
Der Ketteler Hof in Haltern am See konnte dieses Jahr zum ersten Mal seit Corona wieder ohne Einschränkungen öffnen. © Sarah Rauch
Fazit nach dem Hitze-Sommer: Ketteler Hof erwartet Besucherrekord
Nach dem Sommer
Die heißen Sommertage sind gezählt. Zeit, einen Blick auf einige der Touristenmagneten in Haltern zu werfen. Nach einer guten Saison bereitet den Betreibern vor allem der Winter sorgen.
März 2022, Julian Eichenhofer führt über das Gelände des Ketteler Hof. Knapp zwei Wochen vor der Eröffnung war noch einiges zu tun. Damals hatte sich Eichenhofer und der Vorstand vor allem eines gewünscht: „Keine neuen Rekorde bei Besucherzahlen oder Riesenevents, einfach den normalen Betrieb.“
Ein halbes Jahr später haben sich seine Wünsche erfüllt und auch den Rekord gab es noch obendrauf: „Wir sind mit der Saison sehr zufrieden.“ 450.000 Besucher haben sich 2019 auf den Weg zum Hof gemacht, „und das werden wir in diesem Jahr noch ein bisschen toppen.“
Es ist das erste „normale“ Jahr nach zwei harten Corona-Sommern. Julian Eichenhofer: „Wir hatten zwei Jahre weniger als die Hälfte der Besucher. Man hat gemerkt, in diesem Jahr wollten die Leute wieder raus.“
Personalmangel im Sommer größtes Problem
Die gesamte Sommersaison galten keine Corona-Auflagen. Anders als in den vergangenen zwei Jahren war in diesem Jahr der Personalmangel das größte Problem, wie Julian Eichenhofer erklärt: „Vor allem im Gastro-Bereich gab es dadurch manchmal lange Warteschlangen.“ Auch für den Winter fehlen noch Mitarbeiter, denn trotz Werbung mit Tankzuschlägen und Bonuszahlungen an Wochenenden bleibt die Suche schwierig.

Auch von der Hitze haben sich die Gäste im Ketteler Hof in diesem Jahr nicht abhalten lassen. © Sarah Rauch
Während sich viele in diesem Winter vor ihrer Gas- und Energierechnung fürchten, ist der Ketteler Hof hier sehr unabhängig. Die Indoor-Halle wird mit den Bäumen geheizt, die vom Borkenkäfer dahingerafft wurden und noch vor Corona hat der Park großflächig in Fotovoltaik investiert. Julian Eichenhofer: „Wir können da wirklich sehr entspannt sein.“
Museum muss auch im Winter geheizt werden
Deutlich angespannter blickt Josef Mühlenbrock, Leiter des LWL-Römermuseums, auf die Wintermonate. Die 800 Quadratmeter des Museums müssen trotz Energiekrise beheizt werden. Für viele Ausstellungsstücke ist wichtig, dass gewisse Temperaturen und Luftfeuchtigkeit eingehalten werden. Noch gibt es dafür keine Lösung, der Landschaftsverbands Westfalen-Lippe erarbeitet aktuell einen Plan.

Am ersten Augustwochenende haben die Römertage mit einem bunten Programm tausende Besucher nach Haltern gelockt. © Anne Schiebener
Trotz der Zukunftssorgen schaut Josef Mühlenbrock aber auf ein gutes Jahr zurück. Vor allem die Römertage kamen gut an. „Mit 11.011 Besuchern waren es die besucherstärksten Römertage überhaupt“, sagt er. Der Anstieg ist deutlich: Bislang lagen die Besucherzahlen immer unter 10.000.
„Alle wollten nach der Pandemie wieder was erleben“, vermutet Mühlenbrock. Auch die Landesausstellung hat zahlreiche Interessierte nach Haltern gelockt. Diese läuft noch bis Ende Oktober. Im November bleibt das Römermuseum dann komplett geschlossen, um im Dezember wieder mit der Dauerausstellung zu öffnen.
Naturpark Granat sorgt sich um Futterkosten im Winter
Der positiven Bilanz schließt sich auch der Naturpark Granat an. Parkleiter Holger Beckmann ist rundum zufrieden mit der Saison: „Das war ziemlich gut.“ Dabei war die Hitze nicht nur für die Besucher eine Herausforderung: „Die Tiere sind dann ein bisschen ruhiger, aber trotzdem zu sehen.“ Auch beim Füttern hat sich die Hitze bemerkbar gemacht, weil die Natur zu trocken war, musste mehr zugefüttert werden.

In diesem Sommer gab es für die Gäste im Naturpark besonders niedliche Babys zu sehen. Besucherinnen und Besucher mussten allerdings ein bisschen Geduld mitbringen, denn die Luchskinder haben sich oft gut versteckt. © Elisabeth Schrief
Ähnlich wie der Ketteler Hof hat der Tierpark wenige Gebäude zu heizen. Aber es gibt ein anderes Problem. Der Tierpark verfüttert vor allem Treber, ein Nebenprodukt der Bierherstellung. Holger Beckmann fürchtet, dass die Brauereien ihre Energiekosten weitergeben oder weniger produzieren und weniger Treber auf den Markt kommt. Beckmann: „Wir müssen gerade abwarten, wie sich das entwickelt.“ Große Projekte sind im nächsten Jahr nicht geplant. Im Winter werden lediglich ein paar Renovierungen durchgeführt.
Jahrgang 2000. Ist freiwillig nach Castrop-Rauxel gezogen und verteidigt ihre Wahlheimat gegen jeden, der Witze über den Stadtnamen macht. Überzeugte Europäerin mit einem Faible für Barockmusik, Politik und spannende Geschichten.
