Auch das Schuhgeschäft „Shoes & More“ ist aktuell auf Mitarbeitersuche in Haltern am See.

© Lukas Runde

Halterner Händler suchen Arbeitskräfte: „Ich gebe die Hoffnung nicht auf“

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Der Fachkräftemangel zieht sich durch alle Branchen. Auch zahlreiche Einzelhändler aus Haltern sind auf Mitarbeitersuche. Wir haben uns nach den Gründen für den Bewerbermangel umgehört.

von Lukas Runde

Haltern

, 14.10.2021, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

„Mitarbeiter gesucht, ab sofort in Vollzeit oder Teilzeit“ - solche oder ähnliche Aufrufe lassen sich derzeit häufig auf Plakaten im Schaufenster von Halterner Einzelhändlern lesen. Die Jobangebote sind da, aber wo bleiben die Bewerber?

„Es ist ein schwieriges Thema“, sagt Christiane Schroer vom Schuhgeschäft „Shoes & More“ an der Muttergottesstiege. Wenn sich Bewerber auf die offenen Stellen melden, seien es häufig Quereinsteigende oder Studierende, die mehrere Monate Einarbeitungszeit bräuchten.

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An Fachpersonal zu kommen, sei aktuell kaum möglich. Für Christiane Schroer spiele dabei die Corona-Pandemie und die damit zusammenhängenden Lockdowns eine entscheidende Rolle.

In der Krise steckt eine Chance

„Viele, die jahrelang unter Strom standen, haben die Pause während der Lockdowns genutzt, um sich neu zu finden und sind jetzt in einem ganz anderen Bereich“, erzählt sie. Demnach hätte viel Personal aus dem Einzelhandel die Pause genutzt, um runterzufahren und sich um ihre „Work-Life-Balance“ zu kümmern. Aber Christiane Schroer gibt sich optimistisch.

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„Ich gebe die Hoffnung nicht auf“, erklärt sie. Zudem sehe sie die aktuelle Lage auch als Chance für Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen. „Das ist jetzt die beste Möglichkeit, sich neu zu finden.“

Christiane Schroer findet kein Fachpersonal.

Christiane Schroer findet kein Fachpersonal. © Jürgen Wollter

Vor allem würde sie sich für den Halterner Handel Personal aus der Umgebung wünschen, das den Weg zur Arbeit zu Fuß oder mit dem Fahrrad auf sich nimmt. „Ich würde gerne junge und motivierte Leute ausbilden“, so Christiane Schroer.

Auch das Modewerk in Haltern sucht Mitarbeiter

Auch das Bekleidungsgeschäft „Modewerk“ in der Innenstadt ist auf der Suche nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Doch auch hier gestalte sich die Suche als schwierig.

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„Wir suchen aktiv seit einem halben Jahr“, sagt eine Mitarbeiterin des Modewerks. Und obwohl erst vor kurzem zwei neue Teammitglieder gefunden werden konnten, seien immer noch Stellen unbesetzt.

Vielen fehle es an Energie

Sie selbst habe persönlich das Gefühl, dass vielen aktuell schlichtweg die Kraft fehle. Viele hätten keine Energie mehr oder seien ausgebrannt durch die Pandemie. „Es sind auch viele Menschen „maskenmüde“ geworden“, berichtet sie. Bei einem Job, in dem man teilweise bis zu acht Stunden am Stück eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen müsse, könne sie sich vorstellen, dass das viele Bewerber abschreckt.

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Jacqueline De Cillia vom Bekleidungsgeschäft „Engbers“ fallen für den Fachkräftemangel noch weitere Gründe ein. Für sie spielen zum einen die niedrigen Löhne, aber auch das Bildungswesen eine entscheidende Rolle.

Die Suche läuft über Mund-zu-Mund-Propaganda

„Man findet aktuell kein qualifiziertes Personal“, betont Jacqueline De Cillia. Deswegen sei es für sie umso wichtiger, „zukunftsweisend auszubilden“, um den Fachkräftemangel langfristig in den Griff zu bekommen.

„Hier bei Engbers durchleben die Menschen eine tolle Ausbildung, aber sie müssen da Bock drauf haben. Du musst das leben“, so die Modeberaterin.

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Ebenso wie „Shoes & More“ und dem Modewerk suche „Engbers“ nicht nur über Plakate und über soziale Medien nach neuen Arbeitskräften. Vielmehr versuchen alle drei auch über Mund-zu-Mund-Propaganda interessierte und engagierte Menschen aller Altersklassen für ihr Team zu begeistern.

Unattraktive Arbeitsbedingungen schrecken Bewerber ab

Neben den Bekleidungs- und Schuhgeschäften haben auch weitere Einzelhändler in der Halterner Innenstadt aktuell Personalsorgen. Auch das Reformhaus Kaubisch an der Merschstraße ist schon längere Zeit vergebens auf der Suche nach neuen Mitarbeitern. Auf die Frage nach den Gründen für die Bewerberflaute kamen die zwei Mitarbeiterinnen schnell zu einer Antwort. „Die Arbeitsbedingungen im Einzelhandel sind einfach unattraktiv“, berichten sie.

Die Buchhandlung Kortenkamp hingegen hat einen neuen Mitarbeiter gefunden.

Die Buchhandlung Kortenkamp hingegen hat einen neuen Mitarbeiter gefunden. © Niklas Berkel

Neben den geringen Löhnen würden auch die fehlende Flexibilität sowie die Arbeitszeiten potenzielle Bewerber abschrecken, mutmaßen sie.

Bei Kortenkamp läuft es gut

Ein Positiv-Beispiel liefert derweil die Buchhandlung Kortenkamp. „Bei uns ist alles gut. Wir haben aktuell sogar einen Auszubildenden“, so die Buchhändlerin. Aus einer Initiativ-Bewerbung hätten sie ihr neuestes Teammitglied gefunden.

Er sei mit seiner ursprünglichen Ausbildung als Erzieher nicht mehr voll und ganz zufrieden gewesen und nutzte die coronabedingte Pause, um sich in einem anderen Arbeitsumfeld neu zu verwirklichen.

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