Sophie und Tarek gehören zur Olivenfamilie Dieser Wochenmarkt-Stand ist besonders stilvoll

Sophie und Tarek gehören zur Olivenfamilie auf dem Wochenmarkt
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Glaubt man der US-amerikanischen Sitcom How I Met Your Mother, dann ist ein wesentlicher Indikator für eine erfolgreiche Beziehung, dass der eine Partner Oliven liebt und der andere sie hasst.

Hart auf die Probe gestellt werden könnte nach dieser Logik jede Beziehung auf dem Dortmunder Wochenmarkt – denn dort gibt es einen Stand, dessen Geschäftsmodell es ist, so viele Oliven zu bieten, dass für jeden was dabei ist.

Tarek Nicolin ist Verkäufer an Dem Olivenstand auf dem Dortmunder Markt.
Tarek Nicolin ist Verkäufer an dem Olivenstand auf dem Dortmunder Markt. © Joscha F. Westerkamp

Stilvoll ist der Olivenstand aufgebaut; er ist einer der dekorativsten des ganzen Marktes. In zwei langen Reihen an Holztöpfen liegen über zwanzig verschiedene Olivensortenmischungen, in jedem dieser Töpfe eine eigene Olivenkelle, ganz klassisch aus Holz. Es sind Oliven aus Sizilien, Oliven aus Frankreich, Oliven aus Marokko, Griechenland und Italien.

Oliven mit verschiedensten Gewürzen, Oliven mit und, weil auch das ja ein ganz schöner Romantik-Killer sein kann, Oliven ohne Knoblauch. Wer hier kauft, bezahle für alle Oliven das gleiche, sagt Verkäufer Tarek Nicolin – egal aus welchem Topf sie kämen. Es zähle nur das Gewicht: Man kann also auch die Mischung noch frei miteinander vermischen.

Auf 25 verschiedenen Märkten

Die Geschichte des Olivenstands ist eine mittlerweile ziemlich große – aber immer noch die eines Familienunternehmens, und zwar eines Unternehmens, das vom Kundenkontakt lebt, vom Geschäft auf dem Markt.

1986 habe es den Anfang genommen mit ihrem ersten Stand auf dem Wochenmarkt in Münster, erzählt Mitarbeiterin Sophie Bilenko, „dann haben die Söhne übernommen und das Unternehmen erweitert“.

Mittlerweile stehen sie jeden Mittwoch und Samstag hier in Dortmund auf dem Markt und daneben noch auf vielen weiteren Märkten, 25 verschiedene sind es laut Website, allein knapp zehn verschiedene gleichzeitig am Samstag. Jeder, der in dem Familienunternehmen anfinge und an einem der vielen Stände stehe, werde dann Teil der „Olivenfamilie“, erzählt Sophie.

Am Olivenstand gibt es auch Spezialitäten ohne Oliven – wie diese Achovisfilets.
Am Olivenstand gibt es auch Spezialitäten ohne Oliven – wie diese Achovisfilets. © Joscha F. Westerkamp

Neben den Olivenmischungen gibt es ihren Ständen auch Olivenöle und ganz olivenfreie Spezialitäten wie Sesammöhren, Mozarellakugeln, italienischen weißen Bohnen, persische Zwergfeigen, marokkanischen Mandeln, selbst gemachtem Pesto oder, besonders edel aussehend, Achovifilets, das seien säuerlichen marinierte Sardellen.

Am beliebtesten? Natürlich schon eine der Olivenmischungen. Die Kalamatamischung verkaufe sich am meisten, so Nicolin, die bestehe aus roten und grünen Oliven, sei gewürzt mit frischen Kräutern, Olivenöl und Knoblauch.

Bei allen, die lieber auf den Knoblauch verzichten, sei die Mischung Jovel ohne Knofel (frische Kräuter, mild-fruchtige Peperoni) auch sehr beliebt.

Kundenkontakt per Olivenkelle

Die eingetüteten Oliven reichen Tarek und Sophie ihren Kunden mit ganz langen Olivenkellen herüber, und mit selben nehmen sie das Geld in Empfang. „Das machen wir seit Corona so“, sagt Sophie. Anfangs einfach, um alles kontaktlos zu regeln. Doch mittlerweile auch, weil das für sie einige Anstrengung erspare, „dann muss ich mich nicht so über die Oliven strecken“.

Uns stellen sie eine auf Wunsch knoblauchfreie Probiermischung aus verschiedenen Mischungen zusammen. Vieles daraus schmeckt tatsächlich ziemlich lecker, manches ist aber auch so gar nicht unseres. Eine Mischung ist es wohl, die es macht, mehrere machen es dann für eine Person aber nicht mehr unbedingt.

Verschiedenste Probierboxen können Tarek und seine Kolleginnen am Dortmunder Olivenstand zusammenstellen.
Verschiedenste Probierboxen können Tarek und seine Kolleginnen am Dortmunder Olivenstand zusammenstellen. © Joscha F. Westerkamp

Daran sind wir aber vielleicht auch selbst schuld – schließlich völlig unwissend, was für ein Oliventyp wir so sind (abgesehen vielleicht von: „Also im Supermarkt nehm ich immer die ohne Kern …“), blieb uns da ja nichts anderes als die wilde Probiermischung übrig.

Wer sein Kind mit zum Olivenstand nimmt, muss sich um das keine Sorgen mehr machen. „Es gibt tatsächlich Babys, die schon Oliven essen“, sagt Sophie, „die bekommen dann von uns immer kleine Probierpakete.“

In dieser Serie stellen wir verschiedene interessante Stände auf dem Dortmunder Wochenmarkt vor – und die Menschen dahinter.

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