„Es sind harte Zeiten“ – Weihnachtsmarkt-Händler beklagen dickes Umsatzminus

Dortmunder Weihnachtsmarkt

Lange haben die Schausteller gebangt, ob der Weihnachtsmarkt stattfinden kann. Nach drei Wochen fällt eine Umsatz-Zwischenbilanz ernüchternd aus. Für die Schausteller geht es um ihre Existenz.

Dortmund

, 10.12.2021, 08:55 Uhr / Lesedauer: 2 min
Das Weihnachtsmarkt-Geschäft läuft deutlich schleppendender als in den Jahren zuvor, sagt Budenbesitzer Heinz Deinert.

Das Weihnachtsmarkt-Geschäft läuft deutlich schleppender als in den Jahren zuvor, sagt Budenbesitzer Heinz Deinert. © Lukas Wittland

Wie es gerade läuft? Katrin Latuske und Carola Gehring fangen an zu lachen. Es ist Galgenhumor. „Schauen Sie sich das doch an“, sagt Gehring und deutet an ihrer Bude mit den belgischen Pralinen vorbei auf den Hansamarkt. Am Donnerstagvormittag schlendern ein paar Leute über den Weihnachtsmarkt, aber auch sonst sei in diesem Jahr „ganz, ganz wenig los“, sagt Katrin Latuske.

Carola Gehring (l.) und Katrin Latuske verzeichnen mindestens 50 Prozent Umsatzeinbußen im Vergleich zu vorherigen Weihnachtsmärkten, berichten die beiden. Sie nehmen die Situation mit Galgenhumor.

Carola Gehring (l.) und Katrin Latuske verzeichnen mindestens 50 Prozent Umsatzeinbußen im Vergleich zu vorherigen Weihnachtsmärkten, berichten die beiden. Sie nehmen die Situation mit Galgenhumor. © Lukas Wittland

Harte Zeiten seien das, sagt die 53-Jährige, die in der Bude der Töpferei Langerwehe nebenan arbeitet. „Man muss um sein Geld und seine Existenz kämpfen.“ Mindestens 50 Prozent Umsatzeinbußen im Vergleich zu normalen Jahren habe sie bislang zu verzeichnen, sagt Latuske. Gehring nickt zustimmend. Wie Latuske steht sie jeden Tag elf Stunden auf dem Markt. Danach kümmert sie sich um ihren Online-Shop. Fünfeinhalb Stunden schlafe sie zur Zeit, sagt die 62-Jährige.

Mehrere Gründe für dicke Umsatzeinbußen

Auf 50 Prozent weniger als üblich schätzt auch Patrick Arens als Schausteller-Sprecher und Mitorganisator des Weihnachtsmarktes den Umsatz der Weihnachtsmarkthändler in den ersten Wochen.

Gründe gibt es gleich reichlich, und die meisten haben mit der Corona-Pandemie zu tun. „Wir haben deutlich weniger Touristen aus dem Ausland“, berichtet Arens. Das war zum Teil erwartbar, weil man in diesem Jahr im Vorfeld ganz auf die Werbung etwa um Bustouristen im Umland und nahen Ausland verzichtet hatte. Nur wenige Busse etwa aus den Niederlanden haben so in den letzten Wochen Dortmund als Weihnachtsstadt angesteuert. „Aber auch die Individualtouristen, etwa Familien von auswärts, fehlen“, stellt Arens fest.

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Das gleiche gilt für größere Besuchergruppen, die abends sonst oft nach Feierabend den Weihnachtsmarkt besucht haben. Dazu komme ein geändertes Kaufverhalten, weil das Publikum jünger geworden sei. Das treffe einige Händler besonders stark.

Umsatz-Minus überrascht die Schausteller

Mit einem Rückgang von 15 bis 20 Prozent haben man gerechnet, sagt Arens. Dass es jetzt auf 50 Prozent Minus zugehe, habe möglicherweise auch mit dem schlechten Wetter etwa am vergangenen Wochenende zu tun, vermutet Arens.

„In diesem Jahr kommt alles zusammen“, sagt Heinz Deinert. Der an seinem Stand gefüllte Pizzabrötchen verkauft. Er sei froh, dass er seinem Beruf wieder nachgehen könne, sagt der 35-Jährige. In der Pandemie habe er in vielen Nächten wachgelegen und sich gefragt, wie es weitergehe. Auch der Start des Weihnachtsmarktes sei mit Bangen verbunden gewesen.

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Weil er dachte, dass es von jetzt auf gleich wieder vorbei sein könnte, bestellte er bei seinem Lieferanten zunächst nur tageweise – mittlerweile kauft er etwas langfristiger Ware ein.

„Von Berufs wegen optimistisch“

„Im Moment habe ich ein gutes Gefühl, dass wir mindestens bis zum 23. weiter öffnen dürfen“, sagt Deinert. Aktuell verzeichne er 30 Prozent weniger Umsatz. Was am Ende steht, könne er noch nicht sagen. Bei vielen Händlern wird es aber wohl eine Nullrunde, vermutet er. „Vielleicht ein kleiner Gewinn.“

Wie Deinert, hofft auch Arens auf die letzten zwei Wochen bis zum Fest, in denen erfahrungsgemäß der Geschenke-Kauf noch einmal anziehe. „Wir sind von Berufs wegen optimistisch“, sagt Arens.

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Ein Gutes hat der geringere Besucherstrom allerdings: Niemand, der sich bislang mit Blick auf Corona mit dem Weihnachtsmarkt-Besuch zurückgehalten hat, muss sich Sorgen vor allzu großer Enge machen.

„Gerade auf dem Hansaplatz und auf dem Alten Markt haben wir durch größere Abstände zwischen den Ständen auch mehr Platz geschaffen“, erklärt Arens. Selbstverständlich werde auch die Einhaltung der 2G-Regeln und der Maskenpflicht durch Stichproben-Kontrollen weiterhin überprüft.

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