
1997 stellten die Mitglieder des BV Wacker Castrop mit ihrem Vorsitzenden Dieter Heermann (l) die Weichen für die Fusion mit BW Obercastrop. Trainer Volker Krumtünger (r) übernahm in der folgenden Saison die 1. Mannschaft des Fusionsvereins. © Goldhahn, Kopshoff, Orwat
Fusion des BV Wacker Castrop mit BW Obercastrop war keine Liebesheirat
Sport-Geschichte
Gefühlt ist der SV Wacker Obercastrop ein Traditionsverein, den es schon eine Ewigkeit lang gibt. So ist es aber nicht: Der Klub mit seinem Namen ist erst in den 1990er Jahren aus der Taufe gehoben worden - nach einer Vernunft-Ehe.
Der SV Wacker Obercastrop hat sich als fester Bestandteil der Fußball-Westfalenliga etabliert. Doch der Verein in seiner heutigen Form ist noch recht jung: Vor 25 Jahren, am 24. Februar 1997, berichtete unsere Redaktion über die Jahreshauptversammlung des damaligen BV Wacker Castrop, die die Fusion mit Blau-Weiß Obercastrop befürwortete.
Zwischen Obercastroper Hochzeit und nächster Vereins-Fusion lagen 21 Jahre
Es war die bis heute vorletzte Vereinsfusion im Castrop-Rauxeler Fußball - 2018 gingen die SF Habinghorst und SV Dingen zusammen.
Zwei Mal war das Vorhaben von Wacker Castrop und BW Obercastrop zuvor erfolglos diskutiert worden. Doch beim dritten Mal im Frühjahr 1997 sollte alles gut gehen: 59 der 68 anwesenden Wacker-Mitglieder stimmten bei der Versammlung im Haus Henze für die Fusion.
Da die Obercastroper bereits ihre Zustimmung signalisiert hatten, war die Bahn frei. „Die Weichen sind gestellt: Wacker und BW Obercastrop heiraten im April“, lautete die Schlagzeile. Es sollte gar noch schneller gehen. Am Karfreitag, 28. März, ging die Gründungsversammlung mit 106 Mitgliedern der beiden Vorgänger-Vereine in der Gaststätte Alt Obercastrop über die Bühne.

Waren federführend beim SV Wacker Obercastrop beim Umzug vom Stadtgarten in die Erin-Kampfbahn: (v.l.): Dieter Heermann, Willi Krumtünger und Frank Figur. © Archiv
Am Ende der über dreistündigen Sitzung standen der neue Name „SV Wacker Obercastrop 29/65 e.V.“, die Vereinsfarben blau-weiß und ein neues Führungsgremium. Zum ersten Vorsitzenden wurde der bisherige BWO-Vereinschef, Wilhelm Krumtünger, gekürt. „Es war keine Liebesheirat, sondern eine Vernunft-Ehe zur Sicherung des Obercastroper Fußballs“, ist sein Kommentar überliefert.
Frank Figur, der den BV Wacker als einer der Vorsitzenden in die Fusion führte, sagte einst: „Zwei Vereine in einem kleinen Stadtteil. Das machte keinen Sinn. Wenn ich beim Fleischer nach einer Spende für den Verein gefragt hatte, hieß es: Die von BW Obercastrop waren schon da. Dann blieb für uns nicht viel übrig.“

Der neue SV Wacker Obercastrop hatte zunächst sein Domizil am Stadtgarten: mit einem Ascheplatz und einem Vereinsheim, der einem Hangar ähnelte. © Archiv
Bei der Hallenstadtmeisterschaft 1996 sei die Fusions-Idee geboren worden, so Figur: „Willi Krumtünger und ich haben es während des Turniers besprochen. Er hat sich im neuen Club um das Vereinsleben gekümmert, meine Aufgabe war das Sportliche.“
Neun Jahre lang blieb der 2012 verstorbene Krumtünger im Amt. Während dieser Zeit zogen die Obercastroper vom vormaligen Wacker-Sportplatz am Stadtgarten an der Schillerstraße mit dem grünen Hangar als Clubheim in die Erin-Kampfbahn um. Wo sie auch heute noch ihre Spiele und ihr Training veranstalten.
Krumtüngers Nachfolger wurde Frank Figur. Auch weitere Männer der ersten Stunde des neuen SV Wacker blieben dem Verein verbunden. Dieter Heermann, der letzte Vorsitzende von Wacker Castrop, bekleidete noch bis 2010 Vorstandsämter. Der im Juni 2020 verstorbene Theo Schürhoff war viele Jahre Geschäftsführer.

Frank Figur engagierte sich als Vorsitzender und Trainer beim SV Wacker Obercastrop. © Jens Lukas (Archiv)
Wacker Obercastrop hatte beim Start vier Senioren-Teams
In sportlicher Hinsicht kam der neue Verein solide, aber nicht spektakulär in die Gänge: Der SV Wacker startete mit vier Senioren-Mannschaften in die Saison 1997/98. Die erste Mannschaft, die den Platz des bisherigen BV Wacker Castrop in der Kreisliga A übernahm, wurde von Volker Krumtünger (zuvor BWO) betreut. Der Trainer brachte vier BWO-Spieler in die ehemalige Wacker-Mannschaft ein, hinzu kamen die externen Neuzugänge Frank Schneider und der Drittliga-erfahrene Karsten Gowik, der später als Wacker-Trainer fungierte .
„Eine gute Rolle im oberen Tabellendrittel“, traute Volker Krumtünger dem Team laut der damaligen Saisonvorschau unserer Redaktion zu. Am Ende der Spielzeit stand der siebte Platz. Der Durchbruch nach oben sollte Obercastrop erst 2006 unter Trainer Uwe Esser gelingen. Danach spielte der SV Wacker in der Bezirksliga bis 2018, als der Landesliga-Aufstieg folgte. Seit 2021 sind die Obercastroper Westfalenligist.
Bochumer, Kind der 70er Jahre, studierter Filmwissenschaftler, ausgebildeter Redakteur, freier Autor mit den Schwerpunkten Sport, Film, Fernsehen, Musik
Ein Journalist macht sich aus Prinzip keine Sache zu eigen, nicht einmal eine gute (dieses Prinzip ist auch das Motto des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises).
