
Dumplings sind sehr lecker, aber das Zubereiten stellt unsere Kolumnistin und ihren Freund immer wieder vor Herausforderungen. © Nora Varga
Das große Dumpling-Desaster: Nora Varga (21) über das Zusammenziehen
Kolumne
Gemeinsam kochen kann für Paare eine schöne und spannende Aktivität sein – muss es aber nicht. Unsere Kolumnistin und ihr Freund haben sich an einer chinesischen Spezialität abgearbeitet.
Auf den ersten Blick klingen Dumplings simpel. Man knetet einen Teig, formt Kreise und füllt die dann nach Wahl, am Ende werden sie zu gemacht, dazu gibt es einen Dip aus Sojasauce und Sesamöl. Dumplings sind chinesische Teigtaschen, die sich auch hier bei uns größter Beliebtheit erfreuen. Auch mein Freund und ich lieben die Teigtaschen und so haben wir versucht, sie selbst zu machen und genau da fingen die Probleme an.
Alles begann Silvester 2021, damals wollten wir wegen Corona den Jahreswechsel allein feiern. Um aber trotzdem etwas Besonderes zu machen, schlug mein Freund vor, doch mal selbst Dumplings zu kochen. Wir würden ja den gesamten Abend Zeit haben. Ich stimmte zu und ahnte nicht, was ich mir da eingebrockt hatte.
Dämpfen, anbraten oder kochen?
In Rekordzeit schleppte mein Freund bergeweise Zutaten für mögliche Füllungen an und schickte mir einen Haufen Videos über die richtige Zubereitung und Faltweise der Teigtaschen. „Wir wollen die ja möglichst original machen, sonst bringt das ja nichts“, begründete er seine langen Vorträge über das richtige dämpfen, anbraten oder kochen.
An Silvester selbst lief dann natürlich alles anders als geplant. Der Teig war so elastisch wie ein Ziegelstein, die Füllung wollte nicht kleben und obendrein war das Verhältnis von Teig zu Füllung einfach lächerlich. Wir hätten genug Füllung gehabt, um eine gesamte Schulklasse zu bekochen – Teig definitiv nicht. Mit viel Schummelei, einer chaotischen Küche und gutem Willen hatten wir am Ende aber trotzdem einen Berg Dumplings zusammen. Und was soll ich sagen, sie waren köstlich.
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200 Dumplings für vier Personen
Mit dieser Motivation sind wir ein paar Tage später zu meinen Eltern gefahren, um auch sie von der Spezialität der chinesischen Küche zu überzeugen. Man könnte jetzt natürlich annehmen, wir hätten aus unserem ersten Versuch gelernt und weniger Füllung gemacht. Falsch gedacht. Wieder hatten wir uns massiv verschätzt und saßen am Ende mit meinen Eltern vor einer riesigen Platte mit mehr als 200 Dumplings für vier Leute.
Nun ja, irgendwer musste die Dumplings essen. Acht Tage später war bei meinem Freund und mir die obere Dumplinggrenze erreicht. „Ich will einfach nicht mehr, rund um die Uhr nur die blöden Dinger, das ist doch Wahnsinn“, war für uns beide Schluss mit dieser kulinarischen Erfahrung. Nach diesem Erlebnis gab es lange Monate keine Dumplings in unserer Küche.
Eine zweite Chance für die Dumplings
Vor zwei Wochen kam mein Freund dann wieder mit den traumatischen Teigtaschen um die Ecke: „Wir könnten es ja nochmal versuchen und mit der Füllung aufpassen.“ Ich war skeptisch: „Ich habe echt keinen Bock, wieder tagelang das Gleiche zu essen.“ „Das wird klappen.“ „Wir messen aber alles ganz genau ab, sonst nicht.“ Bewaffnet mit Waage, Messbechern und einem strengen Rezept haben wir uns dann nochmal an die Dumplings gewagt. Am Ende hatten wir tatsächlich für jeden genau einen Teller.
Mittlerweile haben wir aber noch eine ganz neue Variante gefunden. Wir holen uns fertige Dumplings und machen nur den Dip selbst. Die sind zwar nicht so lecker wie unsere Chaos-Dumplings, aber so können wir immerhin auch an stressigen Tagen einen echten Klassiker unserer Beziehung genießen.
Jahrgang 2000. Ist freiwillig nach Castrop-Rauxel gezogen und verteidigt ihre Wahlheimat gegen jeden, der Witze über den Stadtnamen macht. Überzeugte Europäerin mit einem Faible für Barockmusik, Politik und spannende Geschichten.
