Käsehändlerin in dritter Generation Tanja Bährends Lieblingskäse reift in einem Eisenbahntunnel

In dritter Generation: Tanja Bährend verkauft "echten“ Käsekuchen
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In Arnis, der kleinsten Stadt Deutschlands, wohnen gerade einmal etwa 280 Menschen. Geht man davon aus, dass jeweils mindestens zwei davon zusammenwohnen, könnte Tanja Bährend jeden Haushalt mit einer anderen Käsesorte versorgen. Verrückt, oder?

Tanja Bährend, 50 Jahre alt, ist die Frau hinter dem Käsewagen Bährend, der schon seit weit über 50 Jahren auf dem Dortmunder Wochenmarkt steht. Ein Familienbetrieb, wie Bährend einem schnell erzählt, in dritter Generation führe sie den, vor 15 Jahren übernommen, aber schon seit viel mehr dabei. Erst habe sie was ja anderes gelernt, sagt sie, aber sei dann doch zurück ins Geschäft gekommen, wie das nun mal so ist.

Tanja Bährend führt ihr Familienunternehmen bereits in dritte Generation. Alle haben schon auf dem Dortmunder Wochenmarkt gestanden.
Tanja Bährend führt ihr Familienunternehmen bereits in dritter Generation. Alle haben schon auf dem Dortmunder Wochenmarkt gestanden. © Joscha F. Westerkamp

Dass es bei kaum einer Ware so viel Konkurrenz auf dem Wochenmarkt gibt wie bei Käse, scheint Bährend nicht allzu viele Sorgen zu bereiten: „Wir haben Kunden, die kaufen schon in genauso vielen Generationen bei uns ein, wie es uns gibt.“

150 verschiedene Käsesorten

Und es gibt ja nicht nur sie als Person, sondern auch ihr Angebot. Zwischen 130 und 150 verschiedene Käsesorten seien immer mit dabei, importiert aus Frankreich, Italien, der Schweiz, „eigentlich fast aus ganz Europa“. Auch deutsche Käsesorten habe sie natürlich, immerhin ist Deutschland mit oft jährlich über 2,6 Millionen Tonnen der größte Käseproduzent der Europäischen Union, sie habe da zum Beispiel einen Biodeichkäse.

Neben den Klassikern gibt es immer auch einige ungewöhnlichere Sorten.
Neben den Klassikern gibt es immer auch einige ungewöhnlichere Sorten. © Joscha F. Westerkamp

Von den ganzen Sorten der beliebteste Käse? Wenig überraschende Antwort, „immer noch Gouda“. Doch: „Auch französischer Camembert. Und viele nehmen neben dem Gouda noch eine außergewöhnliche Sorte dazu.“

Und von diesen außergewöhnlichen Sorten gibt es da eine ganze Menge. Einen Büffelmilchweichkäse nennt Bährend da als Beispiel. Oder einen ganz besonderen Schweizer Bergkäse, „von Hand auf der Alm gekocht“. Bekannt sei Käse Bährend aber für ihren hausgemachten Frischkäsesorten, das seien alles Eigenkreationen. Die habe kein anderer auf dem Dortmunder Wochenmarkt.

Die Frischkäsesorten werden bei Käse Bährend selbst angerührt.
Die Frischkäsesorten werden bei Käse Bährend selbst angerührt. © Joscha F. Westerkamp

Käsetorte und Käsepralinen

Sie hat allerdings auch noch etwas in der Auslage, was heraussticht, was völlig anders ausschaut als die hundert gelben oder weißen Käsestücke drumherum. Es sieht aus wie eine sehr sahnige Torte mit roten Flecken. Was bitte ist denn das?

„Eine Frischziegenkäsetorte mit Cranberrys“, sagt Bährend, „kann man sich schön auf einen Stuten schmieren.“ Aha, Käsekuchen wortwörtlich genommen also. Und eine Art Käsepraline hat sie auch: kleine Feigen, umhüllt mit Schokolade, gefüllt mit Ziegenkäsecreme.

Noch ein bisschen Käse da: Die ganze Woche über versorgt Bährend Marktkunden verschiedener Städte mit dem passenden Käse.
Noch ein bisschen Käse da: Die ganze Woche über versorgt Bährend Marktkunden mit dem passenden Käse. © Joscha F. Westerkamp

Aber was ist eigentlich Ihr Lieblingskäse, Frau Bährend? „Ich mag gerne diesen französischen Bergkäse“, sagt sie und zeigt auf einen Meule des Alpes, „der reift in einem alten Eisenbahntunnel. Den haben die extra angekauft, weil es da schön gleichmäßig feucht ist.“

Der teuerste ihrer Käsesorten ist dieser Eisenbahntunnelkäse übrigens bei Weitem nicht. Der Teuerste, das sei ein Schafstrüffelkäse, der koste pro Kilo fast 80 Euro. „Da wird nur ein Kilo von pro Woche verkauft.“

Der teuerste Käse des ganzen Marktstandes: Fast 80 Euro kostet ein Kilo von diesem Trüffelschafskäse.
Der teuerste Käse des ganzen Marktstandes: Fast 80 Euro kostet ein Kilo von diesem Trüffelschafskäse. © Joscha F. Westerkamp

Ein Kilo Trüffelkäse pro Woche, das ist doch schon einiges. Doch Bährend erzählt: In der Woche seien sie jeden Tag mit ihrem Wagen draußen, mittwochs und samstags in Dortmund, ihrer Heimat, auf dem Hansaplatz-Wochenmarkt (aktuell weihnachtsmarktbedingt auf dem Friedensplatz), die anderen Tage in anderen Städten. Immer draußen mit einem, ihrem Käsewagen – aber nie mit mehr. Auch in der dritten Generation nicht.

In dieser Serie stellen wir verschiedene interessante Stände auf dem Dortmunder Hauptwochenmarkt vor – und die Menschen dahinter.

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