
© Antje Bücker
Autoreifen und Schrank: Christian Hermann findet so viel Müll in der Natur, dass er Hilfe braucht
Müllsammler sucht Mitstreiter
Der Lavesumer Christian Hermann macht sich immer sonntags auf den Weg, um Müll aus den Gebüschen, Wäldern und Grünstreifen einzusammeln. Er findet so viel, dass er nun Mitstreiter braucht.
Naturverbunden war Christian Hermann schon immer. Der 40-Jährige besitzt kein Auto, macht alle Wege mit dem Rad und legt Wert auf ein so gut es geht ressourcenschonendes Leben. Dinge, die er braucht und solche, die er nicht mehr benötigt, tauscht er in Facebook-Gruppen.

Von Grillabfällen bis Hausrat findet sich unweit von Spazierwegen eine Menge Müll. Vieles davon ist wieder verwertbar. © privat
Mit seinen Hunden geht er gerne und oft spazieren. In Haltern wohnen zu können, ist ein Privileg, findet er. „Gerade jetzt, wo die ganze Welt von Krisen, Corona, Krieg und Klimakatastrophen heimgesucht wird, weiß ich es besonders zu schätzen, in einer Stadt leben zu können, in der die Welt noch weitestgehend in Ordnung ist.“
Er kritisiert, dass viele Zeitgenossen es trotz der Dramatik der Lage nicht ernst genug meinen mit den eigenen Bemühungen. „Mit reden, bedauern und Mitleidsbekundungen ist es nicht getan. Da müssen Taten folgen. Beim Klima- und Umweltschutz ist jeder einzelne gefordert und auch kleine Einsätze haben eine Wirkung. Da möchte ich mit gutem Beispiel vorangehen.“
Umweltschutz beginnt vor der eigenen Haustür
Und das ist manchmal ganz schön anstrengend. Am vergangenen Sonntag sammelte Christian Hermann in Hamm-Bossendorf entlang des Kanals neben zurückgelassenen Grillabfällen auch einen Schrank und mehrere Autoreifen ein. „Es wird irgendwie immer mehr Müll statt weniger. Auch in Haltern gibt es viele Ecken, wo sich der Müll anzusammeln scheint. Was ich auf meinen Touren einsammle, passt längst nicht mehr in eine normale Mülltonne.“

Hier scheint jemand das Gebüsch am Kanal mit einem Autofriedhof verwechselt zu haben. © privat
Mit einem Bollerwagen, den er eigens für diesen Zweck ebenfalls in einer Halterner Facebook-Gruppe erstanden hat, sammelt er den Müll ein und entsorgt ihn ordnungsgemäß. Da das Volumen des Abfalls, den er aufnimmt, immer größer wird und zudem oft auch recycelbare Teile enthält, stellt ihn das jedoch vor einige Probleme. Er hofft, vom städtischen Wertstoffshof ein wenig Entgegenkommen bei der Entsorgung zu erhalten. Die Pressestelle der Stadt konnte auf Nachfrage dazu bisher allerdings noch keine Auskunft geben.
Christian Hermann sucht Mitstreiter
Angefangen hatte seine Sammelaktion bereits im Frühjahr. Da hatte er sich schon mit anderen Lavesumern zusammengetan und regelmäßig Hundekot entlang der Gehwege entfernt. „Dass so viele Hundehalter die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner nicht aufnehmen, wenn sie sich unbeobachtet glauben, ist schon eine sehr eklige Angelegenheit. Die Natur mit Müll zu verschandeln, der auch in Jahren nicht verrottet, finde ich allerdings noch viel schlimmer!“
Christian Hermann wünscht sich Mitstreiter für seine Aktion. Wer ihn künftig auf seinen Touren begleiten möchte, kann sich über die Nachrichtenfunktion seines Facebook-Accounts „Christian Löwen Herz Hermann“ bei ihm melden. „Der Halterner Besentag ist eine tolle Sache. Aber einmal im Jahr ist halt viel zu wenig.“
Journalistin und Fotografin wollte ich schon während der Schulzeit werden. Trotzdem bin ich erst nach vielen Umwegen zur Zeitung gekommen. Die Berichterstattung über die Ereignisse in der großen weiten Welt haben meinen Horizont erweitert, der Lokaljournalismus meinen Blick auf die wesentlichen Dinge vor der eigenen Haustür.
