Eine zu niedrige Inzidenz und die Zahl der gemeldeten Gesundeten sorgten jüngst im Kreis Borken für Verwirrung. Für beide Phänomene gibt es aber plausible Erklärungen.

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Verwirrung um falsche Inzidenz und Gesundete: Das sind die Gründe

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Die Inzidenz im Kreis Borken war am Wochenende im Dashboard zu niedrig angegeben. Auch die Zahl der Gesundeten war zuletzt gering. Wir haben nachgehakt, woran das lag und ob alles behoben ist.

Ahaus

, 31.01.2022, 19:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Vielen wird es aufgefallen sein: Die im Dashboard des Kreises angegebene Inzidenz passte am Wochenende nicht. Sie war gemessen an den Neuinfektionen viel zu niedrig. Und: Die Zahl der Gesundeten war zuletzt ebenfalls minimal. Für beide Phänomene gibt es Erklärungen.

Dass die Inzidenz am Wochenende nicht stimmte, räumt der Kreis auf Anfrage ohne Zögern ein. Auch das Thema mit den zuletzt auffällig wenigen Gesundeten redet der Kreis nicht klein. Die Erklärungen für beide Phänomene könnten aber nicht unterschiedlicher sein.

LZG mit Problemen bei Datenverarbeitung

Waren es im Falle der nicht korrekten Inzidenz ausschließlich technische Schwierigkeiten, war die Sache mit der Zahl der Gesundeten auch in der neuen Quarantäneverordnung des Landes begründet.

Zunächst zur Inzidenz. Wie der Kreis erklärt, konnte das Landeszentrum Gesundheit (LZG) nicht alle am Wochenende gemeldeten Daten vollständig verarbeiten. Das LZG gibt die Daten an das Robert-Koch-Institut (RKI) weiter.

Ein Problem in diesem Fall deshalb, weil RKI/LZG dafür verantwortlich sind, die Inzidenz technisch in das Dashboard des Kreises einzuspielen. Die übrigen Daten, wie etwa die der Neuinfektionen, werden über das Programm des Kreisgesundheitsamtes eingespielt.

Schafft es das LZG wegen EDV-Problemen nicht – so wie am Wochenende geschehen – die gemeldeten Daten des Kreises vollständig zu erfassen, wird automatisiert eine falsche Inzidenz ausgewiesen.

Inzidenz ist wieder korrekt angegeben

Die gute Nachricht: Das Problem wurde laut Angaben des Kreises im Laufe des Sonntags (30. Januar) behoben. LZG und die EDV-Fachleute des Kreises hätten eine Lösung für das Problem gefunden.

Schaut man auf die Inzidenz am Montag (2.179,9) und rechnet nach, wird klar: Der Wert ist wieder korrekt. Ebenfalls auffällig: In der Spalte der Gesundeten taucht die Zahl 442 auf. Zuletzt stand dort öfters die Zahl 10. Wie wurde dieses Problem also gelöst? Und was genau hat es ausgelöst?

Das Dashboard des Kreises wird automatisiert aktualisiert. Ein Blick auf die Zahlen am Montag (31. Januar) zeigt, dass die Zahlen inklusive Inzidenz wieder auf dem aktuellen Stand sind.

Das Dashboard des Kreises wird automatisiert aktualisiert. Ein Blick auf die Zahlen am Montag (31. Januar) zeigt, dass die Zahlen inklusive Inzidenz wieder auf dem aktuellen Stand sind. © Screenshot Dashboard Kreis

Die jüngst geänderten Corona-Verordnungen gaben den Ausschlag. Zur Erklärung: Lange war es so, dass der Kreis die ehemals infizierten Personen für gesundet erklärte und damit aus der Quarantäne entließ. Dementsprechend wurde die Zahl täglich im Dashboard hinterlegt.

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Doch mittlerweile ist es durch die Veränderungen auf Bundesebene so, dass die Quarantäne automatisch nach zehn Tagen endet. Erschwerend kommt hinzu, dass man sich bereits nach sieben Tagen freitesten kann. Kinder und Jugendliche als Kontaktpersonen können das sogar schon nach fünf Tagen.

Kreis musste technische Lösung suchen

„Wir mussten also klären, wie wir technisch mit dieser neuen Situation umgehen“, erklärt Kreis-Pressesprecherin Ellen Bulten auf Anfrage. Das Ganze war natürlich kein Exklusiv-Problem des Kreises Borken.

Lange war es so, dass der Kreis mit Corona infizierte Personen als gesundet erklärte. Mittlerweile ist es durch die Beschlüsse auf Bundesebene so, dass eine Quarantäne automatisch nach zehn Tagen endet.

Lange war es so, dass der Kreis mit Corona infizierte Personen als gesundet erklärte. Mittlerweile ist es durch die Beschlüsse auf Bundesebene so, dass eine Quarantäne automatisch nach zehn Tagen endet. Eine Freitestung kann bereits nach sieben Tagen erfolgen. © picture alliance/dpa/dpa-tmn

Es galt also eine Lösung dafür zu finden, dass ehemals infizierte Personen nach Ablauf ihrer Quarantäne im System automatisch zu den Gesundeten gezählt werden. Denn das Dashboard wird nicht händisch aktualisiert.

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„Die technische Umsetzung im Kreisgesundheitsamt hat etwas gedauert, aber jetzt stimmt es wieder in der Größenordnung“, so Ellen Bulten. In der Spalte „Gesundet“ im Dashboard tauchen jetzt automatisch alle ehemals Infizierten nach Ablauf ihrer zehntägigen Quarantäne auf.

„Das ergibt dann ein durchschnittlich repräsentatives Bild“, erklärt Bulten. Repräsentativ deshalb, weil Personen, die sich etwa nach sieben Tagen raustesten, nicht direkt als gesundet erfasst werden. Erst nach den zehn Tagen.

Ein „realistisches Bild“ der Situation

Im Gegenzug werden aber Personen, die am ersten Tag nach Ende der Quarantäne wegen weiter vorhandenen Symptomen erneut einen Schnell- und PCR-Test machen, zunächst – unabhängig vom Ergebnis – statistisch als gesundet eingestuft.

In letzter Konsequenz heißt das also, dass die Zahl der Gesundeten und die der aktuell Infizierten nicht auf die Person und den Tag genau scharf ist. Es sei aber ein „realistisches Bild“ der Situation, wie der Kreis betont.

Wichtig: Die Inzidenz und die Zahl der Neuinfektionen seien tagesaktuell und auf den Fall genau, wie Bulten betont. Der ehemalige Datenstau wurde abgebaut.