Jeden Winter ein gewohntes Bild für die Ahauser Fußballer: Die Rasenplätze sind wochenlang gesperrt, als Alternative steht den acht Vereinen ein einziger Kunstrasen zur Verfügung.

© Markus Gehring

„So kann es nicht weitergehen“: Thema Kunstrasen kocht in Ahaus wieder hoch

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Gesperrte Rasenplätze, kaputtes Flutlicht am einzigen Kunstrasenplatz der Stadt. In Ahaus kommt bei vielen Fußballern derzeit Frust auf. Doch Lösungen sind kurzfristig nicht in Sicht.

Ahaus

, 04.02.2022, 17:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Es ist kalt, es ist nass, die Rasenplätze in Ahaus sind mal wieder gesperrt. Kurz vor dem geplanten Start in die Restsaison kommt bei den Ahauser Fußballern wieder Frust auf. Zwar kennen sie die Situation, im Winter nur unzureichend trainieren zu können, schon seit Jahren zu Genüge. Doch das defekte Flutlicht am einzigen Kunstrasenplatz der Stadt lässt die Diskussion wieder hochkochen.

In der vergangenen Woche haben wir über den Ausfall der Flutlichtanlage am Kunstrasen im Ahauser Stadtpark wegen einer defekten Leitung berichtet. Dadurch ist bis auf Weiteres kein Trainings- und Spielbetrieb mehr nach Einbruch der Dunkelheit möglich. Dass dieser Zustand ein klarer Wettbewerbsnachteil für seine Mannschaft sei, monierte daraufhin Frank Wegener, Trainer bei Landesligist Eintracht, dem höchstklassig aktiven Team der Stadt.

Neidischer Blick in den Süden des Fußballkreises

Doch der Begriff „Wettbewerbsnachteil“ kommt auch – oder erst recht – bei den übrigen Ahauser Vereinen in den unteren Spielklassen seit Jahren wie ein Mantra daher. Oft einhergehend mit einem neidischen Blick in den Süden des Fußballkreises Ahaus/Coesfeld, wo nahezu jeder Verein – ob in der Stadt oder auf dem Dorf – über einen Kunstrasenplatz verfügt. In den „Coesfelder Kreisligen“ A2 und B2 hat es in der laufenden Saison auch aus diesem Grund noch keinen einzigen Spielausfall gegeben. Die Teams dort können durchgängig trainieren.

Und im Nordkreis? Da gibt es drei Kunstrasenplätze in Gronau, je einen in Stadtlohn und Südlohn sowie einen in Vreden und einen in Ahaus. Die Spielfläche im Ahauser Stadtpark war bei ihrem Bau kurz vor der Jahrtausendwende die erste dieser Art im Kreis. Doch bis heute ist kein zweiter Platz dazugekommen. Ein Kunstrasen für acht Vereine in einer Stadt mit fast 40.000 Einwohnern, von denen laut Kreissportbund im Jahr 2021 immerhin 5104 als aktive oder passive Fußballerinnen und Fußballer gemeldet waren.

Im Winter dürfen theoretisch alle Vereine der Stadt auf diesem Platz trainieren, neben der Eintracht sind das Union Wessum, TuS Wüllen, VfB Alstätte, FC Ottenstein, SF Graes, TSV Ahaus und 1. FC Oldenburg. Es teilen sich zu den Stoßzeiten oft vier oder mehr Mannschaften das Spielfeld im Stadtpark. „Der Wettbewerbsnachteil für die ambitionierten Mannschaften ist dabei ja nur ein Aspekt“, sagt etwa Bernd Pohlschröder, Sportlicher Leiter beim VfB Alstätte.

„Es geht ja auch um die vielen Kinder und Jugendlichen, die einfach nicht vernünftig trainieren können. Dass im Moment auch der Kunstrasen nicht genutzt werden kann, ist schon gravierend. So kann es auf Dauer nicht weitergehen.“

In der Ahauser Politik ist dieser Zustand längst bekannt, wurde jahrelang rauf und runter diskutiert. Zuletzt bremste 2019 das drohende EU-weite Verbot von Gummigranulat – ein bislang gängiger Füllstoff für Kunstrasenplätze, der Mikroplastik enthält – die Pläne aus. Seitdem herrscht wieder Stillstand in dieser Angelegenheit.

Der Kunstrasenplatz auf der Anlage von Eintracht Ahaus ist der einzige der Stadt – und wird es wohl auch noch eine ganze Weile bleiben.

Der Kunstrasenplatz auf der Anlage von Eintracht Ahaus ist der einzige der Stadt – und wird es wohl auch noch eine ganze Weile bleiben. © Sascha Keirat

Die Stadt Ahaus verweist auf die beschlossenen Maßnahmen zur besseren Nutzbarkeit der vorhandenen Rasenplätze. Der Rasenplatz des FC Oldenburg wird derzeit komplett erneuert, auf anderen Plätzen sollen nach Auskunft der Stadt weitere Maßnahmen erfolgen, Flutlicht, Be- und Entwässerung der Spielfelder.

„Die Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen hat im letzten Jahr begonnen und wird in diesem Jahr weiter fortgesetzt werden. Demnach stehen aktuell keine Überlegungen zu weiteren Kunstrasenplätzen an“, teilt die Stadt auf Anfrage mit.

Für Bernd Pohlschröder und den VfB Alstätte besonders bitter, immerhin stand der Verein ganz oben auf der Rangliste, die die Ahauser Vereine zuvor eigenständig erstellt hatten – und somit ganz kurz vor dem Bau eines Kunstrasenplatzes. „Die finanziellen Mittel waren schon freigegeben, dann kam das Urteil des Europäischen Gerichtshofs zum Verbot von Mikroplastik. Wäre das nicht gekommen, hätten wir wohl längst einen neuen Platz“, so Bernd Pohlschröder.

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Der Alstätter weiß um die missliche Lage, in die das Urteil die Ahauser Politik seinerzeit versetzt hat – im Übrigen hatten auch Vereinsvertreter damals ein Einsehen, dass eine konkrete Planung unter den gegebenen Umständen wenig sinnvoll sei. Jedoch herrscht aktuell bei vielen Fußballern in der Stadt die Meinung vor, dass das Thema jetzt, drei Jahre später, noch einmal über den Stadt-Sportverband auf die politische Tagesordnung gesetzt werden müsse. Der VfB Alstätte hat das vergangene Woche auch noch mal in einer Vorstandssitzung bekräftigt.

Stadt Ahaus: NRW fördert Bau nicht mehr

Doch die Ausführungen der Stadt auf unsere Anfrage lassen derzeit wenig Hoffnung zu. „Die Lenkungsgruppe Sport(stätten)entwicklungs- und zielplanung der Stadt Ahaus, in der auch zahlreiche Vertreter/innen der Fußballvereine aktiv sind, hat sich für einen Verzicht von weiteren Kunstrasenspielfeldern ausgesprochen.“ Zudem sei die entscheidende Mikroplastikproblematik bis heute nicht gelöst worden. Deshalb fördere das Land NRW seit geraumer Zeit auch den Bau von Kunststoffrasenspielfeldern grundsätzlich nicht mehr.

Die Ahauser Fußballer werden also wohl auch in den kommenden Wintern damit leben müssen, dass die kalte Jahreszeit für sie eher Frust statt Freude am Fußball bereithält.

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