
© Kevin Kindel
Was der erneute Astrazeneca-Impfstopp für Dortmund bedeutet
Corona-Impfungen
NRW hat die Corona-Impfungen mit Astrazeneca für Menschen unter 60 Jahren vorerst ausgesetzt. Im Dortmunder Impfzentrum stellt sich die Frage, wie man mit dem Mittel umgeht, aktuell aber gar nicht.
Wieder wird über den Corona-Impfstoff von Astrazeneca diskutiert, wieder gibt es einen Impfstopp. Zwei Dortmunder Ärzte mit ganz zentralen Aufgaben in der Pandemie schildern ihre Erfahrungen.
Dr. Reinhard Büker, Leiter des Dortmunder Impfzentrums, sagt, dieses Thema beherrsche viele Gespräche in der Warsteiner Music Hall. Viele Impflinge hatten demnach zuletzt Fragen wegen des möglichen Thrombose-Risikos.
Zwar gab es für Dortmund zum Zeitpunkt des Gespräches mit unserer Redaktion am Dienstagmittag (30.3.) noch keine offizielle Entscheidung. Doch das Team des Impfzentrums habe in den vergangenen Tagen bereits darauf geachtet „die Risikogruppe tunlichst nicht mit Astra zu impfen“, so Büker.
„Wir haben ohnehin gerade kein Astra“, sagte der Mediziner jedoch zur aktuellen Lage. Und: „Im Fall von möglichen gesundheitlichen Risiken hat das Impfzentrum den Impfwilligen ohnehin einen alternativen Impfstoff zur Verfügung gestellt“, ergänzt Stadtsprecherin Anke Widow. Rund 18.700 Menschen seien bislang in Dortmund mit Astrazeneca geimpft worden.
„Jeder Arzt verzweifelt“ bei bestimmten Todesfällen
„Gott sei Dank“ wisse man von keinerlei schweren Komplikationen durch die Impfung in Dortmund, so Büker. Er halte es persönlich für den richtigen Weg, die hier betroffene Risikogruppe, also Frauen bis zu einem gewissen Alter, von der Impfung auszunehmen. Die Stadtverwaltung hat keinen eigenständigen Impfstopp erwogen. Dies sei nur vonseiten Bundes- oder Landesregierung sinnvoll, so Widow.
Dr. Reinhard Büker betonte, dass es sich um eine Vorsichtsmaßnahme handele. „Jeder Arzt verzweifelt, wenn durch seine Entscheidung jemand stirbt“, so Büker. Dies komme aber auch bei Grippe- oder Gürtelrose-Impfungen vor. „Gegen die dabei möglichen Impfreaktionen ist Astrazeneca ein leichter Schnupfen“, sagte er.
Hausärzte-Sprecher Dr. Prosper Rodewyk wunderte sich kurz danach, dass es aus Großbritannien keine ähnlichen Meldungen gebe, wo rund 11 Millionen Menschen mit Astrazeneca geimpft worden seien. Zum stellenweisen Impfstopp, der beim Gespräch erst nur im Kreis Euskirchen und in Berlin galt, sagte er: „Damit machen wir auf jeden Fall den Impfstoff konsequent kaputt.“ Viele Leute hätten ihn bereits zuvor abgelehnt. So seien die Ziele der Impfkampagne in Gefahr.
Flächendeckende Entscheidung sei nötig
Rodewyk gefällt nicht, dass bei diesem Thema offenbar „jeder macht, was er will“. Die Menschen im Rheinland oder in Berlin seien natürlich nicht mehr gefährdet als anderswo. Eine flächendeckende allgemein gültige Entscheidung sei nötig.
Die Anti-Baby-Pille berge bei rauchenden Frauen seit Jahren ein bekanntes Risiko für Thrombosen. Dabei gebe es prozentual weitaus mehr Fälle als es bisher bei Geimpften gab, so der Ärzte-Sprecher.
1999 geboren und in der Fußballhauptstadt aufgewachsen, studiert Angewandte Literatur- & Kulturwissenschaften, seit 2019 bei den Ruhr Nachrichten und da aktuell meistens in den Stadtteilen von Dortmund für Sie unterwegs.

Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
