Joachim Raguse von der Herberner Firma KL Medical nimmt eine Lieferung von Einwegmasken aus China entgegen.

© Joachim Raguse

Maskenproduktion: Herberner Firma liefert 500.000 Masken an die Regierung

rnCorona-Pandemie

Im Auftrag der Bundesregierung importiert die Firma KL Medical derzeit pro Woche 500.000 Einwegmasken aus China. Nun soll die Produktion nach Deutschland verlagert werden.

Herbern

, 23.04.2020, 05:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

„Da kommt auch schon die nächste Lieferung“, sagt Joachim Raguse von der Firma KL Medical, als er aus dem Bürofenster schaut. Das Unternehmen aus Herbern produziert und vertreibt seit vielen Jahren Einwegartikel für Kunden im Bereich Hygiene. Dazu gehören etwa Handschuhe, Pflaster und Seifenspender - und in Zeiten von Corona natürlich vor allem Mundschutzmasken.

Der LKW, der am Mittwoch (22. April) auf das Firmengelände rollt, ist mit 500.000 Einwegmasken aus China beladen. Solche Lieferungen treffen derzeit wöchentlich in Herbern ein. KL Medical gibt die heiß begehrte Ware anschließend weiter an die Bundesregierung, die sie wiederum verteilt. „Wir haben den Auftrag bekommen und wollten die Masken erst aus Indien importieren. Dort galt dann aber plötzlich ein Exportverbot“, erklärt Raguse. Nun also China. Hauptsache die Masken kommen irgendwie nach Deutschland.

Bedarf an Masken kaum zu stillen

Doch obwohl die Stückzahl von einer halben Million nach einer ganzen Menge klingt, reicht sie längst nicht aus, um die Nachfrage zu stillen. „Wir bekommen ja zusätzlich Anfragen von Apotheken, Krankenhäusern, Pflegediensten und anderen Unternehmen. Da kommen wir überhaupt nicht hinterher“, sagt Raguse, der vor gut einem Monat im Gespräch mit unserer Redaktion bereits die Abhängigkeit von Billiganbietern aus China scharf kritisiert und ein Umdenken gefordert hatte. Unter anderem sollten Kliniken seiner Meinung nach dazu verpflichtet werden, einen Teil ihrer Produkte von deutschen Unternehmen zu beziehen.

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Dass es mit einer bloßen Forderung nicht getan ist, weiß auch Raguse. Schließlich muss Deutschland als Produktionsstandort erst einmal in die Lage versetzt werden, ausreichend Masken produzieren zu können. „Deswegen haben wir jetzt eine Firmengruppe gegründet, bei der wir als KL Medical in beratender Funktion tätig sind. Wir sind für das Qualitätsmanagement zuständig. Die Masken werden in Sachsen produziert und von einer Firma in Bayern anschließend nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz vertrieben.“

Nächste Bestellung der Bundesregierung steht schon

Gut drei Millionen Einwegmasken könne man nun pro Monat in Sachsen produzieren. Die für die Herstellung benötigte Maschine sei gerade aus China angeliefert worden. Dass man zusätzlich weiter auf die Masken-Importe aus China angewiesen sein wird, kann Raguse jedoch nicht ausschließen.

Die Firmengruppe wolle ab Juni zudem die sogenannten FFP2-Atemschutzmasken in Deutschland produzieren - wenn auch nicht in so großen Mengen. Der Grund: Die Herstellung dieser Masken ist deutlich aufwendiger. Und bevor sie damit starten kann, muss die Firmengruppe einmal mehr auf eine Maschine aus China warten. Genauso wie die Bundesregierung. Die hat nämlich schon ihre Bestellung aufgegeben: 250.000 FFP2-Masken.

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