Im markierten Bereich soll die Biomethan-Anlage an der Ahauser Landstraße entstehen. Christoph Wischemann berichtet über den aktuellen Planungsstand.

Im markierten Bereich soll die Biomethan-Anlage an der Ahauser Landstraße entstehen. Christoph Wischemann berichtet über den aktuellen Planungsstand. © Luca Füllgraf

20-Millionen-Euro-Projekt: Geplante Biomethan-Anlage setzt Maßstäbe

rnEnergieversorgung

Der Gewerbeparks Heek-West wird Flächenzuwachs bekommen. Auf dieser soll ein millionenschweres Projekt realisiert werden. Eines, das die Gemeinde überregional bekanntmachen könnte.

Heek

, 24.08.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Es ist ein ambitioniertes Projekt, das auf der Erweiterungsfläche des Gewerbeparks Heek-West entstehen wird. Auf dem Areal ist eine Biomethan-Anlage in konkreter Planung. Ein Glücksfall für Landwirte, Gemeinde, Umwelt und die Energieversorgung.

Der russische Invasionskrieg in der Ukraine hat auf einen Schlag verdeutlicht, wie abhängig Deutschland (noch) von russischem Gas ist. Alternativen werden händeringend gesucht. Gleichzeitig müssen Landwirte zusehen, wo sie mit ihrer Gülle/Mist bleiben. Die Auflagen zum Ausbringen sind streng.

Einspeisung ins Gasnetz

Mit einer Biomethan-Anlage können diese beiden Probleme kombiniert gelöst werden. Gülle und Mist aus landwirtschaftlichen Betrieben werden in der Anlage zu Biomethan aufbereitet, das dann in das überörtliche Gasnetz eingespeist werden kann. Auch das anfallende Co2 kann verwendet werden.

Doch der Reihe nach. Die Idee zu dieser Anlage entstand Ende 2021. Mit Christoph Wischemann, einem der beiden jetzigen Geschäftsführer, haben wir über das Vorhaben gesprochen. Er selbst kommt vom Hof, kennt die Landwirtschaft und arbeitet bei 2G Energy.

Jetzt lesen

„Sowohl Energie als auch Landwirtschaft sind Themen, die uns bewegen“, sagt er mit einem Lachen. Zusammen mit Christoph Venhues (ebenfalls Geschäftsführer) und örtlichen Landwirten habe er sich über das Thema Biomethan-Anlage Gedanken gemacht. Schnell sei die Idee gewachsen. Mittlerweile wurde die Bioenergie Heek-Ahle GbR ins Leben gerufen.

Es ist ein Zusammenschluss lokaler, landwirtschaftlicher Familienbetriebe, die nach eigenen Angaben die Landwirtschaft noch nachhaltiger und die örtliche Energieversorgung grüner gestalten möchten. Zusammen wollen sie die Biomethan-Anlage finanzieren und betreiben.

Die Silos einer Biomethan-Anlage können schnell eine Höhe von 20 Metern erreichen, so wie bei dieser Anlage in Nordhausen.

Die Silos einer Biomethan-Anlage können schnell eine Höhe von 20 Metern erreichen, so wie bei dieser Anlage in Nordhausen. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Für das Vorhaben steht ein Investitionsvolumen von 20 Millionen Euro im Raum. Bis zu einer Millionen Euro könnten an Förderung für das grüne Projekt fließen. Ein entsprechender Antrag sei beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gestellt worden, wie Wischemann berichtet.

Eine erste Rückmeldung sei positiv gewesen, jetzt könne der Vollantrag gestellt werden. Ein Förderbescheid liegt also noch nicht vor. Aber Christoph Wischemann verbreitet Optimismus. Und hört man ihm zu, wie er über das Projekt spricht, merkt man: Viele könnten einmal davon profitieren.

Großer Imagegewinn möglich

Schon lange möchte etwa die Gemeinde den Gewerbepark in östlicher Richtung entlang der Ahauser Landstraße erweitern. Durch die geplante Biomethan-Anlage auf dem Planareal könnte das jetzt Realität werden.

Wichtig: Die Gemeinde ist nicht Flächeneigentümer. Das sind örtliche Landwirte. Doch natürlich ist die Gemeinde für alle planungsrelevanten Schritte mit an Bord.

Und der Imagegewinn, den solche eine Anlage mit sich bringen kann, dürfte die Gemeinde Heek überregional bekanntmachen. „Wir haben alle ein gemeinsames Ziel“, ist auch Bürgermeister Franz-Josef Weilinghoff von dem Projekt überzeugt.

Jetzt lesen

Großer Vorteil: Die Fläche ist im Regionalplan als Bereich für gewerbliche und industrielle Nutzung ausgewiesen. Angepasst werden muss der Flächennutzungsplan. Ebenso muss ein Bebauungsplan aufgestellt und ein Umweltgutachten in Auftrag gegeben werden.

„Wir haben da planungsrechtlich gute Bedingungen“, unterstreicht der Bürgermeister. Das Umweltgutachten sei bereits in Arbeit. An der Anpassung des Bebauungsplans und des Flächennutzungsplans sei man dran. Dies dauere allerdings in der Regel einige Monate.

Wohnflächen weit entfernt

Schaut man sich Bilder anderer Biomethan-Anlagen an, wird klar: Die Silos können schnell eine Höhe von 20 Metern haben. Die Anlage wird also auch im Erscheinungsbild groß sein. Auch das gehört zur Wahrheit.

Aber eben auch, dass die auserkorene Fläche in ausreichender Entfernung zu Wohnflächen, also Bereichen sensibler Nutzung liegt. Das Baugebiet Strootbach etwa liegt über 1,5 Kilometer Luftlinie entfernt.

Jetzt lesen

Zudem ist die Planfläche laut Verwaltung „relativ strukturarm“. Der ökologische Eingriff könne so maßvoll erfolgen. Mögliche Auswirkungen auf die Umwelt würden aber ohnehin noch durch das Umweltgutachten thematisiert werden.

Zurück zur Anlage. Die Planungsaufträge sollen in Kürze vergeben werden, wie Wischemann sagt. Läuft alles wie gewünscht, könnte die Anlage bereits 2024 in Betrieb gehen. Und bis dahin wird auch nichts dem Zufall überlassen.

Zusammenarbeit mit der FH Münster

So arbeitet die Bioenergie Heek-Ahle GbR auch mit der Fachhochschule Münster zusammen. Diese hat nicht nur bei der Förderantragstellung geholfen, sondern begleitet das Projekt auch weiterhin. „Das ist für uns natürlich eine super Sache“, betont Christoph Wischemann.

Ebenso wie die Tatsache, dass eine derartige Anlage nicht nur Energie produziert, sondern „unheimlich positiv für die Co2-Bilanz ist“. Im Grunde kann sie sogar Co2-negativ sein. Durch die geplante technische Aufrüstung wird es nämlich möglich sein, das freigesetzte Kohlenstoffdioxid aufzufangen und weiterzuverarbeiten.

Jetzt lesen

So könnte dieses etwa im Bierbrauprozess Verwendung finden. Schließlich braucht es dafür auch Co2-Kohlensäure. Oder: Trockeneis ist festes Kohlenstoffdioxid. Damit wurde/wird etwa auch der Impfstoff Biontech gekühlt. Die Verwendungsmöglichkeiten sind also vielfältig.

Anlage soll offen für Jedermann sein

„Wir entziehen also der Atmosphäre Co2“, verdeutlich Wischemann. Und ganz nebenbei dient eine derartige Anlage natürlich auch der Image-Aufpolierung der oft gescholtenen Landwirtschaft.

Zur Verdeutlichung des Potenzials, welches in Mist und Gülle steckt, führen die Geschäftsführer folgende Beispiele an: Mit einer LKW-Ladung Rindermist kann eine Gasmenge erzeugt werden, die ausreicht, um 25.000 Kilometer mit einem gasbetriebenen Auto zurückzulegen.

Oder es kann damit in einem Blockheizkraftwerk – wie von 2G Energy hergestellt und vertrieben – Strom- und Warmwasser für etwa eineinhalb Jahre eines durchschnittlichen deutschen Haushaltes zu erzeugen.

Die Anlage soll übrigens zugänglich für Jedermann sein. Dies sei auch als Bedingung an die Fördergelder geknüpft, wie der Projekt-Sprecher erklärt. „Es wird geöffnet für alle sein. Jeder wird sich alles anschauen können.“

Bis es aber so weit ist, werden noch intensive Monate der Planung ins Land ziehen. Wann sich solch eine Anlage refinanziert hat, ist auch noch nicht absehbar. Dass sie aber viele Vorteile mit sich bringt, liegt auf der Hand.