Junglandwirt Christian Schlichtmann ist von der speziellen Technik der Düngeausbringung überzeugt.

© Bernd Schäfer

Christian Schlichtmann setzt auf innovatives System zur Güllenutzung

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Junglandwirt Christian Schlichtmann setzt bei der Gülleausbringung auf ein innovatives und zugleich effizientes System. Eines, das in Deutschland noch kein Standard in der Landwirtschaft ist.

von Bernd Schäfer

Heek

, 06.02.2022, 12:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Landwirt Christian Schlichtmann bringt seine Philosophie in zwei Sätzen unter. „Wir wollen natürlich auch Geld verdienen. Aber darunter darf die Natur nicht leiden.“ Ein Schritt in diese Richtung ist für den Junglandwirt der Einsatz eines innovativen Systems bei der Gülleausbringung.

Aus einem Behälter am Frontlader des Schleppers wird der Gülle während des Düngens Schwefelsäure zugegeben. Die löst eine chemische Reaktion aus, bei der das in den tierischen Ausscheidungen enthaltene Ammoniak in Ammonium umgewandelt wird.

Gülle bleibt an den Wurzeln

Klingt sehr theoretisch, hat aber ganz praktische Auswirkungen: Während ein großer Teil des Ammoniaks ausdünstet und sich als typisch-rustikale Duftwolke über das Land legt, bleibt Ammonium im Boden, wo seine Stickstoffe direkt von den Pflanzenwurzeln aufgenommen werden können.

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Durch die Reaktion von Ammoniak und Säure schäumt die Gülle beim Ausbringen auf – dadurch versickert weniger in tiefere Bodenschichten, sie bleibt dort, wo die Wurzeln der Pflanzen sie aufnehmen können.

Neben der verringerten Geruchsbelästigung bedeutet das einen höheren Nährstoffgehalt in der Ackerfläche.

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„Das ist also eine Win-Win-Situation“, beschreibt Christian Schlichtmann das Verfahren, das in Dänemark schon zum Standard gehört und sich in Norddeutschland immer weiter verbreitet.

Schlichtmann ist Vorreiter in NRW

In NRW ist der Nienborger noch ein Vorreiter. „Wir waren vor zwei Jahren die ersten, die das Verfahren in NRW angewandt haben. Inzwischen gibt es noch zwei, drei weitere.“

Schwefelsäure ist ein Gefahrenstoff, deshalb hat der Transportbehälter doppelte Wände und ist mit dicken Stahlrohren gesichert. Schlichtmann musste sogar einen Gefahrgutschein machen, um ihn bewegen zu dürfen. „Das hört sich natürlich erstmal gefährlich an“, beruhigt er.

Christian Schlichtmann ist bei der Nutzung der speziellen Technik zur Gülleausbringung in NRW ein Vorreiter.

Christian Schlichtmann ist bei der Nutzung der speziellen Technik zur Gülleausbringung in NRW ein Vorreiter. © privat

„Aber die Säure wird auf dem Feld so stark verdünnt, dass sie keinen Schaden anrichtet – sonst würden ja die Pflanzen nicht wachsen.“ Rund 1000 Litern Gülle würden beim Ausbringen etwa zwei Liter Säure zugesetzt.

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Er selbst hatte von dem von einer dänischen Firma angebotenen System während seiner Ausbildung an der Höheren Landbauschule in Borken gehört. Interessehalber besuchte er einen Betrieb in Niedersachsen, der bereits damit arbeitete. „Da war‘s um mich geschehen“, sagt der Junglandwirt lachend.

Güllefass musste angepasst werden

Um das Verfahren anwenden zu können, musste ein Güllefass von einer Spezialfirma angepasst werden: Ein Sensor misst ständig den pH-Wert der auszubringenden Gülle und regelt eine Art Einspritzdüse, die dann die jeweils erforderliche Menge Schwefelsäure zugibt, um den vom Landwirt vorgegebenen pH-Wert von 5,5 bis 6 zu erreichen.

Zusammen mit dem aus Dänemark gelieferten Spezialbehälter für den sicheren Transport der Säure eine ordentliche Investition. „Da kann man sich schon fast ein Haus von bauen“, umschreibt Schlichtmann die Summe.

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Die sieht er aber sinnvoll eingesetzt. „Nachhaltigkeit ist ein großes Stichwort für unseren Betrieb geworden“, nennt er die eine Seite der Medaille. Darüber hinaus sei der effiziente Einsatz von Dünger gerade jetzt bei stark steigenden Preisen auch finanziell vorteilhaft.

Effizientere Nährstoffausnutzung

„Je besser die in der Gülle enthaltenen Nährstoffe genutzt werden können, desto weniger mineralischer Dünger muss zugekauft werden“, lautet die einfache Rechnung. Die effizientere Nährstoffausnutzung ist auch für die sogenannten „Roten Gebiete“ interessant: In denen darf zum Schutz des Grundwassers nur 80 Prozent der üblichen Düngemittelmenge eingesetzt werden.

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Normalerweise könnte Christian Schlichtmann, der sein Güllefass auch als Lohnunternehmen für andere Landwirte rollen lässt, seit gestern auf den Feldern unterwegs sein – der 1. Februar gilt auch als „Güllesilvester, ab dem das Düngen nach der Winterpause wieder erlaubt ist.

Momentan ist die Witterung aber noch zu ungünstig. „Wenn das Wetter passend ist, geht‘s richtig los“, beginnen dann für ihn arbeitsreiche Tage.

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