
© Nora Varga
Meine Güte, warum bist du so nervig? Nora Varga (21) über das Zusammenziehen
Erste gemeinsame Wohnung
Erst das Zusammenleben mit dem Partner offenbart einige negative Eigenschaften. Auch Redakteurin Nora Varga lernt ganz neue Seiten an ihrem Freund kennen.
Eine Bananenschale liegt auf einem krümeligen Teller. Das ist erst mal kein Drama, wenn dieses hässliche Stillleben nicht schon seit zwei Tagen auf dem Schreibtisch meines Freundes stehen würde. Seine nervige Angewohnheit, überall benutztes Geschirr zu verteilen, habe ich bisher massiv unterschätzt.
Natürlich kennen wir unsere schlechten Eigenschaften. Er ist ein großer Morgenmuffel und pedantischer Koch. Mein Zeitmanagement ist meist ziemlich chaotisch und ich verliere ständig Schlüssel, Portemonnaies und Kopfhörer. Die großen und kleinen Fehler jeden Tag um sich zu haben, ist ziemlich gewöhnungsbedürftig.
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Auf der Übersichtsseite „Leben und Lieben“ unserer Zeitungsportale finden Sie Themen rund um Singles, Beziehungen und Liebe Ruhr Nachrichten / Hellweger AnzeigerAls ich meinen Freund auf das Bananen-Teller-Ensemble hinweise, bekomme ich nur ein flapsiges: „Jaja, mache ich gleich weg.“ Ein überzeugendes Fehlereingeständnis sieht anders aus. Nachdem die Zeit abgelaufen ist, die für mich noch als „gleich“ durchgeht, nehme ich den Teller theatralisch und räume ihn in die Küche. Mein Freund bekommt von der filmreifen Lektion aber leider nichts mit – er ist in einem Meeting.
Früher Vogel vs. passionierter Langschläfer
Aber auch ich gehe ihm auf die Nerven, und zwar jeden Morgen. Ich muss deutlich vor ihm aufstehen. Um mir meine Klamotten aus dem Kleiderschrank zu holen, mache ich das Licht an, sehr zum Leidwesen des Ausschläfers. Vor einigen Tagen platzte ihm die Hutschnur. Während ich ihn eigentlich noch schlafend wähnte, platze es plötzlich zwischen den Kissen hervor: „Boah, kannst du das nicht mal sein lassen. Leg dir deine Scheiß Klamotten doch am Abend vorher raus.“
Ich lege ihm lautstark nah, wieso das total nervig ist. Woher soll ich am Abend vorher wissen, ob ich Bock auf einen warmen Pulli habe oder nicht? Und außerdem gehört das Aussuchen eben zu meinem Morgen dazu. Beleidigt schnappe ich mir das erstbeste aus dem Schrank und verlasse patzig das Schlafzimmer.
Beide müssen an sich arbeiten
Im Zug auf dem Weg in die Redaktion lasse ich den Streit noch mal Revue passieren. Ich kann meinen Freund ja verstehen, ich fände es auch nicht lustig, jeden Morgen von einer Supernova geweckt zu werden. Trotzdem sehe ich es nicht ein, im Dunkeln vor meinem Schrank mit einer Handytaschenlampe herumzuturnen, nur damit der Herr ausschlafen kann.
Ich schicke meinem Freund einen Amazonlink für kleine Lampen, die im Schrank montiert werden. Er schickt einen Daumen hoch. „Gute Idee, lass das machen.“ Als ich abends nach Hause komme, rechne ich fest damit wieder einen dreckigen Teller im Arbeitszimmer zu finden. Fehlanzeige. Das Geschirr ist wider Erwarten in der Spülmaschine gelandet.
Jahrgang 2000. Ist freiwillig nach Castrop-Rauxel gezogen und verteidigt ihre Wahlheimat gegen jeden, der Witze über den Stadtnamen macht. Überzeugte Europäerin mit einem Faible für Barockmusik, Politik und spannende Geschichten.
