So können Kinder ihre Schätze in der Bibel und im Koran teilen
Neues Buch zur interreligiösen Arbeit mit Kindern
Immer mehr muslimische Kinder besuchen christliche Kindergärten und Schulen. Damit verändert sich auch die religionspädagogische Arbeit. Wie die gelingen kann, zeigt ein neues Buch, an dem eine evangelische Pfarrerin und eine Islamwissenschaftlerin mitgearbeitet haben.

Rund ein Jahr lang haben Saida Aderras (l., mit Sohn Jassin) und Beate Braukhoff an dem Buch zur interreligiösen Begegnung von Kinden gearbeitet. © Beate Dönnewald
Die einen heißen Eva, Jakob und Noah, die anderen Hawwa, Yakub und Nuh. Die Namen klingen unterschiedlich, und doch haben sie eine gemeinsame Herkunft: Es sind die Namen von Propheten, über die sowohl der Koran als auch die Bibel berichten.
Um diese und weitere Parallelen der beiden Weltreligionen Christentum und Islam geht es in dem gerade erschienenen Buch „Aufeinander zugehen – gemeinsam Schätze teilen“, an dem die evangelische Pfarrerin Beate Brauckhoff (52) und die Religions- und Islamwissenschaftlerin Saida Aderras (37), beide aus Dortmund, mitgearbeitet haben.
In erster Linie wendet sich das Werk an Lehrer und Erzieher, es gibt ihnen Tipps und Impulse zur interreligiösen Arbeit in Kindergärten und Schulen.
Geschichten über Jesus und den Propheten Mohammed
Auf knapp 130 Seiten schicken Beate Brauckhoff, Saida Aderras und drei weitere Autoren Pädagogen und Kinder gleichermaßen auf eine Entdeckungsreise in die Grundlagen des Christentums und des Islam. Kindgerecht aufbereitete Geschichten und Zeichnungen aus der Bibel und dem Koran, etwa über Jesus und den Propheten Mohammed, passende Lieder sowie praktische Anleitungen zu szenischen Spielen bilden die Pfeiler des Buches.
Sie sollen Kindgartenkindern ab 4 und Schülern bis 13 Jahren helfen, nicht nur ihren eigenen Glauben kennen, sondern auch den der anderen achten zu lernen. Der Schwerpunkt des Buches liege dabei ganz bewusst auf den Gemeinsamkeiten, so Pfarrerin Brauckhoff. „Wir teilen einen Schatz, über den wir ins Gespräch kommen können.“ Letztlich sei die zentrale Gemeinsamkeit der Glaube an Gott, ergänzt Saida Aderras.
Vertrauen schaffen und Vorurteile abbauen
Dass es so viele Gemeinsamkeiten zwischen Islam und Christentum gebe, sei ihr erst durch die Arbeit an diesem Buch bewusst geworden, erzählt Pfarrerin Brauckhoff. Als Beispiele nennt sie die Weihnachtsgeschichte und die Jungfrauengeburt oder die Geschichte von Abraham, auf den sich Christen, Muslime und auch die Juden als Stammvater berufen. „Auch Jesus taucht in beiden Heiligen Schriften auf, aber bei uns ist er ein Prophet“, ergänzt Saida Aderras, die marokkanische Wurzeln hat.
Beide Religionen hätten ähnliche Strukturen und gleiche Geschichten mit zum Teil unterschiedlichen Auslegungen. Die Autorinnen sind überzeugt, dass die interreligiöse Arbeit in Schulen und Kitas dazu beiträgt, Vertrauen zu schaffen und Vorurteile abzubauen. Noch immer würde zu viel über- als miteinander gesprochen und gerade die Unterschiede seien politisch motiviert.
Das Buch soll zudem helfen, Unsicherheiten bei Pädagogen im Umgang mit der religiösen Vielfalt in Schulen und Kindergärten abzubauen. „Wir wollen ihn eine Hilfestellung an die Hand geben, wie sie die Glaubensgeschichte angemessen teilen“, so das Autorenduo.