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Illegal entsorgt: Sperrmüll am Silbersee II führt direkt zum Täter
Wilde Müllkippe
Zeitschriftenständer und Regale aus einer Post-Filiale – an der Straße zum Silbersee-II-Parkplatz häufte sich der Sperrmüll. Die Quarzwerke kamen den vermeintlichen Tätern auf die Schliche.
Die Bilder, die in den sozialen Netzwerken geteilt werden, sprechen für sich: Zwischen Bäumen und Gebüschen liegt Sperrmüll auf dem Grünstreifen neben einer Straße. Regale und auseinandergebaute Schränke stapeln sich, darunter Zeitschriftenständer mit Beschriftungen wie „Motorpresse“, „Kinder“ oder „Unterhaltung“. Stromkabel der Regal-Beleuchtung hängen von einem Ast herunter.
Der Sperrmüll liegt an der Zufahrtsstraße „Zum Vogelsberg“ in direkter Umgebung des Silbersee II.
Illegale Entsorgung in der Nähe der Quarzwerke
Die Facebook-Seite „Silbersee 2 Haltern am See“ machte sich auf die Suche nach Zeugen. Ihr Administrator habe bereits nach drei Minuten den richtigen Tipp auf die Übeltäter erhalten: „Der Artikel wurde in einer halben Stunde 32 Mal geteilt, die erreichten Personen lagen bei 11.987.“

Der Sperrmüll liegt neben der Straße zwischen See-Parkplatz und Pumpenhaus der Quarzwerke. © privat
Bei dem Sperrmüll handelt es sich um die Einrichtung der ehemaligen Poststelle „Lotto Barz“ an der Rekumer Straße. Am vergangenen Wochenende wechselten die Betreiber. Torsten Barz unterstützt seine Ehefrau Nicole nun in ihrer verbleibenden Filiale in Lippramsdorf. Er schildert: „Als wir am Freitagabend nach der Inventur den Laden verlassen haben, stand noch alles an Ort und Stelle.“ Die weggeworfene Einrichtung der Filiale hätten sie an den neuen Besitzer verkauft. „Wir haben alles ordnungsgemäß übergeben und schriftlich festgehalten.“
„Wir haben selbst nichts gewusst was damit passiert ist“
Trotzdem gelangten die Möbel als Sperrmüll in die Nähe der Quarzwerke. Der dort angestellte Rohstoffingenieur Lukas Eichstaedt forschte nach und telefonierte: Torsten Barz verwies ihn an den neuen Besitzer der Poststelle. Dieser habe ein Unternehmen mit der Entsorgung der alten Einrichtung beauftragt.

Selbst die Genre-Aufkleber der Zeitschriften waren noch auf den Regalteilen angebracht. © privat
Der neue Betreiber der Poststelle bestätigt dies auf Anfrage unserer Redaktion: „Wir haben einen Entrümpler beauftragt, der den Sperrmüll weggeschmissen hat. Wir haben selbst nicht gewusst was damit passiert ist und haben nichts damit zu tun.“ Er gab Eichstaedts Telefonnummer an den Entsorgungsunternehmer weiter.
Der Rückruf kam – mit unterdrückter Nummer. Den Namen des Verantwortlichen hätten die Quarzwerke auch nicht erfahren. „Es war ihm sehr unangenehm“, erklärt Eichstaedt. Er erfuhr, dass die Mitarbeiter, die den Müll zum See gebracht hätten, nur zur Probe eingestellt waren.
Keine Angaben zum Entsorgungsunternehmen
Der neue Betreiber der Postfiliale an der Rekumer Straße will keine Angaben zum vermeintlichen Entsorgungsunternehmen machen: Er verrät keinen Namen, gibt keine Kontaktmöglichkeiten zum Unternehmen bekannt und möchte die Rechnung der Entrümplung nicht präsentieren, obwohl er diese habe. Der Entsorger stand unserer Redaktion deshalb nicht für eine Stellungnahme zur Verfügung.

Ein Blick in die alte "Lotto Barz"-Filiale. Auf der linken Seite stehen die Regale, die auf dem Sperrmüllhaufen landeten. © privat
Laut Eichstaedt habe der Verantwortliche den Sperrmüll am 2. Mai gegen 18.30 Uhr abgeholt und zum Wertstoffhof in Dülmen gebracht. Einer seiner Mitarbeiter habe den Abtransport beobachtet. Für Eichstaedt ist die Sache damit erledigt. Die Quarzwerke schalten nicht die Behörden ein.
Müll am Silbersee – „das kommt vor“
Nicht zum ersten Mal wird die Umgebung des Silbersee II zur Abladefläche für Müll. „Das kommt vor“, bestätigt der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft des Sees, Dr. Eberhard Geisler, „aber in den letzten Jahren hat es nachgelassen.“
Auch der Projektleiter des zuständigen Sicherheitsunternehmens, Marvin Gedenk, kennt die Müllprobleme. Seit der 1. Mai den Start der Badesaison eingeläutet hat, beobachten die Louis-Service-Dienste den See genau. „Im Jahr kommt es hier zu einer Handvoll Entsorgungen“, schildert Gedenk. Die neueste Sperrmüll-Ladung an der Zufahrtsstraße fiel ihm am Sonntag allerdings sofort auf: „So gebündelt ist das noch nicht vorgekommen.“
Wilde Müllkippen im öffentlichen Raum können von Bürgerinnen und Bürgern über den Ideen- und Mängelmelder der Stadt Haltern angezeigt werden. Sperrmüll kann unter anderem beim Wertstoffhof an der Annabergstraße gegen eine Gebühr abgegeben werden.
Geboren im Ruhrgebiet, kann auch die B-Seiten auf „4630 Bochum“ mitsingen. Hört viel Indie-Rock. Hat das Physikstudium an der Ruhr-Uni durchgespielt und wurde Journalist. Liebt tiefe Recherchen, Statistiken und „The Big Lebowski“. Sieht lokale Geschichten im großen Kontext und erzählt sie in Schrift, vor dem Mikro und der Kamera.
