Lohnen sich einheitliche Öffnungszeiten für alle?

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Lohnen sich einheitliche Öffnungszeiten für alle?

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Sie sind das Thema bei Treffen von Händler- und Werbegemeinschaften: einheitliche Öffnungszeiten. Fachleute glauben, dass sie ein probates Mittel gegen die Verödung der Innenstädte sind.

Dortmund

, 09.05.2019, 13:31 Uhr / Lesedauer: 1 min

Das Problem: „Für den Händler sind längere Öffnungszeiten mit hohen Kosten verbunden“, sagt Carina Peretzke, Sprecherin des Handelsverbands Nordrhein-Westfalen. Personal-, Strom- und Heizkosten seien ein nicht zu unterschätzender Faktor. „Deshalb ist die große Frage: Lohnt sich das? Wollen die Kunden das wirklich?“ Zudem könnten größere Ketten so etwas eher stemmen als kleine Geschäfte. Auch bei der Absprache von Öffnungszeiten sei Vorsicht geboten: „Auf jeden Fall müssten die Unternehmen prüfen, inwiefern eine Absprache dem Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen zuwiderläuft“, sagt Peretzke.

Kartellrechtlich möglich wäre es beispielsweise, wenn durch die Interessenverbände vor Ort den Einzelhändlern empfohlen wird, ihre Betriebe während der Zeiten zu öffnen, die erfahrungsgemäß die Haupteinkaufszeit der Verbraucher umfassen. Gleichzeitig muss deutlich gemacht werden, dass es sich um eine unverbindliche Empfehlung handelt und Abweichungen hiervon durch längere oder kürzere Öffnungszeiten jederzeit möglich sind. Hierdurch könnte einerseits dem Interesse der Verbraucher an verlässlichen Öffnungszeiten Rechnung getragen werden, andererseits wird die Freiheit des jeweiligen Einzelhändlers, abweichend auf seine Kundschaft zugeschnittene Öffnungszeiten anzubieten, nicht beschränkt.

Die Studie Vitale Innenstädte 2018, die das Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) und der Handelsverband NRW Anfang des Jahres veröffentlicht haben, hat gezeigt, dass in puncto Öffnungszeiten Deutschlands Innenstädte im Durchschnitt die Schulnote 2,4 erhielten. „Je größer die Stadt desto besser fiel die Bewertung aus“, sagt Boris Hedde vom Institut für Handelsforschung (IFH) in Köln. Öffnungszeiten seien für sich genommen zwar kein Hebel für die Gesamtattraktivität einer Stadt. Aber fehlen diese, könne ein Abstrafen durch den Kunden die Folge sein. Gleiche Öffnungszeiten haben insofern eine Bedeutung, „dass Besucher in der Einheitlichkeit einen Mehrwert sehen“, sagt IFH-Geschäftsführer Boris Hedde.

Da es jedoch insbesondere für mittelständisch geprägte Handelsunternehmen schwierig sein kann, die Öffnungszeiten großer filialisierter Unternehmern abzubilden, wäre als Kompromiss denkbar, sagt Hedde. Zum Beispiel feste Zeitspannen, in denen alle geöffnet haben und die auch an die potenziellen Besucher der Stadt kommuniziert werden.

Nach Informationen der Landesregierung wurden 2018 in Nordrhein-Westfalen 309 nach neuem, seit März 2018 geltendem Recht, beschlossene verkaufsoffene Sonn- und Feiertage durchgeführt. Gerichtlich untersagt wurden 22 verkaufsoffene Sonntage, die die Kommunen nach neuem Recht beschlossen hatten. Von März bis Dezember 2017 wurden 57 verkaufsoffene Sonn- und Feiertage gerichtlich untersagt. Im gleichen Zeitraum wurden 2018 die 22 verkaufsoffenen Sonn- und Feiertage nach neuem Recht, sowie nach Kenntnis der Landesregierung neun nach altem Recht untersagt. Die Fallzahl sei also deutlich gesunken.