
Am 21. Mai 2005 durfte der Rauxeler Marc Kruska sein erstes Bundesliga-Tor bejubeln. © dpa (Archiv)
21. Mai 2005: Marc Kruskas Traum-Tor und wie der BVB es im Justin’s feierte - ohne ihn
Sport-Geschichte
Der 21. Mai 2022 ist der 17. Jahrestag seines ersten Bundesliga-Tors: Der Castrop-Rauxeler Marc Kruska traf für Borussia Dortmund. Der Ex-Profi erzählt die Geschichten rund um dieses Tor.
Es war das i-Tüpfelchen auf die erste Bundesliga-Saison des Castrop-Rauxeler Fußballers Marc Kruska: sein erstes Bundesliga-Tor im abschießenden Spiel für Borussia Dortmund in der Saison 2004/05. Der 21. Mai 2005 ist ein Samstag. 80.500 Zuschauer sind ins Westfalenstadion gekommen und sehen, wie Kruska beim 2:1-Sieg in der 52. Minute zum 1:1 trifft. Es ist der Wendepunkt der Partie des BVB.
Das Internet hilft Marc Kruska bei den Erinnerungen
„Ich habe einfach drauf gehalten und den Ball genau getroffen - da war er drin.“ So beschreibt der damals 17-Jährige direkt nach dem Abpfiff sein Premieren-Tor. Dass es „Tor des Monats“-verdächtig ist, weil der mit 102 km/h abgefeuerte Kracher direkt im Winkel landet, lässt er dabei unter den Tisch fallen. Ganz bescheiden.
Bei den konkreten Erinnerungen an seine erste Profi-Saison, das Tor sowie seine weiteren Karriere-Höhepunkte hilft dem heute 34-jährigen Kruska das Internet. Während der Fragestunde des Reporters schaut er in seinem eigenen Wikipedia-Eintrag nach, um mit den richtigen Zahlen dienen zu können.
Bei der Gelegenheit sagt der Rauxeler: „Hier steht, dass ich für den FC Frohlinde in der Landesliga ein Tor geschossen habe. Da fehlt das zweite.“ Im Scherz fügt Kruska hinzu: „Aber das kann man ja nachtragen.“
Die Erinnerungen an sein erstes Bundesliga-Tor im Spiel gegen den FC Hansa Rostock kann der Ex-Profi jederzeit wachhalten. Er hat in seinem Smartphone ein Video mit dieser Szene, mit Zeitlupenwiederholung und seinem Jubel abgespeichert.
Kruska sagt heute: „Bei dem Treffer hatte ich auch ein wenig Glück.“ Nach einem Konter landete der Ball damals bei Lars Ricken, der von halblinks den Ball parallel zur Strafraumlinie Richtung Kruska spielte. Rostocks Rene Rydlewicz konnte beim Klärungsversuch den Ball nicht kontrollieren, das Leder sprang hoch, sodass Kruska zum Volleyschuss ansetzen konnte - an Keeper Mathias Schober vorbei in den linken oberen Winkel.
Kruska sagt rückblickend: „Weil der Ball beim Klärungsversuch abgefälscht wurde, war er in der Luft. Das hat mir geholfen. Ich habe instinktiv draufgehalten. Dass der Ball im Winkel einschlug, habe ich nicht gesehen. Ich habe nur mitbekommen, dass er drin war.“
Von der Mannschaft oder dem Trainer habe damals kein Druck auf ihm gelegen, endlich mal zu treffen. Kruska sagt: „Ich war eh nicht derjenige, der für die Tore zuständig war.“
Nur ein kurzer Jubel vor der Südtribüne
Durch die Szene gegen Rostock war er mit einem Mal damals drittjüngster Torschütze der Bundesliga-Geschichte. Mittlerweile haben sich einige andere Schützen vor den Castrop-Rauxeler gedrängt. Er ist nicht mehr in den Top 10.
Die Statistik war dem Teenager Kruska damals aber nicht wichtig. Wichtiger war der Sieg an dem Tag. Für den BVB bedeutete er die Teilnahme am UI-Cup und damit der Qualifikation zum Uefa-Cup. Kruska: „Mein Tor war das Momentum für die Wende im Spiel. Deshalb habe ich auch nur kurz allein vor der Südtribüne gejubelt und bin schnell zur Mittellinie gelaufen, damit wir keine Zeit verlieren.“
Auf dem Weg zurück wurde Marc Kruska von Sebastian Kehl umarmt. „Das waren alles tolle Spieler in meiner Mannschaft, mit denen ich sehr gut ausgekommen bin.“ Weidenfeller, Brzenska, Dédé, Metzelder, Wörns, Kehl, Kruska, Ricken, Rosicky, Koller, Ewerthon - das war die Aufstellung. „Das kann sich doch sehen lassen, oder?“, sagt er heute. Für Rostock liefen auf: Schober, Hartmann, Hill, Maul, Möhrle, Sebastian, Litmanen, Rasmussen, Rydlewicz, Prica, Vorbeck. Kruska: „Das war eher eine Metzger-Truppe.“
„Ein geiler Moment“, sagte Kruska unmittelbar nach der Partie. Er verabschiedete sich hinterher gleich nach Castrop-Rauxel. Die Saisonabschluss-Party des Tabellensiebten ging ohne den Youngster über die Bühne und endete um 5 Uhr am Sonntagmorgen in der Dortmunder Diskothek „Justin’s“. Kruska war 17 Jahre alt. Zu jung für eine Party bis in die Puppen. Heute sagt er: „Ich war sowieso nie ein Feier-Biest.“
Makaay landet vor Kruska
Mit seinem Treffer schaffte es der Castrop-Rauxeler in die Auswahl zum Tor dem Monats. Den Wettbewerb gewann damals allerdings Roy Makaay mit einem 30-Meter-Freistoßtreffer zum 3:0 beim 6:3-Sieg des FC Bayern gegen den 1. FC Nürnberg. Kruska: „Dass ich nicht gewonnen habe, hat mich nicht gewurmt, ich habe das entspannt gesehen. Rückblickend kann ich aber sagen: Wenn ich getroffen habe, waren es schöne Tore - oder Elfmeter.“ Dabei lacht er.
Denn Kruskas zweites und letztlich auch schon letztes Erstliga-Tor war ein Elfmeter. Er traf beim 3:1-Sieg am 10. November 2006 beim SV Werder Bremen vom Elfmeterpunkt zum Endstand. Auch diesen Treffer kann er sich auf seinem Handy anschauen. „Ich habe einen neunminütigen Film mit den Höhepunkten meiner Profi-Karriere“, sagt er. Dazu gehört auch ein 40-Meter-Kunstschuss mit dem Außenrist im August 2013 beim 5:1-Sieg von Energie Cottbus in der 2. Liga gegen den VfR Aalen.
Marc Kruska schaut auf sein Debüt vor 15 Jahren
Eine Information hatte die Wikipedia über Marc Kruska, die er nicht wusste: Der Rauxeler eignete sich in seiner ersten Bundesliga-Saison die Gangart schnell an: Der Defensivspieler sah vier Gelbe Karten.
Ein Journalist macht sich aus Prinzip keine Sache zu eigen, nicht einmal eine gute (dieses Prinzip ist auch das Motto des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises).
