
Kolumnistin Nora Varga steht mit ihrem Vater vor ihrer Waschmaschine. Die hat ihr einen ordentlichen Schreck eingejagt. © Nora Varga
Das Waschmaschinen-Drama: Nora Varga (21) über das Zusammenziehen
Kolumne
Wenn teure Technik kaputtgeht, dann bricht schnell Panik aus. Egal ob Handy, Ofen oder Waschmaschine, gerade nach einem Einzug passt so was gar nicht in den Kram, musste unsere Autorin lernen.
Wäsche waschen gehört definitiv nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. An einem Donnerstagabend laufe ich schlecht gelaunt in Flipflops, Schlabberpulli und Jogginghose in den Keller zu unserer Waschmaschine. Die Maschine haben wir aus meiner alten Wohnung mitgenommen, obwohl sie schon etwas altersschwach ist.
Als ich sie geschenkt bekommen habe, war die Toplader-Maschine auch schon alt. Der Lack des Deckels war damals komplett ab. Mein Vater wollte sie mit neuem Lack zumindest optisch verjüngen, hatte sich bei der Farbe aber vertan und seitdem hat sie einen knallgrünen Deckel. Sie sieht in der Reihe der weißen Maschinen bei uns im Keller ein bisschen aus wie der Punk der Truppe.
Triefende Lappen statt kuscheliger Decken
Gelangweilt und routiniert will ich an diesem Donnerstag den Deckel öffnen – doch der weigert sich. Er jetzt fällt mir die kleine rote Lampe auf, die mich stoisch anblinkt. Die Maschine will nicht abpumpen. „Boah scheiße, wehe, du bist kaputt“, drohe ich ihr. Ich schalte sie ab und öffne den Deckel. In der Maschine sollten eigentlich unsere Sofa-Decken liegen. Das, was ich triefend nass und voll von glitschigem Waschpulver aus der Trommel ziehe, sieht aber eher aus, als hätte es mehrere Tage im Hamburger Hafenbecken gelegen.
Ich schmeiße die Maschine nochmal an, vielleicht zickt sie ja nur. 20 Minuten Kurzprogramm später macht mir die rote Lampe klar: Wir haben ein Problem. Jeder, der schonmal seinen Wohnort gewechselt hat, weiß, das ist teuer. Bei aller Sparsamkeit und Ebay-Jagd muss man für die neue Behausung einfach ein paar Dinge kaufen. Besonders tückisch sind Baumarkt-Einkäufe. Ständig fehlt etwas, dauernd vergisst man etwas und am Ende wird es teuer.
Und wenn man nicht mehr weiter weiß, fragt man seine Eltern
Gerade ist also ein wirklich schlechter Zeitpunkt, um Geld für eine Waschmaschine ausgeben zu müssen. Sehr in Panik rufe ich meinen Freund an. Der gibt sich gelassener als ich, bis ich ihm erzähle, wie viel eine neue Waschmaschine kostet. „Wir bekommen das schon irgendwie hin“, verspricht er optimistisch. Aber bevor wir vorschnell handeln, wollen wir es mit einer Reparatur versuchen. Am Samstag rückt dann der Hilfstrupp an: Mein Vater. Wenn ich bei Technik nicht weiterkomme, ist er immer der erste Experte.
Wir stehen gemeinsam vor der störrischen Maschine und experimentieren herum. Filter reinigen, Trommel absuchen, leer laufen lassen. Das Kurzprogramm dauert 15 Minuten und erst am Ende pumpt die Maschine ab. Wir warten also jedes Mal eine Viertelstunde auf Ergebnisse. Zusätzlich ist die blöde Waschmaschine irgendwie mit einem Windows-Update verwandt. Immer wenn die Anzeige noch eine Minute anzeigt, zieht es sich noch weitere fünf. Wir verbringen an diesem Tag sehr viel Zeit im Keller.
Die mysteriösen Metallteile
Die ersten zwei Lösungsversuche schlagen fehl. Die Maschine streikt und nichts passiert. Dann findet mein Vater in einem Filter ein kleines Metallteil. Es sieht aus wie die Scherbe einer Metallplatte. Ich frage meinen Freund, ob er in letzter Zeit Metallplatten in den Hosentaschen hatte. Er schaut verwirrt: „Nein, natürlich nicht.“

Diese kleinen Metallteile hat unsere Autorin in ihrer Waschmaschine gefunden. Woher sie kommen, bleibt ein Rätsel. © Nora Varga
Wir finden nach einem weiteren Waschgang noch zwei weitere Stücke, dann endlich: Die Waschmaschine läuft wieder ohne Probleme. Ich habe immer noch keine Ahnung, woher die seltsamen Metallteile stammen. Vielleicht kommen sie aus der Maschine, wurden hinein gezaubert oder mein Freund hatte doch große Metallplatten in seinen Taschen.
Das Waschmaschinen-Drama hat uns eine harte, aber wichtige Lektion gelehrt. Wir sollten immer irgendwie versuchen, Geld auf der hohen Kante zu haben, damit uns so ein Schock nicht kalt erwischt.
LESEN SIE MEHR ÜBER SINGLES UND BEZIEHUNGSTHEMEN
Auf den Übersichtsseiten „Leben und Lieben“ unserer Zeitungsportale finden Sie Themen rund um Singles, Beziehungen und Liebe: Ruhr Nachrichten / Hellweger Anzeiger / Halterner ZeitungJahrgang 2000. Ist freiwillig nach Castrop-Rauxel gezogen und verteidigt ihre Wahlheimat gegen jeden, der Witze über den Stadtnamen macht. Überzeugte Europäerin mit einem Faible für Barockmusik, Politik und spannende Geschichten.
