kreisliga einführen.

Castrop-Rauxel

, 03.12.2020, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Man stelle es sich einmal folgendes Szenario vor: Es läuft die 84. Minute im Kreisliga B-Spiel von Wacker Obercastrop II gegen RSV Holthausen - und der Gastgeber schießt das 2:1. Bei den Spieler stockt der Jubel, da der Schiedsrichter die typische Handbewegung für den „Videobeweis“ macht.

Er schreitet langsam zur Bande, um sich auf einem winzigen Monitor minutenlang die Bilder von nur einer Kamera anzuschauen. Um dann endlich auf Tor zu entscheiden. Die Freude über das 2:1 ist bei den Spielern längst verflogen - es jubelt keiner mehr. Soll das der Amateurfußball der Zukunft sein?

Es gibt Experten, die beim Videobeweis bis in die Kreisligen schon jetzt von „des Irrsinns reinster Blüte“ sprechen. Trotzdem bleibt die Frage: Wäre der Videobeweis bis in die Niederungen des Fußballs doch sinnvoll? Einer, der viel weiß über die Problematik des Schiedsrichter-Jobs , ist Gregor Werkle, der Vorsitzende im Kreis-Schiedsrichter-Ausschuss des Fußballkreises Herne/Castrop-Rauxel.

Die Entscheidung steht gleich: Ein Schiedsrichter gibt nach einem Videobeweis einen Elfmeter - vielleicht bald auch im Amateurbereich.

Die Entscheidung steht gleich: Ein Schiedsrichter gibt nach einem Videobeweis einen Elfmeter - vielleicht bald auch im Amateurbereich. © Jens Lukas

Herr Werkle, was sagen Sie zu der FIFA-Idee, im Amateurfußball einen Videobeweis Light bis zur Kreisliga einzuführen?

Das ist für mich absolut nicht vorstellbar, was das soll und wie das in der Praxis umgesetzt werden kann. Ich bin ein Fußball-Romantiker, der den Videobeweis bis zur Kreisliga nicht braucht.

Wenn der Videobeweis Light doch kommen sollte, sehen Sie dann eine Gefahr, dass einige Schiedsrichter aufhören, weil sie darauf keinen Bock haben?

Nein, das glaube ich nicht. Ich lasse mal diese FIFA-Idee in Ruhe auf uns zukommen. Falls der Videobeweis bis in die Kreisligen eingeführt werden sollte, was ich nicht glaube, bleibt immer noch die Frage nach der technischen Umsetzung zu lösen.

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Als vor rund zehn Jahren der elektronische Spielbericht kam, gab es da einen Aufschrei unter den Schiedsrichtern, oder haben damals deswegen sogar einige die Pfeife an den Nagel gehängt?

Nein. Wir vom Schiedsrichter-Ausschuss und die Vereine haben den Schiedsrichtern geholfen, damit klar zu kommen. Dass die Online-Ansetzungen und der elektronische Spielbericht sinnvoll waren und ihre Arbeit erleichtert haben, erkannten die Schiedsrichter schnell. Falls der Videobeweis trotz aller Bedenken eingeführt werden sollte, wird deswegen kein Schiedsrichter aufhören.

Der Castrop-Rauxeler Gregor Werkle (l.) ist seit April 2019 der Vorsitzende des Kreis-Schiedsrichterausschusses - als Nachfolger von Boris Bejmowicz.

Der Castrop-Rauxeler Gregor Werkle (l.) ist seit April 2019 der Vorsitzende des Kreis-Schiedsrichterausschusses - als Nachfolger von Boris Bejmowicz. © David Hennig

Der Vorsitzende des FC Castrop-Rauxel, Uwe Blase, hat zum Videobeweis angemerkt, dass lieber versucht werden sollte, die Spiele bis zur Kreisliga mit Linienrichtern zu bestücken. Wäre das überhaupt umsetzbar?

Das ginge nur, wenn uns die Vereine viel mehr Schiedsrichter melden würden als sie es jetzt tun. Um in der Kreisliga ein Dreier-Gespann zu stellen, dafür fehlen uns schlichtweg die Leute. Aktuell haben wir in unserem Fußballkreis schon 25 Schiedsrichter zu wenig. Linienrichter bis zur Kreisliga. Das ist daher nicht realistisch.

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Sehen Sie in naher oder ferner Zukunft eine Chance, die Schiedsrichter-Zahlen erhöhen zu können?

Nein, es wird eher schlechter als besser. Zumal die Gewalt und Anpöbeleien gegen Schiedsrichter gerade in den unteren Ligen immer stärker zunimmt.

Wie sieht der Schiedsrichter-Altersschnitt überhaupt aus im Fußballkreis Herne/Castrop-Rauxel - und wie alt ist der Älteste?

Der Altersschnitt unserer Schiedsrichter liegt zwischen 40 und 50 Jahren. Der Älteste ist Hansi Schmidt mit über 70. Er war in diesem Sommer verletzt, als er dann wieder fit war, hat er sofort Spiele gepfiffen.

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