Die Baustelle Krumme Meer soll zukünftige Überschwemmungen verhindern. V.l.: Ralf Heßling-Mecking, Technischer Leiter der Stadtentwässerung, Jens Roßmöller, Bauleiter der Firma Bogenstahl, Günter Fromm, Tiefbaupolier, und Nina Niedrig, örtliche Bauüberwachung.

Die Baustelle Krumme Meer soll zukünftige Überschwemmungen verhindern. V.l.: Ralf Heßling-Mecking, Technischer Leiter der Stadtentwässerung, Jens Roßmöller, Bauleiter der Firma Bogenstahl, Günter Fromm, Tiefbaupolier, und Nina Niedrig, örtliche Bauüberwachung. © Alexandra Schlobohm

Baustelle Krumme Meer: „Alles ist komplizierter, größer, aufwendiger“

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Die Arbeiten an der Baustelle Krumme Meer dauern an. Der Umfang gehe über normale Kanalarbeiten hinaus, meint Ralf Heßling-Mecking. Mehrere Gründe sorgen für eine zweimonatige Verzögerung.

Haltern

, 31.08.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Seit April ist die Straße Krumme Meer nur einspurig befahrbar. Eine Ampelschaltung regelt den Verkehr. Mitten auf der Fahrbahn befindet sich die Baustelle der großen Kanalbauarbeiten. Bis Ende September wird sie voraussichtlich noch andauern, eigentlich sollten die Arbeiten bereits Anfang August abgeschlossen sein.

„Baustellen ohne Beeinträchtigung gibt es nicht“, meint Ralf Heßling-Mecking, Technischer Betriebsleiter des Eigenbetriebs Stadtentwässerung. Die Teilsperrung der Straße war bereits ein Kompromiss, den die Baufirma Bogenstahl angeboten hat. Die ursprünglich geplante Vollsperrung würde für weniger Stress auf der Baustelle sorgen, aber das Industriegebiet Mersch von einer wichtigen Zufahrtsstraße abschneiden.

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Ausbau der Kanalisation soll Überschwemmungen entgegenwirken

Die Firma Bogenstahl baut an der Straße Krumme Meer die Kanalisation aus, um zukünftigen Überschwemmungen vorzubeugen: „Wir haben ein Problem mit Überflutungsschwerpunkten vor allem im Bereich der Annabergstraße und der August-Stieren-Straße. Der Bau eines Regenrückhaltebeckens ist Teil der Maßnahmen, um die Überstausituation in Haltern-West zu entschärfen“, so Heßling-Mecking.

Der Ingenieurtiefbau sei kompliziert, denn viele Arbeiten wie der Guss der Betonwände müssen vor Ort gemacht werden. Neben fordernden Witterungsbedingungen und den nötigen Umbaumaßnahmen aufgrund der Teilsperrung, ist der Umfang der baulichen Maßnahmen unterschätzt worden: „Alles ist komplizierter, größer, aufwendiger als bei normalen Kanalarbeiten. Das fängt schon bei dem 40-Tonnen-Bagger an, der mit einem Schwertransport kommen musste“, erklärt Heßling-Mecking.

Momentan konzentrieren sich die Arbeiten auf die Fertigstellung des Vereinigungsschachts direkt unter der Fahrbahn. Zuvor haben die Arbeiter bereits einen weiteren Kanalschacht unter die Straße gelegt, der das geplante Rückhaltebecken mit dem Abflusssystem verbinden soll. Das Becken wird weiter östlich am Ende des Rad- und Fußgängerwegs errichtet.

Das Regenrückhaltebecken kann bis zu 3.000m³ Wasser fassen

Parallel wurden dort bereits 2.500 Tonnen Bodenmasse ausgehoben, um nach Beendigung der Arbeiten an der Straße direkt an der Baustelle fürs Regenrückhaltebecken arbeiten zu können. Das Becken wird mit einer Größe von 3.000 Kubikmetern starke Regenfälle auffangen können, sodass es nicht zu Überschwemmungen in den genannten Gebieten kommt. Durch die Arbeiten an der Straße kann das Wasser dann in das reguläre Abwassersystem laufen.

„Wir haben vor circa zehn Jahren einen Stauraumkanal an dieser Stelle gemacht. Wenn dieser gefüllt war, hat er sich über eine Rohrdrossel entleert“, erklärt Heßling-Mecking. Die Rohrdrossel hat nach und nach Wasser abgeleitet. Diese reicht nach neusten Berechnungen nicht mehr aus und wurde bereits durch einen Kanalschacht ersetzt.

Die Planung hat die Straße Krumme Meer für die Bauarbeiten ausgesucht, weil es hier bereits einen Grabenverlauf gibt, der bis zur Lippe führt. „Deswegen ist der Standort so geeignet“, sagt Heßling-Mecking.

„Es geht über den normalen Kanalbau hinaus“

„Wir müssen unter laufendem Betrieb arbeiten“, sagt Nina Niedrig von der örtlichen Bauüberwachung. Das bedeutet zum Beispiel, dass die Anbindung des neuen Kanalschachts mit dem bereits vorhandenen Abwasserkanals stattfinden muss, während Abwasser durch diesen Kanal fließt. Komplexe Systeme und Planungen waren nötig, um die Bauarbeiten durchführen zu können. „Es geht über den normalen Kanalbau hinaus. Wir haben übergroße Tiefen und Abmessungen, die den Bau schwierig machen. Wegen der Statik brauchten wir separate Berechnungen, die im Vorfeld gemacht werden mussten“, erklärt Heßling-Mecking.

Auch für Archäologen ist die Baustelle interessant

Nicht nur für die Stadtentwässerung ist die Baustelle wichtig. Heßling-Mecking erzählt, dass Archäologen bereits Interesse an den Stellen bekundet und Untersuchungen durchgeführt haben. „Man hat Mooreichen gefunden. Außerdem kann man Schlüsse über den Verlauf der Lippe und Siedlungen der Römer ziehen“, erklärt er.

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Die Firma Bogenstahl wird insgesamt 13 bis 14 Monate arbeiten, bis das neue Kanalsystem steht. Ende September widmen sie sich dann den Arbeiten am Regenrückhaltebecken. Dort gibt es weitere Schwierigkeiten, die beachtet werden müssen: „Wir müssen mit dem höchst anzunehmenden Grundwasserspiegel rechnen“, erklärt Heßling-Mecking.

Im Frühjahr 2023 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Die geplanten Kosten von zwei Millionen Euro sollen trotz längerer Arbeitszeit nicht überschritten werden, teilte die Pressesprecherin der Stadt, Sophie Hoffmeier, mit.

Im Bereich der Annabergstraße kam es in der Vergangenheit zu Überschwemmungen bei Starkregen. Dort stieg das Wasser auf 20 bis 30 Zentimeter an. In der Starkregenkarte der Stadt Haltern können Anwohnerinnen und Anwohner erkennen, ob ihr Grundstück gefährdet ist.