
© Till Goerke
Schülerinnen verteidigen Kreuzschule: „Hier stehen uns alle Wege offen“
Schule in Heek
Die schwebende Gefahr eines siebten Zuges an der Ahauser ISG und das oft negativ bewerte Thema Schulwechsel – Themen zu den Schülerinnen und Lehrkräfte der Kreuzschule Heek klar Stellung beziehen.
Fürs Erste ist die Gefahr eines siebten Zuges an der Irena-Sendler-Gesamtschule (ISG) für Heeker Kreuzschule gebannt. Die Bezirksregierung hat ihre Genehmigung widerrufen. So genannte „Abschulungen“ gehören hingegen weiter zum Schulalltag. Doch das ist eine Chance.
An der Ahauser Gesamtschule gab es nicht die nötigen 175 Anmeldungen, also ist der Wunsch eines siebten Zuges erst mal zu den Akten gelegt. Kein Nachteil für die Kreuzschule. Dort stehen die Anmeldungen bevor. Und verstecken will sich die Heeker Sekundarschule auch nicht. Im Gegenteil.
Schülerinnen berichten offen
Jolina Wichert (Stufe 9) und Leesha Feldhausen (Stufe 10) brechen eine Lanze für die Kreuzschule und das System Sekundarschule. „Wie wir von unseren Lehrern unterstützt werden, ist keine Selbstverständlichkeit. Hier geht es um mehr als nur den Unterrichtsstoff“, sagt Jolina Wichert.
Und Leesha Feldhausen ergänzt: „Die Berufsvorbereitung ist hier einfach das große Plus. Es haben schon viele Schüler nach einem Praktikum eine Ausbildungsstelle angeboten bekommen – das ist schon echt stark.“
Wir treffen die beiden Schülerinnen am Mittwochnachmittag in der Kreuzschule. Und auch wenn die Lehrkräfte Viola Frankemölle, Justyna Wolska, Melanie Brune-Kofoet (didaktische Leitung) und Schulleiterin Marina John anwesend sind - die Schülerinnen berichten offen von ihrem Schulalltag.
Angesprochen auf das Thema Abschulung haben die Beiden eine klare Meinung. Für betroffene Schüler sei das nach einem Wechsel an die Kreuzschule eine Chance und kein Risiko. Rund eine Handvoll seien es pro Schuljahr, sagt Schulleiterin Martina John.
35 Prozent wechseln in die gymnasiale Oberstufe
Jolina Wichert ist diesen Weg selbst gegangen. „Nach dem Wechsel wurden meine Noten besser. Ich hatte auch keine Sorgen oder Bedenken vorher.“ Leesha Feldhausen fügt hinzu: „Und es stehen einem auch hier bei guten Noten alle Wege offen.“ Stichwort Quali für die gymnasiale Oberstufe.
Schaut man auf die Zahlen aus dem Schuljahr 2020/2021 wird deutlich, dass von 87 Entlassschülern 31 in die gymnasiale Oberstufe gewechselt sind. Das sind 35 Prozent. Die übrigen 56 Schüler haben mit Hauptschulabschluss oder FOS-Reife den Weg einer Berufsausbildung gewählt.

Die Lehrerinnen (v.l.) Viola Frankemölle, Justyna Wolska und Melanie Brune-Kofoet sehen die Kreuzschule Heek gut aufgestellt. © Till Goerke
Und was genau ist die Abschulung? Oft wird dieser Begriff im negativen Sinne verwendet. Er steht für das „Instrument“ das Schulen nach der Erprobungsstufe (5/6 Stufe) zur Verfügung steht. Reichen die Leistungen nicht aus, können die Schüler in eine „tiefere“ Schulform versetzt werden.
Reicht es zum Zeitpunkt der Entscheidung von den Noten voraussichtlich etwa nicht für eine Werdegang an einer Realschule, muss der Wechsel an eine Schulform mit Hauptschulzweig erfolgen. Also auch an die Kreuzschule.
Das wird schnell als „Abstieg“ des jeweiligen Schülers abgestempelt. Und soll zudem kein besonders gutes Licht auf die aufnehmende Schule werfen. Stichwort Schule zweiter Klasse.
Lehrkräfte wehren sich gegen negative Einstufung
Eine Einstufung, gegen die sich die drei Kreuzschul-Lehrerinnen Viola Frankemölle, Justyna Wolska und Melanie Brune-Kofoet entschieden wehren. „Von der Größe sind wir hier ein Schulsystem, in dem es nicht so anonymisiert zugeht. Wir können auch schwächere Schüler auffangen und voranbringen“, macht Melanie Brune-Kofoet deutlich.
Und Melanie Brune-Kofoet berichtet von Aufnahmegesprächen mit Eltern, in denen deutlich geworden sei, wie sehr die Schüler etwa unter dem (Noten-) Druck an einer anderen Schulform gestanden hätten. „Den versuchen wir bei uns zu nehmen. Die Kinder haben Zeit, anzukommen. Wer Spaß an Fächern entwickelt, hat dann auch oft automatisch bessere Noten.“

Im Schuljahr 2020/2021 wechselten 31 der 87 Entlassschüler (35 Prozent) zur gymnasialen Oberstufe. © Till Goerke
Wichtig, das betonen die Lehrinnen ausdrücklich, ist der Fakt, dass das Lernniveau nicht runtergeschraubt werde. Damit stehe eine Sekundarschule auch einer Gesamtschule in Nichts nach. Schließlich gibt es zentrale Abschlussprüfungen. „Da dürfen unsere Schüler nicht im Nachteil sein“, so Justyna Wolska. Und das seien sie auch nicht.
Und wie steht es um den Ganztag? Immer wieder kommt der Redaktion zu Ohren, dass es Eltern gebe, die ihre Kinder gerne bereits mittags zu Hause hätten. Und nicht erst am Nachmittag – so wie an der Kreuzschule der Fall.
Keine Hausaufgaben
Zehntklässlerin Leesha Feldhausen antwortet auf die Frage ganz pragmatisch. „Wir haben so keine Hausgaben mehr. Klar, wir müssen auch noch lernen, aber im Endeffekt haben wir mehr Freizeit.“
Jolina Wichert, selbst aus Heek, überzeugt an der Kreuzschule übrigens auch der kurze Schulweg. Innerhalb weniger Minuten sei sie Zuhause. Müsste sie mit dem Bus nach Ahaus fahren, sei das schlicht nicht möglich. „Und das heißt ja auch, dass ich morgens länger schlafen kann“, sagt sie lachend.

Schulleiterin Martina John wünscht sich auch nach der diesjährigen Anmeldephase wieder einen dreizügigen Start. © Till Goerke
Davon ab steht in diesem Jahr das 50-jährige Bestehen der Kreuzschule auf der Agenda. „Wir hinken hier definitiv nicht hinterher. Wir sind up to date“, stellt Schulleiterin Martina John klar. Auch deshalb wird der bevorstehenden Anmeldephase entgegengefiebert.
Erneute Dreizügigkeit ist der Wunsch
Zuletzt wurde mit einer Dreizügigkeit in „angenehm und überschaubaren“ Klassengrößen gestartet. „Das würden wir uns natürlich auch dieses Mal wünschen“, so die Schulleiterin.
Schließlich sind Anmeldezahlen am Ende des Tages das A und O für den Fortbestand und die Außenwahrnehmung einer Schule. „Wir brauchen uns in Heek aber definitiv nicht zu verstecken“, sagt dazu Jürgen Lammers (Leiter Fachbereich I) von der Gemeindeverwaltung.
Und er hat aus Heeker Sicht noch eine gute Nachricht parat. Viele Grundschüler blieben in Heek und gingen zur Kreuzschule. Wechsel nach Ahaus seien die Ausnahme. Randnotiz: Von den jetzt 145 Anmeldungen an der ISG in Ahaus kam nicht eine einzige aus der Dinkelgemeinde.
- Für Eltern und Schülerinnen und Schülern des 4. Jahrgangs am Donnerstag (17. Februar) um 13.30 Uhr, 14.15 Uhr und 15 Uhr.
- Es gilt Maskenpflicht für alle Beteiligten. Erwachsene können nur mit einem 2G-Nachweis inkl. Personalausweis teilnehmen.
- Es werden feste Termine vergeben.
- Anmeldung unter Telefon (02568) 632030.
Liebt als gebürtiger Münsterländer die Menschen und Geschichten vor Ort. Gerne auch mit einem Blick hinter die Kulissen. Arbeitsmotto: Für eine spannende Story ist kein Weg zu weit.
