Wer wird Dortmunds nächster Oberbürgermeister? Diese Kandidaten haben gute Chancen

Alle Parteien überlegen: Wer kann 2025 Oberbürgermeister werden?
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Noch gut ein Jahr bis zur Wahl? Noch lange hin? Wer sich umhört bei Politikern aus Dortmund, bekommt zwei Antworten: eine offizielle und eine hinter der Hand.

Die offizielle - egal, welche Partei man fragt: Noch habe man niemanden nominiert für das Amt des Oberbürgermeister-Kandidaten 2025. Die Wahl sei ja erst im Herbst nächsten Jahres. Außerdem könne das kein Vorstand, kein Kandidat selbst festlegen. Das sei das ja eine Entscheidung, über die erst in einigen Monaten beim Parteitag abgestimmt werde. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.

Mehr Unterstützung für die SPD?

Denn natürlich laufen die personellen und taktischen Überlegungen längst. Und als sicher gelten bisher erst zwei Dinge: Erstens wird die SPD Amtsinhaber Thomas Westphal erneut berufen - auch wenn zwischenzeitlich nicht alle in der Partei einverstanden waren mit dem Kurs des Oberbürgermeisters.

Doch spätestens zum Unterbezirksparteitag im Frühjahr 2024 rückte man demonstrativ hinter Westphal zusammen - und beklatschte die „Leitidee“, die er vom Rednerpult aus proklamierte. Diese „Leitidee“, auf die man sich parteiintern in den Tagen vor dem Parteitag geeinigt hatte, dürfte ziemlich deckungsgleich sein mit dem SPD-Wahlprogramm 2025.

Aktueller Zeitplan: Im November 2024 benennt die SPD ihren Kandidaten, im Frühjahr 2025 geht es dann um das konkrete Wahlprogramm.

Gemeinsam gegen den amtierenden OB?

Zweitens aber steht auch fest: Außer der SPD wird niemand Thomas Westphal unterstützen. Die anderen Parteien setzen auf eigene Kandidaten - oder zusammen auf einen gemeinsamen. CDU und Grüne würden ihre „Projektpartnerschaft“ gerne auf diese Weise fortsetzen und suchen intensiv nach jemandem, den sie beide unterstützen.

Die Hoffnung natürlich: bessere Chancen gegen Thomas Westphal, der wie nahezu alle Amtsinhaber mit einem gewissen Vorsprung ins Rennen geht. Konkrete Namen kursieren in politischen Kreisen seit längerem. NRW-Kultur- und Wissenschafts-Ministerin Ina Brandes etwa winkte schon Ende 2023 ab. Sie wolle nicht OB-Kandidatin werden in der Stadt, aus der sie stammt.

CDU und Grüne sondieren

Aktuell kursieren mehrere Namen - unter anderem der von Ulrich Wantia. Er ist Unternehmensberater und Vorsitzender der Theater- und Kulturfreunde. Doch weder CDU noch Grüne kommentieren oder dementieren. Sie ziehen sich zurück auf die offizielle Antwort: noch zu früh, die Partei wird entscheiden. Äußern werde man sich „im vierten Quartal 2024“ (CDU), beziehungsweise „zu gegebener Zeit“ (Grüne).

Wäre ein solcher Gegenkandidat auch nach dem Geschmack von FDP oder der Linken? Immerhin unterstützen diese Parteien die Grünen und die CDU im Stadtrat ja des Öfteren mit ihren Stimmen gegen die SPD. Knappe Antwort: eher nicht. Aus FDP-Kreisen heißt es zwar noch: Klar würde man sich erst einmal Vorschläge anhören, wenn man von CDU und Grünen angesprochen werde.

Sichtbar mit eigenem Kandidaten

Die favorisierte Lösung sei allerdings ein eigener Kandidat. Allein schon, um sichtbar zu sein, um das eigene Profil zu schärfen. Von einem der führenden Dortmunder Linken heißt es: „Wenn man keinen Kandidaten aufstellt, findet man auch nicht statt.“

Außerdem wolle man weder OB Westphal noch einen grün-schwarzen Herausforderer unterstützen. Kandidat Nummer fünf wird von der AfD kommen, die äußert sich auf Nachfrage eindeutig.

Ina Brandes, Ministerin in Nordrhein-Westfalen, schaut in die Kamera.
Ina Brandes (CDU) hatte schon Ende 2023 abgesagt, als Gerüchte aufgekommen waren. © CDU

AfD und „Partei“ legen sich fest

„Vorbehaltlich der Entscheidung des höchsten Gremiums - des Parteitages - wird die AfD 2025 voraussichtlich mit einem eigenen Kandidaten ins Rennen gehen.“ Personelle Überlegungen gebe es bereits. Mit einer finalen Entscheidung rechne man bis Frühjahr 2025.

Und auch die kleinste im Stadtrat vertretene Fraktion, „Die Partei“, legt sich bereits heute fest: „Natürlich werden wir auch dieses Mal ein*e OB-Kandidat*in aufstellen.“

Schließlich, so die Partei mit dem Satire-Kern, sei man „die einzige Partei, die auch mit Sicherheit nach der Wahl noch Opposition ist“.

2020 gab es zwölf OB-Kandidaten

Sechs Kandidaten also - von SPD, Grünen/CDU, FDP, Linken, Die Partei und AfD? Wahrscheinlich, dass noch mehr Namen auf dem Stimmzettel stehen werden. 2014 hatten Piraten, Freie Bürger-Initiative (FBI), das Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit und die NPD weitere Kandidaten ins Rennen geschickt. 2020 taten das dann die Piraten, die DKP, die Rechte, die FBI sowie Basisdemokratie jetzt. Hinzu kam ein Einzelbewerber, die Nummer zwölf auf dem Zettel.

Die Frage für 2025 aber: Welche Namen stehen dann weiter oben? Wer hat gute Chancen, von mindestens einer der Parteien aus dem Dortmunder Stadtrat nominiert zu werden?

SPD: OB Westphal soll bleiben

Ein anderer Kandidat als Thomas Westphal? Was monatelang als Gerücht durch die Dortmunder Politik waberte, wäre mehr denn je ein Paukenschlag. Nach Ullrich Sieraus Rückzug zur Kommunalwahl 2020 galt es die Frage zu klären, wer denn der Erbe, der große Nachfolger wird.

Nachdem der vorherige Wirtschaftsförderer Westphal sich dann aber erst die SPD-Kandidatur und später den OB-Sessel gesichert hatte, würde es nun viel brauchen, damit sich die SPD zum Königsmord entscheidet und jemand anderes nominiert. Und so unbeliebt sich Westphal seitdem auch gemacht hat bei den anderen Parteien - etwa durch Allein-Entscheidungen und wenige Absprachen: Seine SPD-Fraktion lobte ihn zuletzt und stellte sich demonstrativ hinter ihn.

Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal mit seinem Vor-Vorgänger Gerhard Langemeyer.
Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal mit seinem Vor-Vorgänger Gerhard Langemeyer. © Stephan Schuetze

CDU/Grüne: Eher partei-externer Kandidat

Wen aufstellen als Herausforderer – oder als Herausforderin? Können sich CDU und Grüne auf jemanden aus den eigenen Reihen einigen? Oder sollten sie lieber außerhalb ihrer Parteien in Dortmund suchen? Ließen sich beispielsweise CDU-Kreisvorsitzender Sascha Mader oder Fraktionschef Jendrik Suck so darstellen, dass sie bei der schwarzen wie grünen Basis und bei der Wählerschaft gut ankommen?

Würde die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Lögering konservative Wähler mehr überzeugen als Westphal? Oder träfe das auf Hannah Rosenbaum oder Marek Paul Kirschniok zu, die aktuellen Vorstandssprecher der Grünen, die noch nicht lange im Amt sind? Wahrscheinlicher scheint eine parteiexterne Variante.

Ob es dabei auf Wantia zuläuft oder auf jemand ganz anderen – das ist unklar. Da lassen sich CDU und Grüne nicht in die Karten gucken.

Linke: Zwei Möglichkeiten

Wie geht es weiter nach dem Absturz bei der Europawahl, bei der die Linken auf 2,8 Prozent schrumpften? So unklar das ist, so eindeutig heißt es aus Parteikreisen, dass es zwei Möglichkeiten gebe - wohl die der vergangenen zwei Kommunalwahlkämpfe.

2014 hatten die Linken mit Dr. Christian Tödt jemanden nominiert, der sich auch außerhalb Dortmunds einen Namen gemacht hatte - unter anderem als Ex-Chefarzt in Herdecke und als Berater einer Bundestagsabgeordneten. 2020 schickten sie dann Utz Kowalewski, den Dortmunder Fraktionsvorsitzenden. Also jemanden, der zentral aus der Lokalpolitik kam.

Kowalewski hat diesen Posten immer noch inne. Gut möglich, dass er 2025 erneut als OB-Kandidat plakatiert wird.

FDP: Erfahrung oder Nachwuchs?

Bundestag oder Stadtrat? Diese Frage könnte sich bei der FDP gar nicht stellen. Michael Kauch war in Berlin, ist Fraktionschef in Dortmund, saß zuletzt sogar als Nachrücker für einige Monate im EU-Parlament. Dass die FDP ihr bekanntestes Gesicht wie schon 2020 aufstellt als OB-Kandidat, es wäre mehr als nachvollziehbar.

Zwar hat es im Kreisvorstand einen radikalen Generationswechsel gegeben. Vorsitzender Nils Mehrer beispielsweise ist mit 23 Jahren nicht einmal der Jüngste. Aber ein Oberbürgermeister-Kandidat in diesem Alter? Selbst Mehrer selbst gibt sich auf Nachfrage skeptisch.

AfD: Radikaler oder gemäßigter Kandidat?

„Ich bin zuversichtlich, dass auch angesichts der Entwicklungen in unserem Land und in Dortmund ein AfD-Kandidat große Zustimmung erhalten wird.“ Das sagt Peter Bohnhof, Sprecher der Partei in Dortmund. Nur: Wen nominieren?

Matthias Helferich, der nicht nur im Stadtrat, sondern auch im Bundestag sitzt, der dortigen Fraktion aber zu extrem ist, und der vom gemäßigten NRW-Vorstand am liebsten aus der Partei geworfen würde? Das spräche für Aufmerksamkeit, für mehr aber nicht. Zumal: Solange das Parteiausschluss-Verfahren gegen ihn letztendlich nicht beigelegt ist, darf Helferich innerhalb der AfD weder wählen noch gewählt werden.

Andere Möglichkeiten: Heiner Garbe, der Fraktionschef, der im Stadtrat wortgewaltig auftritt und die Vertreter der anderen Parteien häufig provoziert. Oder Bohnhof selbst, im Auftreten juristisch und sachlich, wenngleich auch in der Forderung hart. Denkbar sind mehrere Varianten - auch bei der AfD.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 23. Juni 2024.