Warum immer mehr Händler in der Dortmunder Innenstadt früher ihre Geschäfte schließen

© Dieter Menne

Warum immer mehr Händler in der Dortmunder Innenstadt früher ihre Geschäfte schließen

rnLadenöffnungszeiten in der City

Der Wunsch nach einheitlichen Öffnungszeiten in der City wird wohl immer ein Traum bleiben. Inzwischen geht der Trend sogar wieder zu kürzeren Geschäftszeiten. Und das hat gute Gründe.

Dortmund

, 31.05.2019, 11:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Bis vor 30 Jahren war alles ganz einfach: Um 18.30 Uhr war Schluss mit Einkaufen. Nach 1989 begann der strenge Ladenschluss nach und nach zu bröckeln. Erst mit der Einführung eines „langen Donnerstags“, dann mit Öffnungszeiten bis 20 Uhr. Inzwischen können Geschäfte außer sonntags theoretisch rund um die Uhr öffnen.

Doch nicht nur die Euphorie, die anfangs mit der neuen Freiheit verbunden war, ist inzwischen verflogen. Auch die Bemühungen, trotz der Liberalierung weitgehende einheitliche Öffnungszeiten zumindest in den Innenstädten zu bieten, sind gescheitert.

Jetzt lesen

Eröffnung der Thier-Galerie

Eine Debatte um möglichst einheitliche Öffnungszeiten in der Dortmunder City hatte zuletzt die Eröffnung der Thier-Galerie im September 2011 ausgelöst. Freitags und samstags, so sahen es die Mietverträge von Centerbetreiber ECE vor, sollten die 150 Geschäfte dort bis 22 Uhr öffnen. Und das Centermanagement hatte die Hoffnung, dass andere Händler in der City bei dem späten Ladenschluss zum Wochenende mitziehen.

Die sahen jedoch keinen Grund dazu und blieben bei den gewohnten Zeiten - der Regel bis 20 Uhr. Einige Jahre später ruderte dann das Management der Thier-Galerie zurück: Seit Mai letzten Jahres schließt das Shopping-Center freitags und samstags ebenfalls um 20 Uhr. So habe es die Mehrheit der Händler gewünscht, heißt es. Für sie seien die Umsätze zwischen 20 und 22 Uhr, wenn eher junge Kunden gekommen seien, nicht zufriedenstellend gewesen.

Seit Mai 2018 schließen die Geschäfte in der Thier-Galerie täglich um 20 Uhr.

Seit Mai 2018 schließen die Geschäfte in der Thier-Galerie täglich um 20 Uhr. © Oliver Schaper

Von einheitlichen Öffnungszeiten in der City kann trotzdem nicht die Rede sein. Einige Händler öffnen um 9.30 Uhr, andere erst um 11 Uhr, einige schließen bereits um 18 oder 19 Uhr.

Jetzt lesen

„Bis 20 Uhr zu öffnen, können sich meist nur die Kaufhäuser und großen Ketten leisten. Das sind dann oft auch Entscheidungen der Konzernzentralen“, erklärt der Cityring-Vorsitzende Dirk Rutenhofer. Die Gemeinschaft der Innenstadt-Kaufleute ist generell um ein einheitliches Auftreten des City-Handels bemüht, kennt aber auch gerade die Sorgen der kleinen Läden.

„Es muss sich rechnen“

Oft seien es kleinere, inhabergeführte Geschäfte, die vor 20 Uhr schließen, erläutert Rutenhofer. „Das muss jeder Einzelhändler selbst entscheiden, denn letztlich muss es sich für ihn rechnen.“ Das gilt auch für die gewünschte Teilnahme an verkaufsoffenen Sonntagen. Auch da bleiben die Türen kleiner Geschäfte oft geschlossen. Insofern ist Rutenhofer schon zufrieden, dass es zumindest von Montags bis Samstag in der City eine Kernöffnungszeit von 10 bis 19 Uhr gibt.

Jetzt lesen

Die Erfahrungen aus Dortmund gelten auch in anderen Städten. „Für den Händler sind längere Öffnungszeiten mit hohen Kosten verbunden“, sagt Carina Peretzke, Sprecherin des Handelsverbands Nordrhein-Westfalen. Personal-, Strom- und Heizkosten seien ein nicht zu unterschätzender Faktor. „Deshalb ist die große Frage: Lohnt sich das? Wollen die Kunden das wirklich?“ Zudem könnten größere Ketten so etwas eher stemmen als kleine Geschäfte.

Kernöffnungszeit bleibt

Die Kundschaft scheint damit leben zu können. Die Studie „Vitale Innenstädte 2018“, die das Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) und der Handelsverband NRW Anfang des Jahres veröffentlicht haben, hat gezeigt, dass in puncto Öffnungszeiten Deutschlands Innenstädte im Durchschnitt die Schulnote 2,4 erhielten.

„Je größer die Stadt, desto besser fiel die Bewertung aus“, sagt Boris Hedde vom Institut für Handelsforschung (IFH) in Köln. Und mit der Kernöffnungszeit von 10 bis 19 Uhr bietet die Dortmunder City zumindest ein wenig Verlässlichkeit für die Kunden.