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Castrop-Rauxeler Trainer braucht Torwart - und sieht einen zufällig auf dem Parkplatz
Fußball
Gelernte Torhüter gibt es im Amateurfußball nicht wie Sand im Meer. Deshalb ist die Suche nach einem Keeper keine leichte. Einem Castrop-Rauxeler Coach verhalf jüngst der Zufall zum Erfolg.
Wenn ein Trainer heutzutage - im digitalen Zeitalter - einen Neuzugang für eine spezielle Position sucht, besorgt er sich Telefonnummern von Kandidaten, um per WhatsApp oder Anruf Kontakt aufzunehmen. Es geht aber auch anders. Quasi analog.
Zwei Torhüter gingen verloren
Der Bezirksligist SG Castrop hat mit Anpfiff des zweiten Saisonspieltages binnen weniger Wochen gleich zwei Torhüter verloren: Pascal Heuser (Wechsel zum DSC Wanne) und Marius Menne (Studium in Hessen). Es blieb Youngster Fabian Leinhäuser und kein weiterer Keeper für die Hinterhand sowie einen Konkurrenzkampf.
Aus diesem Grund hat sich Castrops Spielertrainer Tino Westphal auf die Suche nach einem weiteren Torwart. Und wurde durch Zufall - ohne Telefonat oder Handy-Nachricht - fündig: Denn auf dem Parkplatz des Stadions an der Bahnhofstraße sah der Coach im Augenwinkel Matthias Stempka. Westphal: „Er hatte sich mit seinen Kumpels wohl bei Mc Donalds getroffen und ist danach bei uns vorbeigelaufen. Da habe ich ihn direkt angesprochen.“

Matthias Stempka (am Ball) feierte am 14. Spieltag für die SG Castrop gegen Teutonia/SuS Waltrop (3:4) sein Senioren-Debüt - nach drei Jahren Fußball-Pause. © Jens Lukas
Aus seiner Zeit als Castroper A-Junioren-Trainer kennt Tino Westphal noch Stempka. Dieser bildete mit Leinhäuser damals das erfolgreiche Tortwart-Duo - mit Gewinn der Stadtmeisterschaften in der Halle und auf dem Feld sowie Rang zwei in der Kreisliga-A-Saison.
Bei vier Trainingseinheiten mit dem Castroper Bezirksliga-Kader war Matthias Stempka vor seinem Senioren-Debüt am 14. Spieltag gegen Teutonia SuS Waltrop dabei. Westphal: „Da hat er gezeigt, dass er ein richtig guter Keeper ist. Anfangs hatte er sogar nur Laufschuhe. Er hat sich aber mittlerweile Fußballschuhe gekauft.“
Tino Westphal hält auch große Stücke auf Fabian Leinhäuser - und sagte über Stempka: „Er spielt auch Fußball, agiert manchmal wie ein Libero. Und er spricht laut und viel im Spiel.“
Weil Leinhäuser nach seiner Booster-Impfung zwei Tage vor dem Spieltag indisponiert war, kam Stempka gegen Waltrop zum Einsatz. Westphal: „Matthias körperlich gut dabei. Deshalb mussten wir ein Torwart-Hemd aus einem anderen Trikotsatz für ihn raussuchen als für Fabian.“
Dass es dem jungen Mann nach drei Jahren Pause an Spielpraxis mangelt, sah man eigentlich offensichtlich in einer Szene - als er beim Hinauslaufen ohne Not einen Waltroper Spieler außen im Strafraum mit dem Fuß foulte. Westphal: „Ich habe unserem Torwart-Trainer Hannes Albrecht, der ihn am Sonntag zum ersten Mal gesehen hat, gesagt, dass er Matthias bis zur Rückrunde auf den Stand bringen soll. Dann wird es ein heißes Duell um den Platz im Tor geben.“
Ein Journalist macht sich aus Prinzip keine Sache zu eigen, nicht einmal eine gute (dieses Prinzip ist auch das Motto des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises).
