Mitten im Corona-Chaos: Träume sind (keine) Schäume
Coronavirus
Wenn man in der Nacht einen schönen Traum hatte und dann beim Aufwachen feststellt, dass das Begreifen der Realität ziemlicher Mist ist...

Die Meditation für Kinder per Handyanruf aus dem Arbeitszimmer... © Mareike Graepel
Letzte Nacht habe ich geträumt, ich wäre in einem Strandcafé auf Ameland, auf der holländischen Insel etwas nördlich von Leeuwarden. Mit Blick auf die Nordsee und eine Speisekarte mit Patat met Mayo, Pannekoeken und Soft-Ijs mit bunten Streuseln.
Es waren nicht viele Menschen da, so als wäre es noch früh am Tag oder vielleicht am Anfang eines langen Wochenendes, aber die, die da waren, die hatte ich vorher lange nicht gesehen und sie in dieser Zeit vermisst. (Okay, ich gebe zu, das ist meine vierte Woche ohne jeden wirklichen Kontakt zu anderen Menschen, der über ein Winken an Tür oder Fenster oder von Auto zu Auto hinaus ginge – der Husten hält sich hartnäckig und ich bin unsicher, wie ich damit umgehen soll, also bleibe ich zur Sicherheit aller einfach zu Hause.)
Das war ein schöner Traum und beim Aufwachen hatte ich die gleiche Laune wie Orla kürzlich, als sie darüber gemeckert hat, dass das Begreifen der Realität am Morgen ziemlicher Mist sei. (Ich habe aber in der letzten Nacht auch geträumt, dass ich in einer Dattelner Kneipe für die Zeitung die „Frage der Woche“ mit 12 Leuten machen musste – wo kam der Traum-Teil bloß her?)
Wir halten uns mit der Vorfreude „über Wasser“ - und Meditation
Träume sind keine Schäume – oder höchstens der Schaum auf den Wellen des Meeres am Strand –, und wie so viele Menschen halten wir uns hier mit dem Zelebrieren von Zuversicht und Vorfreude „über Wasser“. Träume sind dafür eben hervorragend geeignet.
Meditationen übrigens auch. In einem der Corona-Sonder-Service-Newsletter, die ich abonniert habe, war letzte Woche eine Meditation für Kinder verpackt. Die werden die Kinder gleich mal ausprobieren – und ich mache mit. Mal sehen, wie das ist.
Ich kann mich erinnern, dass ich das erste Mal meditiert habe während eines Abitur-Vorbereitungswochenendes im Kloster Gerleve. Wir sollten uns vorstellen, wir seien ein Baum. Das war spannend, eine ganz neue imaginäre Entwicklung für uns, die mit knapp 18 noch dachten, wir könnten im Leben alles erreichen, was wir wollten.
Als die Meditation ausklang, fragte uns der Pater – Pater „Nobbsche“ –, welcher Baum wir waren. Die einen waren Birken, die anderen Eichen und einer war eine Tanne. Und eine Schulkameradin rief: „Ich war ein Katzenkratzbaum!“ Muss eine eher anstrengende Meditation für sie gewesen sein…
Der Osterhase kommt online
Per gedanklicher (und seelischer) Reisen sind derzeit nicht nur Sehnsuchtsorte wie Ameland oder beruhigende Bewusstseinsveränderungen zu erreichen, sondern auch Kirchen. Aus Datteln hat uns die Oma von Alva und Orla gesegnete Palmzweige geschickt und Denkanstöße und Ideen, wie man Ostern zu Hause feiern kann – vom Livestream bis hin zum Video-Kreuzweg wird bei vielen Gemeinden ähnlich wie in St. Amandus sehr viel kreative Corona-Überbrückungsarbeit geleistet.
Auch unsere Gemeinde in Haltern, St. Sixtus, hat auf einem YouTube-Kanal Videos zusammengestellt – mit speziellen Angeboten für Familien mit Kindern und für Erwachsene ohne Kinder. In einem Interview per Mail für einen Artikel zur Fastenzeit schrieb mir unser Pfarrer: „Zu Ostern werden die Kirchen besonders einladend gestaltet. Im Altarraum wird ein Ostergarten zu sehen sein, das geweihte Osterwasser steht in kleinen Fläschchen bereit und kann mit nach Hause genommen werden, ebenso das Licht der Osterkerze.“
Als ich erklärt habe, dass Ostern kommt, ganz bestimmt, auch wenn wir nicht zum Gottesdienst in die Kirche gehen können, war Orla kurz nervös: „Und der Osterhase?“ Der kommt auch. Mit Mundschutz zwar und ausreichend Abstand, aber er kommt. Versprochen.