
Unsere Kolumnistin mit ihrem kleinen Bruder. Manchmal tut ein Besuch bei den Eltern gut, wenn man Abstand zur neuen Wohnung braucht. © Nora Varga
Manchmal muss ich weg: Nora Varga (21) über das Zusammenziehen
Kolumne
Das Zusammenleben als Paar kann schön sein, aber manchmal möchte man einfach ein bisschen Zeit für sich. Auch unsere Kolumnistin hat sich einen kleinen Urlaub vom Zusammenleben gegönnt.
Auch wenn es manchmal noch ein bisschen Streit gibt, mein Freund und ich haben uns an das Zusammenleben gewöhnt. Wir akzeptieren die Macken des anderen und streiten uns kaum noch. Aber trotzdem gibt es manchmal Tage, an denen man einfach weg will. Weg aus der Wohnung voller Hausarbeit und weg von einem schlecht gelaunten Partner.
Also habe ich ein Wochenende bei meinen Eltern verbracht – und es war fantastisch. Ich habe viel Zeit mit meinem kleinen Bruder verbracht. Wir haben versucht, Kuchen zu backen und bei dem Versuch die komplette Küche in ein Schlachtfeld verwandelt. Dann haben wir im Partnerlook-Pulli zusammen Videospiele gespielt und sind ungesund lang wach geblieben. Alles hat mich daran erinnert, als wir noch Kinder waren, mit dem Unterschied, dass wir keinen Ärger fürs lange Aufbleiben bekommen haben.
An dieser Stelle sei gesagt, dass mein Bruder der beste Bruder aller Zeiten ist. Sein einziger Fehler ist, dass er auf Fotos wirklich nicht lächeln kann.
Fremd im eigenen Elternhaus
Am nächsten Tag sind meine Großeltern zu Besuch gekommen und es hat sich noch mehr angefühlt wie Kindheit. Irgendwie fühlt sich das Haus meiner Eltern viel mehr nach zu Hause an, als die neue Wohnung. Mit dem großen Unterschied, dass ich eben nicht mehr zu Hause wohne. Wenn Sachen umgestellt werden oder die Küche umgeräumt wird, fühle ich mich ein bisschen fremd.
Nach drei Tagen geballten Kindheitserinnerungen, Sonnenschein und familiärem Eis essen fahre ich wieder zu meinem Freund. Und auch wenn das Wochenende bei meinen Eltern schön war, es fühlt sich gut an, wieder in der Wohnung zu sein und meinen Freund zu sehen. Auch wenn die Pause gut getan hat, vermisst habe ich ihn trotzdem.
Wir verbringen den restlichen Abend auf dem Sofa und versuchen unter den Milliarden Serien auf Netflix und Prime irgendwas zu finden, was wir schauen wollen. Am Ende haben wir zwei Stunden umhergezappt und nichts geschaut. Trotzdem war es ein lustiger Abend. Und auch wenn es bei mir zu Hause schön war, lebe ich gerne mit meinem Freund zusammen.
Am Ende der Woche steht die Erkenntnis, dass man sich ein neues Zuhause aufbauen kann, ohne das alte zu verlieren.
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