Christoph Mann schneidet eine Scheibe Wurst ab, bückt sich zu seinem wuscheligen Kunden herunter und hält sie ihm hin. Vor Freude wackelt der mit dem Schwanz. Wuff!
Christoph Mann (28) stammt aus einer Fleischerfamilie, bei ihm gibt es nur das Feinste vom Tier: Rinderherzen, Rindereuter, Rinderlunge. Schweinsohren (aber nicht das Gebäck aus Blätterteig mit diesem leckeren Schokoladenüberzug, sondern die echten, die, mit denen unser Schnitzel mal hören konnte).
Rehbein mit Soße? Lieber nicht
Es folgen Rinderluftröhre, Putenhals, Rehbeine, und so geht seine Auslage auf dem Dortmunder Wochenmarkte immer weiter – nur das Beste vom Besten, das Leckerste aus der Tierwelt. Na ja, okay, zugegeben, für Menschen vielleicht nicht. Ein noch felliges Rehbein, das möchten wohl die wenigsten auf dem Teller haben, egal mit wie viel Soße und Salat.

Aber Christoph Manns Kunden sind auch keine Menschen: Er verkauft Tierfutter für Hunde. „Meine Großeltern haben 1964 angefangen mit einer Fleischerei für Menschen“, erzählt er. „1985 wurde dann nur auf Tierfutter umgewickelt.“ Sie schlachten nicht selbst, sondern übernehmen von zwei benachbarten Schlachthöfen aus ihrer Heimat Lippstadt. Was bei diesen Höfen für den Menschen nicht verwertet werden kann, kommt an die Familie Mann.
„Die Auflagen für Tierfutter werden jetzt auch immer höher“, sagt er, das sei fast wie bei Lebensmitteln für die Menschen. Umso beliebter werden Händler wie Christoph, die die Auflagen einhalten und dazu noch so eine tierisch große Auswahl anbieten können.
Schon ewig auf dem Markt
Seit über 35 Jahren stehe seine Familie schon auf dem Dortmunder Wochenmarkt, aktuell jeden Samstag. „Mein Großvater hat da ganz früh mit angefangen. Aber wir sind immer noch ein kleiner Familienbetrieb, der nur neun Wochenmärkte beliefert.“ Die Oma stehe gleichzeitig in Paderborn, die Mutter in Bielefeld, der Vater in Waltrop. Die Schwester wechsle sich mit ihm in Dortmund ab.

Frauchen und Herrchen nähmen teils weite Wege auf sich, um bei ihnen einkaufen zu können. Und die Hunde kommen dann natürlich mit. „Die wissen schon immer, dass sie die Scheibe Wurst kriegen, und stellen sich direkt bei mir an die Tür“, erzählt Christoph.
Knochen unterm Weihnachtsbaum
Gerade jetzt in der Weihnachtszeit wird es natürlich für viele Hundeliebhaber wieder Zeit, ihren kleinen Freunden ein Geschenk zu suchen. Christoph hat dafür einen besonders schönen Oberschenkelknochen vom Rind in der Auswahl: „In den letzten Jahren haben mir Kunden schon Fotos geschickt, wie der mit Schleife und Glitzer unter dem Weihnachtsbaum lag.“

Nicht gerade beim großen Knochen, aber zum Beispiel bei den Würsten an seinem Stand sei es auch schon mal vorgekommen, dass Menschen die für sich kaufen wollten. „Eine Hundebesitzerin hat auch mal eine Wurst gekauft für ihren Hund, bei sich im Kühlschrank gelagert, und nachher hat ihr Mann die zur Hälfte aufgegessen.“
Gefährlich sei das zum Glück nicht. „Das sind zwar alles Nebenprodukte, aber die sind ausreichend erhitzt.“
Hunde sind keine Veganer
In Lippstadt kann man ihr Produkt auch in einem Hofverkauf erhalten. „Aber der persönliche Zusammenhalt auf dem Wochenmarkt ist einfach super. Das ist noch mal was ganz anderes als im Laden“, sagt Christoph.

Natürlich habe es auch schon Anfragen nach veganem Hundefutter gegeben, sagt er später. „Aber der Hund ist einfach ein Fleischfresser.“ Zum Glück gebe es sehr viele, die das genau wüssten: „Wir haben auch Veganer als Kunden, die für ihr Tier dann trotzdem Fleisch kaufen.“
Selbst habe Christoph übrigens gar keine Hunde. Das ließe sich im Sinne des Tieres zeitlich einfach nicht mit den ganzen Marktaufenthalten verbinden.
In dieser Serie stellen wir verschiedene interessante Stände auf dem Dortmunder Wochenmarkt vor – und die Menschen dahinter.
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