„20 Stunden Arbeit am Tag sind normal“ Markthändler Nikolaus Göggerle lebt seinen Kindheitstraum

„20 Stunden Arbeit am Tag sind normal“
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Nikolaus Göggerle will das Trinkgeld gar nicht haben. Er beugt sich zum Mädchen runter und legt ihr den Euro noch auf das Schälchen Kokoswürfel, das er ihr eben geschenkt hat. Göggerle ist das Persönliche lieber als das Geld. Mit den meisten hier auf dem Markt ist er per Du, die Kunden sprechen ihn nicht an mit „Einmal dies, zweimal das“, sondern mit: „Wie geht es dir?“

Mühevoll in Tütchen und Geschenkband eingepackt sind die Leckerleien am Stand von Nikolaus Göggere.
Mühevoll in Tütchen und Geschenkband eingepackt sind die Leckerleien am Stand von Nikolaus Göggere. © Joscha F. Westerkamp

Wie alt Göggerle ist, möchte er lieber nicht verraten, auf jeden Fall „über sechzig“. Er habe schon so einiges in seinem Leben gemacht. Drei Restaurants in Regensburg geleitet. Als Chef auf Mallorca gekocht. Zwischendurch eine Weltreise. Doch nun steht er auf Wochenmärkten, in Dortmund seit 15 Jahren.

Jeden Mittwoch und Samstag sei er von früh morgens bis zum Nachmittag hier. „Wochenmarkt war immer mein Kindheitstraum“, sagt er. „Hier kann ich komplett hinterstehen und nur das machen, was ich will.“

"Götterspeisen" heißt der Stand von Nikolaus Göggerle.
"Götterspeisen" heißt der Stand von Nikolaus Göggerle. © Joscha F. Westerkamp

An Göggerles Stand „Götterspeisen“ gibt es allerhand Naschereien. Trockenobst von Maulbeeren bis Papayas, von Pomelos bis Babyfeigen. Nüsse. Marzipan- und Ingwerspezialitäten, auch in Kombination, etwa als Ingwer-Marzipan mit Zimt. Besondere Schokoladen.

Seine beliebteste Spezialität seien Florentiner, Mandelplätzchen mit Schokolade. Er hat sie in groß und in klein, mit weißer und dunkler, Vollmilch- und Zartbitterschokolade. Mit Cranberrys und ohne. Alle mache er ohne Mehl und mit hochwertiger Schokolade.

Florentiner mit weißer Schokolade sind eine von mehreren Variationen.
Florentiner mit weißer Schokolade sind eine von mehreren Variationen. © Joscha F. Westerkamp

„Mit den Florentiner habe ich angefangen“, sagt Göggerle. „Beim ersten Mal habe ich in Düsseldorf nur mit Florentinern auf dem Markt gestanden, um zu testen, was funktioniert. Und die Leute haben Schlange gestanden.“

Zu Recht. Die Florentiner schmecken richtig gut – haben allerdings auch ihren Preis. Eine kleine Tüte kostet fünf Euro. Trotzdem kommen sehr viele Menschen zu seinem Ständchen, und viele wollen noch mit ihm plauschen. „Wenn man schon so lange da ist, kennt man die Menschen“, sagt Göggerle. „Das ist das Schöne.“

Zwischen den Verkäufen plauscht Nikolaus Göggerle mit seinen Kunden.
Zwischen den Verkäufen plauscht Nikolaus Göggerle mit seinen Kunden. © Joscha F. Westerkamp

Für dieses Persönliche auf dem Markt investiert er viel Zeit. Denn er macht alles allein. Trockenobst und Nüsse kaufe er ein, aber die Marzipanleckerlis, die Ingwerspezialitäten und Gebäcke wie die Florentiner seien von ihm komplett handgemacht. Letztere frisch, jeden Tag. Wenn er abends vom Markt nach Hause komme, gehe er in die Backstube, sagt er, um für den nächsten Tag zu backen. „20 Stunden Arbeit am Tag sind da normal.“

In dieser Serie stellen wir in lockerer Folge verschiedene interessante Stände auf dem Dortmunder Wochenmarkt vor – und die Menschen dahinter. Bisher erschienen sind:

-Der Hundefleischer - Christoph Mann verkauft, was niemand mag
-Die Oliven-Familie - Tarek und Sophie betreiben einen besonders stilvollen Stand
-Die Käsehändlerin - Tanja Bährends hat einen ganz besonderen Genuss-Tipp
-Der Exot - Bei Elmar gibt es die ungewöhnlichsten Früchte und Nüsse
-Die Wursthändlerin - Melanies Angebot ist außergewöhnlich

Sophie und Tarek gehören zur Olivenfamilie: Dieser Wochenmarkt-Stand ist besonders stilvoll

Der Hundefleischer vom Dortmunder Wochenmarkt: Christoph Mann verkauft, was kein Mensch mag

Käsehändlerin in dritter Generation: Tanja Bährends Lieblingskäse reift in einem Eisenbahntunnel